Kunstsammler Gurlitt will keine Einigung mit Behörden

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Der Münchner Kunstsammler, dessen Sammlung teils unter Raubkunst-Verdacht steht, soll 100.000 Euro an Steuern vorenthalten haben.

Der Münchner Kunstsammler Cornelius Gurlitt hat kein Interesse an einer gütlichen Einigung mit den staatlichen Behörden in Deutschland, berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus". Der 81-Jährige habe einen ersten und bislang einzigen telefonischen Kontaktversuch von Seiten der Kanzleramts-Mitarbeiterin Ingeborg Berggreen-Merkel abgeblockt. Gurlitt, in dessen Wohnung vor zwei Jahren eine Kunstsammlung gefunden und sichergestellt wurde, habe das Telefonat mit den Worten "Bitte nicht!" abgebrochen. Berggreen-Merkel ist die Leiterin der Taskforce zur Sammlung Gurlitt.

Gegen Gurlitt ermittelt die Staatsanwaltschaft in Augsburg wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung. Die Fahnder gehen dem Verdacht nach, Gurlitt habe sich bei Kunstverkäufen auf diskrete Helfer verlassen, die seine Kunstwerke bei Auktionshäusern und Galerien anboten. Im Jahre 2011 war ein Gemälde von Max Beckmann aus Gurlitts Sammlung für 864.000 Euro versteigert worden. Bei diesem Verkauf habe er dem Staat mindestens 100.000 Euro an Steuern vorenthalten.

In der Wohnung Gurlitts im Münchner Stadtteil Schwabing hatten die Behörden im Frühjahr 2012 die verschollen geglaubte Sammlung seines Vaters Hildebrand Gurlitt beschlagnahmt, der einer von Hitlers Kunsthändlern war. Erst in diesem Herbst war der spektakuläre Fund mit weit mehr als 1000 Werken publik geworden.

600 Bilder unter Raubkunst-Verdacht

Fast 600 Bilder stehen im Verdacht, Nazi-Raubkunst zu sein. Rund 300 Bilder, bei denen es keinen solchen Verdacht gibt, sollte er zurückbekommen. Diese sollen Mitglieder seiner Familie gemalt haben oder sie waren erst nach 1945 entstanden - und gehören Gurlitt damit zweifelsfrei. Die Behörden haben Schwierigkeiten, an den zurückgezogen lebenden Mann heranzukommen.

>> "Focus"-Bericht

(APA/dpa)

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