2013 im Kino
2013 im Kino: Die 12 sehenswertesten Filme des vergangenen Jahres

Weltraum, Bilderfluten und viel Pop: "Die Presse"-Filmkritiker Christoph Huber kürt die sehenswertesten Filme des vergangenen Jahres.
12) "Fata Morgana"
Regie: Peter Schreiner
Mit "Fata Morgana" hat der österreichische Sensibilist Peter Schreiner einen seiner monumentalsten Entwürfe vorgelegt. Die Figuren dieses (Seelen-)Landschaftsfilms durchqueren die libysche Sahara und die Lausitz und debattieren über die letzten Dinge. Außen- und Innenwelt spiegeln einander in monolithischen Panoramen und Nahaufnahmen. Auch ein Film zur Krisenzeit.
12) "Fata Morgana"
Regie: Peter Schreiner
Mit "Fata Morgana" hat der österreichische Sensibilist Peter Schreiner einen seiner monumentalsten Entwürfe vorgelegt. Die Figuren dieses (Seelen-)Landschaftsfilms durchqueren die libysche Sahara und die Lausitz und debattieren über die letzten Dinge. Außen- und Innenwelt spiegeln einander in monolithischen Panoramen und Nahaufnahmen. Auch ein Film zur Krisenzeit.
(c) Sixpack Films

11) ''L'exercice de l'état'' (Der Aufsteiger)
Regie: Pierre Schoeller
Schoellers Porträt eines Verkehrsministers ist ein unkonventioneller, packender Thriller mit albtraumhafter Atmosphäre. In der Hauptrolle: Der (wie stets) großartige Olivier Gourmet – Stammschauspieler der gefeierten Dardenne-Brüder, die hier koproduziert haben.
Schoellers Porträt eines Verkehrsministers ist ein unkonventioneller, packender Thriller mit albtraumhafter Atmosphäre. In der Hauptrolle: Der (wie stets) großartige Olivier Gourmet – Stammschauspieler der gefeierten Dardenne-Brüder, die hier koproduziert haben.
(c) Filmladen/JEROME PREBOIS

10) ''Only God Forgives''
Regie: Nicolas Winding Refn
Nicolas Winding Refn lässt Ryan Gosling (in der nach "Drive" zweiten Zusammenarbeit mit dem Schauspieler) durch Bangkoks Rotlichtviertel schlafwandeln. Gosling spielt den Betreiber eines Muay-Thai-Boxklubs, bloß eine Fassade für Drogenhandel. Als sein ruchloser Bruder ermordet wird, eskaliert eine Gewaltspirale der Rache, angetrieben vom „Richter“ (gespielt vom einheimischen Kendo-Lehrer Vithaya Pansingarm) und Kristin Scott Thomas als schreckliche und unversöhnliche Mutter von Goslings Figur. Ein virtuoser exotischer Albtraum.
Nicolas Winding Refn lässt Ryan Gosling (in der nach "Drive" zweiten Zusammenarbeit mit dem Schauspieler) durch Bangkoks Rotlichtviertel schlafwandeln. Gosling spielt den Betreiber eines Muay-Thai-Boxklubs, bloß eine Fassade für Drogenhandel. Als sein ruchloser Bruder ermordet wird, eskaliert eine Gewaltspirale der Rache, angetrieben vom „Richter“ (gespielt vom einheimischen Kendo-Lehrer Vithaya Pansingarm) und Kristin Scott Thomas als schreckliche und unversöhnliche Mutter von Goslings Figur. Ein virtuoser exotischer Albtraum.
(c) Constantin

9) ''Kern''
Regie: Veronika Franz, Severin Fiala
Der Regisseur und Schauspieler Peter Kern, rastlos und streitbar, ist die widersprüchliche Hauptfigur des Films: Was als Doku daherkommt, ist eigentlich ein hybrides Gebilde, das vor allem vom Prozess des Filmemachens erzählt. Auch dank des begnadeten Unterhalters und Geschichtenerzählers Peter Kern: Denn alles, was er sagt, ist Spiel und bitterer Ernst zugleich.
Der Regisseur und Schauspieler Peter Kern, rastlos und streitbar, ist die widersprüchliche Hauptfigur des Films: Was als Doku daherkommt, ist eigentlich ein hybrides Gebilde, das vor allem vom Prozess des Filmemachens erzählt. Auch dank des begnadeten Unterhalters und Geschichtenerzählers Peter Kern: Denn alles, was er sagt, ist Spiel und bitterer Ernst zugleich.
(c) Polyfilm

