Marihuana: Colorado im grünen Goldrausch

(c) EPA (BOB PEARSON)
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Im US-Bundesstaat Colorado darf Marihuana seit dem Jahreswechsel als legales Genussmittel verkauft werden. Die Hanfbauern kommen mit der Produktion nicht nach. Steuern und Regulierungen treiben den Preis für Gras auf das Doppelte.

Denver/Wien. Es ist eine einfache Rechnung, die die Bürger von Colorado angestellt haben dürften: Wenn schon immer mehr Amerikaner Gras rauchen, warum sollten wir davon nicht profitieren? Etwa über sprudelnde Steuereinnahmen? Im November stimmten sie daher für die Legalisierung von Marihuana. Seit Jahreswechsel darf nun jeder, der über 21 ist, im US-Bundesstaat in den Rocky Mountains legal Cannabis-Produkte kaufen – und dafür Steuern bezahlen. Gras in der Öffentlichkeit zu rauchen bleibt hingegen verboten.

Das Kalkül scheint vorerst voll aufzugehen. Quasi über Nacht wurde Colorado zum neuen Sammelpunkt für Amerikas Kiffer. Vor dem Geschäft Medicine Man Denver, das letzte Woche mit dem Verkauf von Marihuana für den Freizeitkonsum begann, standen die Hanf-Touristen stundenlang Schlange, um erstmals legal in den Genuss von Gras zu kommen. Trotz Eiseskälte riefen die jubelnden Massen ihren Mitstreitern „Freiheit“ zu, als sie mit ihren getrockneten Marihuana-Blüten aus dem Geschäft kamen, berichtet Bloomberg. Bisher war Marihuana in Colorado nur für medizinische Zwecke erlaubt.

Doch nicht für alle in der Branche bedeutet die Legalisierung die große Freiheit. Für viele ist es der erste intensivere Kontakt mit der Welt der Steuern und Regulierungen. Was das bedeutet, wurde ebenso schlagartig sichtbar: Nach Schätzungen des Branchenverbands National Cannabis Industry Association stiegen die Preise für Marihuana seit Jahreswechsel auf das Doppelte an. So kostet ein Gramm im Medicine-Man-Denver-Shop im Freiverkauf heute knapp 13 Dollar. Medizinisches Marihuana gibt es immer noch um etwas mehr als die Hälfte.

Regulierungen hemmen Hanfbauern

Grund dafür sind einerseits Steuern von 21Prozent, die Colorado auf Cannabis einhebt. Der Bundesstaat rechnet mit Zusatzeinnahmen von 67 Millionen allein im heurigen Jahr. Der Großteil des Geldes ist für den Bau öffentlicher Schulen reserviert. Aber nicht nur der Fiskus, auch komplizierte Regulierungen machen es den Unternehmern schwer, die große Nachfrage der Amerikaner nach Marihuana legal zu decken.

In einem ersten Schritt hat Colorado nämlich nur 18 Ausgabestellen eine Verkaufslizenz erteilt. Diese dürfen wiederum maximal 30Prozent ihres Cannabis bei Hanfbauern einkaufen und müssen den Rest selbst erzeugen. Die Grasbauern hingegen müssen seit erstem Jänner 70 Prozent ihrer Ernte direkt an die Konsumenten weitergeben. Dafür fehlt vielen jedoch die Lizenz. So fehlen die notwendigen Mengen an legalem Marihuana auf dem Markt, und der Preis steigt.

Den Kunden scheint es vorerst egal zu sein. Die Menschen zahlten „was immer der Preis ist“, sagt Andy Williams, der Chef im Medicine Man Denver. „Das ist nur Angebot und Nachfrage”, erklärt Aaron Smith von der National Cannabis Industry Association. „Wenn mehr Läden aufmachen und die Geschäfte die Nachfrage einschätzen können, werden die Preise wieder fallen.“

Washington folgt Colorado nach

Colorado steht an der Spitze einer Reihe von US-Bundesstaaten, die den Einsatz von Marihuana neu definieren wollen. 20 weitere Bundesstaaten erlauben Gras aus medizinischen Gründen. In Washington wurde ein ähnlicher Vorstoß wie in Colorado zur vollständigen Legalisierung gebilligt. Die ersten Shops sollen im Laufe des Jahres öffnen. Und das freut nicht nur die Kiffer, sondern auch den Fiskus. (auer)

AUF EINEN BLICK

Der US-Bundesstaat Colorado ist das neue Paradies der amerikanischen Kiffer. Seit 1. Jänner dürfen alle über 21-Jährige legal Cannabis kaufen.

Bisher war Marihuana nur zu medizinischen Zwecken erlaubt. Für die Branche ist es auch der erste Kontakt mit Steuern und Regulierungen. Nur 18 Geschäfte erhielten eine Lizenz, viele Bauern dürfen zwar anbauen, aber nicht legal verkaufen. Der Preis hat sich binnen einer Woche verdoppelt. Colorado freut sich auf Millioneneinnahmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2014)

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