Der deutsche Ex-Nationalspieler Thomas Hitzelsperger bekennt in einem „Zeit“-Interview seine Homosexualität.
Er hat es tatsächlich getan und gesagt. Und dafür viel Lob geerntet. Vor vier Monaten hat sich der deutsche Nationalspieler Thomas Hitzelsperger aus dem Fußballgeschäft zurückgezogen, seine Karriere beendet, weil er dann doch die Lust am Fußball verloren hat. Am Mittwoch ging Hitzelsperger noch einmal an die Öffentlichkeit, weil er sich ein Herz gefasst und dazu entschlossen hat, mit einem in seiner Branche tabuisierten Thema offensiv umzugehen – nämlich mit der Homosexualität.
„Ich äußere mich zu meiner Homosexualität“, sagt der 52-fache deutsche Internationale im Gespräch mit der heute erscheinenden „Zeit“, „weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voranbringen möchte.“ Er habe das Gefühl, dass jetzt, nach dem Karriere-Ende, ein guter Moment dafür gekommen sei.
Der Münchner Thomas Hitzelsperger stand zuletzt beim FC Everton unter Vertrag. Als einer der ersten ehemaligen Teamkollegen meldete sich Lukas Podolski via Twitter zu Wort. „Respekt. Das war eine mutige und richtige Entscheidung und ein wichtiges Zeichen.“ Auch Guido Westerwelle, der ehemalige Bundesaußenminister, zog den Hut. „Dieser Mut verdient höchsten Respekt. Der Schritt in die breite Öffentlichkeit liest sich leichter, als er tatsächlich ist.“ Und sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel applaudierte. „Niemand sollte Angst haben sollte, sich zu seiner Sexualität zu bekennen.“
Theo Zwanziger, der Ex-DFB-Präsident, begrüßt den Schritt ebenso. „Endlich hat ein Fußballer den Mut, seine Homosexualität öffentlich zu machen – zumindest in engem Zeitabstand zur Karriere.“ Er hofft, dass das Coming-out eine positive Wirkung auf die Gesellschaft und den Profifußball der Männer hat. „Der ist nämlich nach wie vor ein hartes Geschäft, ein offener Umgang mit Homosexualität ist leider immer noch nicht selbstverständlich.“
Hitzelsperger spricht im „Zeit“-Interview darüber, dass das Bewusstsein, homosexuell zu sein, ein langwieriger und schwieriger Prozess in seinem Leben war. „Erst in den letzten Jahren dämmerte mir, dass ich lieber mit einem Mann zusammenleben möchte.“ Und weiter: „Ich habe mich nie dafür geschämt, dass ich nun mal so bin.“
In dieser Form hat noch kein deutscher Fußballprofi über dieses Thema so offen gesprochen. Für manche ist damit sogar schon der Volltreffer des Jahres gefallen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.01.2014)