Telekom-Prozess: "Außen Schmuckstück, innen Bruchbude"

Ex-ÖBB-Chef Martin Huber
Ex-ÖBB-Chef Martin Huber REUTERS
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Ex-ÖBB-Chef Huber spricht von einer problematischen Immobilie. Bei seiner Einvernahme verwickelte er sich in Widersprüche.

Der frühere ÖBB-Chef Martin Huber, Käufer der Schillerplatz-Immobilie, hat sich bei seiner Einvernahme im Telekom-Prozess in Widersprüche verwickelt. Während der Angeklagte einerseits von einem Wert der Immobilie beim Kauf von etwa 7 Mio. Euro sprach, sagte er etwas später, der Kaufpreis von 5,4 Mio. Euro sei "angemessen" gewesen.

Huber hat einige Stockwerke des Schillerplatz-Palais Ende 2006 von der Telekom um 5,4 Mio. Euro gekauft und elf Monate später an die Seeste Bau um über zehn Mio. Euro verkauft. Die Anklage wirft Ex-Telekom-Chef Heinz Sundt und dessen Finanzvorstand Stefano Colombo vor, die Immobilie zu billig verkauft zu haben und dadurch Untreue begangen zu haben. Huber habe die Manager dazu gedrängt, so der Vorwurf.

Huber: Weiterverkauf ein "Glück"

Nach einem langen Monolog kam Huber bei der anschließenden Befragung durch Richterin Claudia Moravec-Loidolt in Erklärungsnotstand. Huber verwies auf zuvor - vor Unterzeichnung des Kaufvertrages - erbrachte Leistungen, insbesondere den Erhalt der Baubewilligung. Was für den teilstaatlichen Telekom-Konzern nicht so einfach gewesen wäre. Die Telekom hatte die Baubewilligung beantragt, im November 2006 wurde sie von der Behörde erteilt. Daraufhin unterschrieb im Dezember 2006 die Käuferin, Hubers Projektentwicklungsgesellschaft, den Vertrag. Huber räumte aber ein, dass der Weiterverkauf um das doppelte des Kaufpreises "Glück" war.

Huber betonte, dass die Preisvorstellung von 5,4 Mio. Euro für das Objekt Schillerplatz von der Telekom kam. Es sei eine problematische Immobilie gewesen, "außen ein Schmuckstück, innen eine Bruchbude". Der EX-ÖBB-Chef versuchte, die starke Wertsteigerung auf fast das Doppelte beim Wiederverkauf an die Seeste nach einem knappen Jahr zu rechtfertigen, man müsse den Zeitraum von 2004 bis 2008 für die Wertsteigerung betrachten. Dann wiederum versuchte er den für ihn günstigen Kaufpreis von 5,4 Mio. Euro so zu rechtfertigen, dass zahlreiche technische Probleme durch Leitungen im Hauptwählamt existiert hätten. Außerdem hätte die Gefahr einer Rückwidmung wegen des Weltkulturerbes bestanden. Warum kein Verkehrswertgutachten eingeholt wurde, erklärte Huber so, dass er selber aus langjähriger Tätigkeit Fachwissen habe. Warum die Telekom als Verkäufer kein Gutachten einholte, wisse er nicht.

Weiterverkauf ein "normales Geschäft"

Der lukrative Weiterverkauf nach einem knappen Jahr an die Seeste Bau AG war nach Angaben Hubers ein normales Geschäft. Die Seeste Bau sei ihm von einem Makler als Käufer vorgeschlagen worden, betonte er. Mit dem Engagement der Seeste am Wiener Hauptbahnhof, wo sie ein großes Baulos bekam, habe dies überhaupt nichts zu tun gehabt, versicherte Huber.

Seine Frau, Barbara Huber-Lipp, sagt aus, dass ihr Mann "natürlich" die treibende Kraft beim Kauf des Immobilienobjektes gewesen sei- auch wenn sie die Geschäftsführerin der kaufenden Gesellschaft "Schillerplatz 4" war. Als solche habe sie mit Behörden, wie zum Beispiel der Baubehörde, nie Kontakt gehabt, auch habe sie sich nicht um technische Belange oder die Preisbildung gekümmert.

Colombo verließ sich auf Sundt

Zuvor hatte Ex-Telekom-Finanzvorstand Stefano Colombo bei seiner Vernehmung erklärt, dass der Verkaufspreis von einem - später erkrankten - leitenden Mitarbeiter der Telekom verhandelt worden sei. Dieser sei mit dem Vertragsentwurf zu ihm gekommen und habe ihm gesagt, auch der damalige Telekom-Generaldirektor Heinz Sundt  sei mit dem Preis von 5,4 Mio. Euro einverstanden. Daraufhin habe er, Colombo, als Telekom-Finanzvorstand den Vertrag unterschrieben. Die Anklage wirft den beiden Telekom-Managern Untreue vor, weil sie die Schillerplatz-Immobilie zu billig verkauft hätten und damit die Telekom geschädigt hätten.

Colombo zeigte sich auch heute der Meinung, dass der Verkauf für die Telekom ein "gutes Geschäft" gewesen sei. Die Bonität der Käufer sei nicht überprüft worden, da der Kauf bar abgewickelt wurde, sagte er. Der - später erkrankte - Prokurist habe ihm erklärt, die Käufer seien "seriöse Leute". Wie er später von der Wertsteigerung um fast das Doppelte beim Wiederverkauf nach einem Jahr an die Seeste Bau erfahren habe, habe er an einen Zusammenhang zwischen der Funktion des Käufers, ÖBB-Chef Martin Huber, und der Seeste Bau gedacht.

(APA)

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