Diethart: "Ich habe etwas wahnsinnig Lässiges geleistet"

Thomas Diethart
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Thomas Diethart muss den Tourneesieg erst realisieren, bevor er sich neue Ziele steckt. Ob der 21-Jährige am Klum startet, ist aber noch offen.

Thomas Diethart wird wohl erst langsam realisieren, was da in den vergangenen zehn Tagen abgelaufen ist. Der frisch gebackene Sieger der Vierschanzentournee hat sich neben den Tagessiegen in Garmisch-Partenkirchen und Bischofshofen und 40.000 Euro Preisgeld einen Platz in der Skisprung-Geschichte gesichert. Doch schon bald wird er im unbarmherzigen Sport an dieser Performance gemessen werden.

"Ich habe etwas wahnsinnig Lässiges geleistet", war sich der neue Stern am Springerhimmel bewusst. Nun erfolgt die Rückkehr ins "normale" Leben, Diethart hat nun Zeit das Geschehene zu reflektieren."Ja, es ist alles recht schnell gegangen und da braucht man halt eine Zeit, bis man versteht, was da los ist. Deswegen freue ich mich, dass ich etwas Zeit habe, darüber nachzudenken."

Während der gesamten Tournee hat er sich "keinen Kopf" gemacht, wollte den Lauf nicht mit zu viel Gedanken stören. Darum will es aus Trainersicht wohl auch gut überlegt sein, ob man den Jungstar gleich weiter auf den Kulm schickt. Cheftrainer Alexander Pointner wollte erst am Mittwoch darüber entscheiden, auch wenn Diethart sehr gerne seine Flugpremiere feiern will.

Pointner überlegt noch

"Ich will die Athleten nicht bremsen und sehe klar positive Aspekte. Aber es gibt auch Aspekte, die mir sagen, vielleicht sollten wir es anders machen", erklärte Pointner, der noch einmal in Ruhe mit Diethart reden möchte. "Von mir aus springe ich am Kulm und freue mich darauf", sagte der 21-Jährige, der als erster Niederösterreicher im Weltcup für Furore sorgt.

Der überraschend ins ÖSV-Team berufene Diethart hat die Tournee "gerockt", wie er selbst gesagt hat. "Das Ziel am Anfang war, dass ich ein paar Weltcuppunkte sammle, das habe ich total übertroffen." Im Gesamt-Weltcup kletterte der Senkrechtstarter bereits auf Platz sechs - keine Frage, Diethart muss sich neue Ziele setzen. Aber noch nicht gleich. "Derweil brauche ich mir nicht viel vornehmen. Jetzt muss ich einmal verarbeiten, was bis jetzt überhaupt passiert ist, bevor ich eine weitere Zielsetzung mache." Die rund 40.000 allein bei der Tournee verdienten Euro möchte er anlegen. "Die Familie ist oft zu kurz gekommen wie zum Beispiel meine Schwester. Ich werde das Geld anlegen, man muss auch auf die Zukunft schauen."

Beim Blick in die nähere Vergangenheit sieht Diethart den besten Sommer seiner Karriere vielleicht als Basis für den Erfolg. "Da ist es sonst meist drunter und drüber gegangen, ich war immer sehr unkonstant. Ich habe vor dem Winter gewusst, dass ich konstanter geworden bin, darum war auch mehr Selbstvertrauen da."

Morgenstern: "Gönne es ihm"

Neben Diethart saß Thomas Morgenstern, Dietharts Vorbild. Der dreifache Olympiasieger freute sich neidlos mit dem Youngster. "Natürlich gönne ich es ihm extrem, er ist ein cooler Typ. Was ich auch sagen muss, es war immer ein sehr harmonischer Umgang. Wir haben nie über Skispringen oder die Tournee geredet, sondern haben unsere Gaude gehabt", sagte Morgenstern und lobte Diethart. "Das war eine Mega-Tournee, Hut ab. Es freut mich auch, neben ihm zu stehen. Es war ein ähnliches Gefühl, als ich damals neben Janne Ahonen gestanden bin, als er seine historische fünfte Tournee gewonnen hat - da bin ich auch Zweiter worden." Nun freut es den Kärntner auch besonders, weil Diethart ihn als Vorbild genannt habe. "Das macht mich sehr stolz."

Stolz auf seinen neuesten Star ist freilich auch Cheftrainer Pointner: "Er ist absolut cool. Es hat mir getaugt, einen Athleten in die Hand zu kriegen, der sehr gut ausgebildet war, von Verein über Landesverbände, ÖSV-Kader bis zur Trainingsgruppe II."

In der Tat ist wohl selten zuvor ein Springer derartig vielfältig ausgebildet worden: Ein Niederösterreicher, der über Oberösterreich, Tirol und die Steiermark nun wieder in Tirol gelandet ist. "Es war eine der spannendsten und tollsten Tourneen, die ich miterleben habe dürfen", war Pointner vom Ablauf begeistert.

Pointner: "Ist für Olympia-Medaille gut"

Und der 43-jährige Chef-Coach will den Erfolg Dietharts auch im Zusammenhang mit der logischen Frage in Richtung Olympia gar nicht groß herunterspielen. "Wenn einer die Tournee gewinnt, dann kann er auch eine Medaille bei Olympia holen, das ist ganz klar. Ich bin da nicht Einer, der gekünstelt den Ball flach haltet", stellte Pointner fest. Die Skisprungwelt habe gesehen, dass Diethart Skispringen kann. "Wenn er das im Februar ähnlich gut macht wie jetzt, dann ist er für Medaillen auch gut." Allerdings hat sich Pointner noch auf keinen Athleten für die Olympischen Spiele festgelegt - im Gegensatz zu seinem DSV-Pendant Werner Schuster, der sich für vier Springer entschieden hat.

(APA)

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