8) ''Django Unchained''
von Quentin Tarantino
Tarantinos Film mit Christoph Waltz klingt nach Italowestern, ist aber ein explosiver Kommentar zur (Film-)Geschichte der Sklaverei. Als Analyse eines menschenverachtenden Systems ist "Django Unchained“ um einiges unerbittlicher als der Vorgängerfilm "Inglourious Basterds".
Tarantinos Film mit Christoph Waltz klingt nach Italowestern, ist aber ein explosiver Kommentar zur (Film-)Geschichte der Sklaverei. Als Analyse eines menschenverachtenden Systems ist "Django Unchained“ um einiges unerbittlicher als der Vorgängerfilm "Inglourious Basterds".
(c)

7) ''Berberian Sound Studio''
von Peter Strickland
In "Berberian Sound Studio" wird ein Brite (ideal besetzt: der kleinwüchsige Toby Jones) nach Rom geholt, um dort einen merkwürdigen Horrorfilm nachzusynchronisieren. Stricklands Film ist ein Meta-Meisterstück der Verschiebung: Der Klang überwältigt das Bild, und ein fiktiver Film fragmentiert die Psyche des Helden und damit die Erzählung.
In "Berberian Sound Studio" wird ein Brite (ideal besetzt: der kleinwüchsige Toby Jones) nach Rom geholt, um dort einen merkwürdigen Horrorfilm nachzusynchronisieren. Stricklands Film ist ein Meta-Meisterstück der Verschiebung: Der Klang überwältigt das Bild, und ein fiktiver Film fragmentiert die Psyche des Helden und damit die Erzählung.
(c)

6) ''Der Letzte der Ungerechten''
(Le dernier des injustes) von Claude Lanzmann
Der große französische Dokumentarist setzt dem Wiener Rabbi und letzten Judenältesten Benjamin Murmelstein ein Denkmal - und sich selbst gleich auch. Mit dem neunstündigen Dokumentarepos „Shoah“ (1985) schrieb Lanzmann (Film-)Geschichte. Seit 1999 hat Lanzmann in drei kleineren Filmen Material verarbeitet, das für "Shoah" gedreht war, aber letztlich in andere Richtungen wies. "Der Letzte der Ungerechten" reiht sich in den Nachlesezyklus, ist mit über dreieinhalb Stunden Spieldauer aber nochmals ein monumentaler Wurf.
Der große französische Dokumentarist setzt dem Wiener Rabbi und letzten Judenältesten Benjamin Murmelstein ein Denkmal - und sich selbst gleich auch. Mit dem neunstündigen Dokumentarepos „Shoah“ (1985) schrieb Lanzmann (Film-)Geschichte. Seit 1999 hat Lanzmann in drei kleineren Filmen Material verarbeitet, das für "Shoah" gedreht war, aber letztlich in andere Richtungen wies. "Der Letzte der Ungerechten" reiht sich in den Nachlesezyklus, ist mit über dreieinhalb Stunden Spieldauer aber nochmals ein monumentaler Wurf.

5) ''To the Wonder''
von Terrence Malick
Ein reines Fließen erzeugt Terrence Malick in seiner Liebesgeschichte. Die Produktion war (wie immer bei dem Regie-Einzelgänger) geheimnisumwittert; am Ende hat Malick eine ganze Reihe seiner Stars einfach herausgeschnitten. Ben Affleck spielt zwar eine Hauptfigur, sagt aber kaum einen Satz als Liebhaber, dem die Intimität schwerfällt. Noch stärker als in "Tree of Life" verlässt sich Malick fast völlig aufs Bild.
Ein reines Fließen erzeugt Terrence Malick in seiner Liebesgeschichte. Die Produktion war (wie immer bei dem Regie-Einzelgänger) geheimnisumwittert; am Ende hat Malick eine ganze Reihe seiner Stars einfach herausgeschnitten. Ben Affleck spielt zwar eine Hauptfigur, sagt aber kaum einen Satz als Liebhaber, dem die Intimität schwerfällt. Noch stärker als in "Tree of Life" verlässt sich Malick fast völlig aufs Bild.
(c) Studiocanal/Mary Cybulski

