Interessent für Raiffeisen in Ungarn

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Eine teilstaatliche Bank hat ein Kaufangebot gelegt.

Wien/Budapest. Die Raiffeisen Bank International (RBI) könnte sich bald aus Ungarn zurückziehen. Wie die ungarische Zeitung „Magyar Hírlap“ berichtet, hat die teilstaatliche ungarische Szechenyi Commercial Bank für die ungarische Raiffeisen-Tochter ein Kaufangebot gelegt. De RBI will dieses "Marktgerücht" nicht kommentieren, man habe aber bereits früher kommuniziert, dass es Angebote für Raiffeisen-Töchter in Ungarn und in der Ukraine gebe, sagte RBI-Sprecherin Ingrid Krenn-Ditz am Dienstag zur APA.

Man habe im November Fokusmärkte definiert, "wo wir Wachstum sehen und wo wir auch wachsen wollen", so Krenn-Ditz, das seien Russland, Polen, die Slowakei, Tschechien, Rumänien und Österreich. In den anderen Märkten wolle man je nach den Marktbedingungen das Geschäft zurückfahren, "wir haben das in Slowenien angekündigt und auch durchgesetzt". Man könne sich das auch für Ungarn und die Ukraine, wo es bereits konkrete Angebote gebe, vorstellen, bestätigte die RBI-Sprecherin. Einen Zeithorizont für einen möglichen Rückzug aus diesen Ländern habe man sich nicht gesetzt.

Keine Bankensteuer für Staatsbank

Die Szechenyi-Bank gehört zu 49 Prozent dem ungarischen Staat. Die Mehrheit hält die T&T Ingatlanforalmazo es Vagyonkezelo, ein Unternehmen, das dem Chef der staatlichen Schuldenagentur AKK, Istvan Töröcskei, zugerechnet wird. Töröcskei wollte den Bericht nicht kommentieren. Er nehme keine Stellung zu Dingen, die noch nicht abgeschlossen seien, hieß es. Der ungarische Staat soll auch an der Tochter der Erste Group interessiert sein.

Sollte Raiffeisen (indirekt) an den ungarischen Staat wandern, müsste die Bank keine Bankensteuer mehr zahlen. Im Jahr 2013 musste Raiffeisen dafür 59 Mio. Euro aufwenden. Zum Vergleich: In Österreich zahlte die RZB-Gruppe 118 Mio. Euro an Bankensteuer.

Harte Zeiten für Banken

Die Regierung unter Viktor Orbán macht ausländischen Banken das Leben schwer. Vor zwei Jahren zwang die Regierung die Banken, Fremdwährungskredite in Forint-Darlehen umzuwandeln. Viele ungarische Bürger hatten ihre Kredite wegen des Verfalls der Landeswährung nicht mehr zurückzahlen können. Die Banken, die dadurch hohe Verluste erlitten hatten, errangen in dieser Causa kürzlich einen Teilsieg vor dem Obersten Gericht in Budapest.

Zu den größten ausländischen Banken in Ungarn gehören die BayernLB-Tochter MKB und österreichische Institute wie Erste Group und Raiffeisen sowie die Bank-Austria-Mutter UniCredit. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2014)

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