Nur sechs Autohersteller könnten langfristig allein überlebensfähig bleiben, so eine Branchenumfrage von KPMG. Entscheidend sei nicht die Größe, sondern die Innovationskraft.
Wien. Es ist ein Ergebnis, das in München mit einem freudig zustimmenden Nicken aufgenommen worden sein dürfte. Denn der bayrische Konzern BMW hat laut einer Studie der Unternehmensberatung KPMG („KPMG's Global Automotive Executive Survey 2014“) von den 32 großen Autoherstellern der Welt die besten Chancen, auch in Zukunft erfolgreich zu sein, ohne sich mit Konkurrenten zusammenzuschließen zu müssen oder gar feindlich übernommen zu werden.
Nur fünf weiteren Firmen bescheinigt die Studie dies. Und dieses Ergebnis ist insofern bedeutsam, als es sich dabei nicht um die persönliche Meinung von ein paar Beratern handelt, sondern die Zusammenfassung aus einer Befragung von 200 Branchenmanagern darstellt (die Manager waren dabei mindestens Bereichsleiter, die Firmen hatten mindestens 100 Mio. Dollar Umsatz).
Nach BMW wurden von den Branchenmanagern auch VW, Tesla, Hyundai/Kia, Toyota und der indische Konzern Tata genannt. Ein Ergebnis, das auf den ersten Blick überrascht, da etwa Branchengrößen wie GM, Daimler oder Ford demnach nicht bescheinigt wird, in jedem Fall unabhängig zu bleiben. Begründet wurde dies in der Studie folgendermaßen: „Die Führungsrolle bei Innovationen ist der wichtigste Faktor für das Überleben – wichtiger als schiere Größe.“ Und diese Fähigkeit sei vor allem bei den ersten drei genannten besonders stark ausgeprägt. Hyundai/Kia sowie Tata wird wiederum besonders starkes Wachstum in den kommenden Jahren vorhergesagt.
Nicht in jedem Fall unabhängig zu bleiben bedeutet aber nicht per se, ein Problemfall zu sein. So hat die Auto-Allianz von Renault und Nissan laut der Studie überhaupt die höchste Innovationsfreude. Da die beiden Unternehmen aber ihre Allianz weiter vertiefen dürften, wurden sie nicht als allein überlebensfähig genannt. Eine wirkliche Notwendigkeit zu einem Zusammenschluss mit einem anderen Hersteller sehen die Branchenmanager nur bei Mazda, Fiat, Isuzu und Subaru. Die Italiener haben diesen Schritt in der Vorwoche auch bereits vollzogen, als sie die Komplettübernahme von Chrysler bekannt gegeben haben.
Verbrennungsmotor bleibt
Doch entscheidend für die Zukunft der Automobilindustrie ist natürlich nicht nur die Struktur der Unternehmen, sondern vor allem auch die Stoßrichtung der technischen Entwicklung. Und hier deutet alles darauf hin, dass auch innerhalb der Branche die Anfangseuphorie für die Elektromobilität verschwunden und einer realistischeren Einschätzung der Lage gewichen ist. So erwartet ein Großteil der Manager zwar, dass die E-Autos bereits in fünf bis sechs Jahren ähnliche Reichweiten wie konventionelle Fahrzeuge erreichen werden. Da die elektrisch betriebenen Fahrzeuge aber noch auf längere Zeit auch deutlich teurer sein werden, wird ihr Anteil an den Zulassungen auch in naher Zukunft noch eher gering bleiben. Laut Studie wird erwartet, dass im Jahr 2029 etwa elf bis 15 Prozent der jährlichen Neuzulassungen auf Elektroautos entfallen. Immer wichtiger werden jedoch sogenannte Plug-in-Hybride – also Autos mit Verbrennungs- und Elektromotor, die kürzere Strecken in einer Stadt auch rein elektrisch fahren sowie per Stecker aufgeladen werden können.
Das wichtigste Forschungsthema bleibt aber weiterhin die Effizienzsteigerung beim klassischen Verbrennungsmotor. Denn hier könne dank Verkleinerung der Motorgröße und Aufladung (Turbo) die Effizienz noch deutlich gesteigert werden, so die Hoffnung. Der Großteil der Forschungsgelder fließt daher weiter in dieses konventionelle Feld. Allerdings unterscheidet sich der Zugang bei diesem Thema je nach der Herkunft der Manager. Stammen sie aus Europa, den USA oder Japan, setzen sie eher auf konventionelle Antriebe, stammen sie aus den BRIC-Ländern, interessieren sie sich vermehrt für Alternativen.
Auf einen Blick
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2014)