4) ''Ihr werdet euch noch wundern''
(Vous n'avez encore rien vu) von Alain Resnais
In der starbesetzten Tragikomödie sprengt der französische Altmeister zwei Stücke von Jean Anouilh. Es ist wieder ein vielschichtiges Arrangement um Film und Bühne und Schauspiel(er), um die Liebe und den Tod, dabei mischt Resnais Klassizismus und Experiment noch immer mit einer nachgerade wahnwitzig wirkenden Frische, die vielen jüngeren Kollegen gut anstünde.
In der starbesetzten Tragikomödie sprengt der französische Altmeister zwei Stücke von Jean Anouilh. Es ist wieder ein vielschichtiges Arrangement um Film und Bühne und Schauspiel(er), um die Liebe und den Tod, dabei mischt Resnais Klassizismus und Experiment noch immer mit einer nachgerade wahnwitzig wirkenden Frische, die vielen jüngeren Kollegen gut anstünde.
(c) Thimfilm/A.BORREL

3) ''Gravity''
von Alfonso Cuarón
Sandra Bullocks Überlebenskampf im Weltall als digitales (3-D-)Meisterstück - unerreichter Realismus, erzeugt mit fast völlig künstlichen Mitteln. Cuarón setzt auf eine elegant verknappte Dramaturgie, die ständige Spannung erzeugt und nebenbei auch etwas ganz Ungewöhnliches ist im heutigen Hollywood-Kino: ein Arbeitsplatz-Film.
Sandra Bullocks Überlebenskampf im Weltall als digitales (3-D-)Meisterstück - unerreichter Realismus, erzeugt mit fast völlig künstlichen Mitteln. Cuarón setzt auf eine elegant verknappte Dramaturgie, die ständige Spannung erzeugt und nebenbei auch etwas ganz Ungewöhnliches ist im heutigen Hollywood-Kino: ein Arbeitsplatz-Film.
(c) Courtesy of Warner Bros. Picture

2) ''Paradies: Glaube'' und und ''Paradies: Hoffnung''
von Ulrich Seidl
Meisterhafter Mittelteil und unerwartete Coda der Großtrilogie. ''Paradies: Glaube'' ist kein Film über Religion, es geht um den Menschen. Brillant: Ausnahmeschauspielerin Maria Hofstätter. In ''Paradies: Hoffnung'' werden Körper übergewichtiger Teenager beim Training sowie deren Gefühle diszipliniert und eingepeitscht.
Meisterhafter Mittelteil und unerwartete Coda der Großtrilogie. ''Paradies: Glaube'' ist kein Film über Religion, es geht um den Menschen. Brillant: Ausnahmeschauspielerin Maria Hofstätter. In ''Paradies: Hoffnung'' werden Körper übergewichtiger Teenager beim Training sowie deren Gefühle diszipliniert und eingepeitscht.
(c)

1) ex aequo: ''Pain & Gain''
von Michael Bay
Pop goes the world! Die USA feiern ihre Apokalypse als Party - mit zwei Filmen, die Verbrechen in der Wohlstandsgesellschaft als perverse Schlussfolgerung des US-Erfolgsrezepts zeigen.
Michael Bays unfassbar vulgäre Actionkomödie ''Pain & Gain'' über drei blöde Bodybuilder auf Raubzug ist so etwas wie der Endpunkt des Blockbuster-Kinos. Oder doch eine Satire? Jedenfalls entsetzlich unterhaltsam.
Pop goes the world! Die USA feiern ihre Apokalypse als Party - mit zwei Filmen, die Verbrechen in der Wohlstandsgesellschaft als perverse Schlussfolgerung des US-Erfolgsrezepts zeigen.
Michael Bays unfassbar vulgäre Actionkomödie ''Pain & Gain'' über drei blöde Bodybuilder auf Raubzug ist so etwas wie der Endpunkt des Blockbuster-Kinos. Oder doch eine Satire? Jedenfalls entsetzlich unterhaltsam.

1) ex aequo: ''Spring Breakers''
von Harmony Korine
Mit "Spring Breakers" präsentiert sich Harmony Korine als Hieronymus Bosch der Hip-Hop-Video-Ära: ein Meisterwerk über Spiritualität und Exzesskultur.
Mit "Spring Breakers" präsentiert sich Harmony Korine als Hieronymus Bosch der Hip-Hop-Video-Ära: ein Meisterwerk über Spiritualität und Exzesskultur.
(c) Michael Muller