Scharons letzter Weg endet auf einer Farm in der Wüste

ISRAEL ARIEL SHARON DEATH
ISRAEL ARIEL SHARON DEATHAPA/EPA/OLIVER WEIKEN
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Kurz nach der Beisetzung schlagen zwei Mörsergranaten in einem Grenzort nahe der Farm von Israels Ex-Premier ein. Es gibt aber keine Verletzten.

Letzte Ruhe für Ariel Scharon: Der frühere israelische Ministerpräsident ist am Montag auf seiner Farm im Süden Israels mit militärischen Ehren beigesetzt worden. Im Beisein von Gästen aus aller Welt wurde der Politiker und Militär neben seiner Frau Lily auf der Shikmim-Farm unweit des Gazastreifens begraben. Acht Generäle trugen den Sarg zum Grab.

Nach dem Begräbnis haben militante Palästinenser aus dem nahegelegenen Gazastreifen zwei Mörsergranaten abgefeuert. Ein israelischer Polizeisprecher bestätigte, die Geschosse seien in der Nähe der Grenzstadt Sderot eingeschlagen. Es gebe weder Sachschaden noch Verletzte.

Scharons Schaffarm liegt in der Nähe von Sderot. 2007 war eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete auf der Farm eingeschlagen. Medienberichten zufolge wurde in der Nähe der Farm eine weitere Batterie des Raketenabwehrsystems Eisenkuppel aufgestellt.

Israel hatte im Vorfeld der Trauerfeierlichkeiten die radikal-islamische Hamas eindringlich vor Angriffen während der Beisetzung am Montag gewarnt. Den Machthabern des Gaza-Streifen sei deutlich gemacht worden, dass der Tag der Beerdigung des Generals und Politikers ein denkbar schlechtes Datum sei, um die israelische Geduld auf die Probe zu stellen, verlautete aus Sicherheitskreisen.

Israels Militär antwortete dann auch auf den  Mörserangriff mit Luftschlägen gegen Ziele im Gazastreifen. Nach Angaben der dort herrschenden Hamas-Behörden wurden ein Trainingslager der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Jihad im Süden des Küstenstreifens sowie ein Stützpunkt nahe der Stadt Gaza getroffen. Es gebe keine Opfer.

Der 85-Jährige Scharon war am Samstag nach acht Jahren Koma gestorben. Scharon war von 2001 bis 2006 Israels Regierungschef. Er hinterlässt zwei Söhne und mehrere Enkelkinder.

ISRAEL ARIEL SHARON DEATH
ISRAEL ARIEL SHARON DEATHAPA/EPA/JIM HOLLANDER

"Großer Kämpfer"

Am Montagvormittag war vor dem Parlament in Jerusalem zu einer emotionalen Trauerfeier für mit Gästen aus aller Welt geladen worden. DieR edner würdigten den umstrittenen Politiker als historische Persönlichkeit.

Präsident Shimon Peres und Regierungschef Benjamin Netanjahu etwa erklärten bei dem Staatsakt vor der Knesset, Scharon sei ein "Kämpfer" gewesen, der im Jom-Kippur-Krieg 1973 großen Ruhm erlangt und als Ministerpräsident "einen Krieg gegen den Terrorismus" geführt habe. "Du warst die Schulter, auf der die Sicherheit unseres Volkes ruhte", sagte Peres, der Scharon bereits als jungen Studenten kennengelernt hatte. Scharons Leben sei "mit der Geschichte des Staates (Israel) verwoben". Netanyahu bezeichnete Scharon als einen der Gründerväter Israels. Der Tod des einstigen Führers der nationalistischen Rechten hatte in Israel landesweite Trauer ausgelöst.

Scharons unkonventionelle Persönlichkeit

Für US-Vizepräsident Joe Biden war Scharon eine außergewöhnlich starke Persönlichkeit. Die Sicherheit des Staates Israel und des jüdischen Volkes seien der Stern gewesen, der ihm den Weg gewiesen habe, sagte Biden. "Das war sein Lebenswerk." Der von ihm 2005 durchgeboxte Abzug aus dem Gazastreifen sei eine "schwere und umstrittene Entscheidung" gewesen. Scharon habe immer hartnäckig für Israels Sicherheit gekämpft und deshalb sei klar, "warum er den Spitznamen 'Bulldozer' bekommen hat".

Der Nahost-Gesandte und frühere britische Premierminister Tony Blair sagte, Scharon habe eine umfassende Friedenslösung in der Region angestrebt. "Er hat nicht als Träumer nach Frieden gestrebt, aber er hat von Frieden geträumt." Scharon habe Schritte unternommen, mit denen niemand gerechnet habe, sagte Blair, der ausführlich Scharons unkonventionelle Persönlichkeit beschrieb.

Versammelte Verteidigungsminister

Für Österreich nahm Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) an der Trauerfeier teil. Da Scharon auch Verteidigungsminister war, entsendet eine Reihe von Staaten die Chefs des Verteidigungsressorts, so etwa Kanada, Zypern und Tschechien, das zusätzlich auch den scheidenden Premier Jiri Rusnok schickt. Für Russland war Parlamentspräsident Sergej Naryschkin anwesend.

(APA/Reuters/dpa)

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