Fußballer Thomas Hitzlsperger outet sich als schwul

Germany´s national soccer players Tim Wiese and Thomas Hitzlsperger warm up during a training session in Frankfurt
Germany´s national soccer players Tim Wiese and Thomas Hitzlsperger warm up during a training session in Frankfurt(c) REUTERS (Alex Domanski / Reuters)
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Tabubruch: Der ehemalige deutsche Nationalspieler ist der erste Spitzenfußballer, der sich zu seiner Homosexualität bekennt. Bisher haben sich wenige Profis geoutet.

Homosexualität ist unter Fußballprofis noch immer ein Tabu, eines das der ehemalige deutsche Nationalspieler Thomas Hitzlsperger nun bricht: In einem Interview mit der deutschen "Zeit" gibt der 31-Jährige jetzt zu, schwul zu sein. "Ich äußere mich zu meiner Homosexualität", sagt Hitzlsperger in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe, "weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte".

Zwischen 2004 und 2010 absolvierte Hitzlsperger insgesamt 52 Spiele für die Deutsche Nationalmannschaft. Vor vier Monaten zog er sich aus dem Profisport zurück. Zuletzt war er beim englischen Ersligisten FC Everton aktiv.

Homosexualität wird "schlicht ignoriert"

Das Bewusstsein, homosexuell zu sein, sei "ein langwieriger und schwieriger Prozess" gewesen, schildert der ehemalige Mittelfeldspieler. "Erst in den letzten Jahren dämmerte mir, dass ich lieber mit einem Mann zusammenleben möchte." Bisher bekannte sich kein Spitzenfußballer dazu, schwul zu sein, auch wenn es immer wieder Debatten über Homophobie im Profisport gebe. Homosexualität werde im Fußball "schlicht ignoriert", so Hitzlsperger.

Wie psychisch belastend seine Profizeit beim VfB Stuttgart, Lazio Rom, dem VfL Wolfsburg und in England gewesen sein mag, lässt auch Hitzlspergers Aussage zu einigen Sprüchen seiner damaligen Teamkollegen erahnen. "Überlegen Sie doch mal: Da sitzen zwanzig junge Männer an den Tischen und trinken. Da lässt man die Mehrheit gewähren, solange die Witze halbwegs witzig sind und das Gequatsche über Homosexuelle nicht massiv beleidigend wird", beschreibt er rückblickend, wie er manche Äußerung der unwissenden Mitspieler ertrug.

Positive Rückmeldungen

Dass er sich nun trotz aller Vorurteile ein Outing traute, brachte Hitzlsperger viel Zustimmung ein. Ex-Außenminister Guido Westerwelle, der sich als einer der ersten deutschen Spitzenpolitiker geoutet hatte, sagte, "dieser Mut verdient größten Respekt". DFB-Teamspieler Lukas Podolski twitterte: "Mutig - und richtig".

Der deutsche Bundestrainer Joachim Löw forderte Respekt für Hitzlsperger. "Thomas hat für sich persönlich entschieden, diesen Schritt zu gehen, und er sollte in einer toleranten Gesellschaft von allen respektiert werden", betonte Löw am Mittwoch auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Für ihn als Trainer seien "alleine die sportlichen Leistungen und das soziale Verhalten eines Spielers entscheidend, und ich habe Thomas immer als ehrgeizigen, zuverlässigen Profi kennengelernt".

Nur ein einziger schwuler aktiver Profi

Der Amerikaer Robbie Rogers ist der einzige derzeit aktive Profi, der sich als schwul geoutet hat. Der Mittelfeldspieler war vertragslos, als er sich im Februar 2013 zu seiner Homosexualität bekannte. Heute spielt der 26-Jährige für L.A. Galaxy.

Der erste Fußballprofi, der es während seiner professionellen Spielertätigkeit outete, war Justin Fashanu 1990. Acht Jahre nach seinem Coming-Out beging der Brite nach Missbrauchsvorwürfen Selbstmord.

>> Bericht in der "Zeit"

(APA/dpa/Red.)

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