Energie: Stromzähler als Spitzel?

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In Österreich werden intelligente Stromzähler eingeführt. Die Umstellung kostet bis zu zwei Milliarden. Datenschützer haben Bedenken.

Wien. In den kommenden zwei Jahren beginnt in Österreich die flächendeckende Einführung der sogenannten Smart Meter. Bis 2019 sollen 95 Prozent der Haushalte mit den intelligenten Stromzählern ausgestattet sein. Datenschutzexperte Hans Zeger hat jedoch massive Bedenken, zumal die Geräte technisch noch nicht ausgereift seien.

Die neuen Stromzähler verraten viel über die Lebensgewohnheiten und leiten die Informationen über den Stromverbrauch im Viertelstundentakt weiter. Das müsste nicht sein, meint Zeger von der Arge Daten. „Was wir verlangt haben, war, dass man ein Gerät installiert, das nur die allernotwendigsten Funktionen hat – so wie in Deutschland.“ Es solle nur abgelesen werden, wenn die Monats- oder Jahresabrechnung fällig ist oder ein Eigentümerwechsel stattfindet.

Besonders gefährlich findet der Datenschützer, dass die Geräte aus der Ferne abschaltbar sind. Dies sei nicht nur für den Betroffenen unangenehm – er hat dann keinen Strom mehr –, sondern könne auch ein ganzes Netz destabilisieren. „Das kann zu einer Kettenreaktion führen, die ganz große Teile Österreichs oder sogar Europas lahmlegt“, so Zeger im ORF-Interview. Nämlich dann, wenn Konzerne attackiert werden. „Bei Geräten, die jetzt auf dem Markt sind, die technisch nicht ausgereift sind, könnte man versuchen, einen Netzbetreiber zu erpressen“, ganz nach dem Motto: Wenn du nicht zahlst, schalten wir tausende Geräte ab.

Einzelne Bürger sollen sich laut Zeger genau überlegen, ob sie sich einen intelligenten Stromzähler installieren. Der Datenschützer empfiehlt, so lange zu warten, bis es europaweite Sicherheitsstandards gibt und die Geräte so ausgereift sind, dass sie diesen Standards auch entsprechen. In ein bis zwei Jahren werde das der Fall sein.

Geräte helfen beim Energiesparen

Die Kosten für den Tausch der rund 5,7 Millionen alten Stromzähler werden hierzulande auf 1,5 bis zwei Milliarden Euro geschätzt, je nachdem, was die Geräte alles können. Die Vorgabe der EU lautet, dass bis 2020 mindestens 80 Prozent aller Haushalte ein Smart Meter haben müssen. Die Geräte sollen Konsumenten beim Energiesparen helfen, weil sie rasch erfahren, wie viel Strom sie verbrauchen und was dieser gerade kostet.

In Österreich wird das Einsparpotenzial für einen Haushalt auf 30 bis 50 Euro pro Jahr geschätzt. Das sind etwa drei bis vier Prozent der Stromkosten. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2013)

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