Der frühere ZiB-Moderator Eugen Freund freut sich auf die "große Herausforderung", die SPÖ in die EU-Wahl zu führen.
Eugen Freund, der Überraschungs-Spitzenkandidat der SPÖ für die EU-Wahl, freut sich auf die "große Herausforderung". Er habe mit seiner Familie intensiv darüber diskutiert, "ob ich mir das antun soll", sagte der frühere ZiB-Moderator am Montagabend gegenüber dem "ORF". Im Endeffekt nehme er die Herausforderung aber "dann doch gerne an".
Mit dem Vorsitzenden der Sozialdemokraten im Europaparlament, Hannes Swoboda, hat Freund noch nicht gesprochen. Er zeigte sich aber überzeugt, dass er dessen volle Unterstützung haben werde. Swoboda hatte zuvor knapp erklärt, er akzeptiere" die Entscheidung, Freund zu nominieren.
Eugen Freund wird die SPÖ in die Europa-Wahl führen. Mit der Verpflichtung des langjährigen ORF-Mitarbeiters ist Parteichef Werner Faymann durchaus ein Coup geglückt. Denn Freund hatte zuletzt als Moderator der "ZiB1" ein Millionen-Publikum und ist als außenpolitischer Journalist in den Wohnzimmern der Österreich seit Jahrzehnten präsent. Der erste Ausflug in die Politik ist es für den gebürtigen Wiener, der in Kärnten aufwuchs, aber nicht. Schon in den 70er-Jahren war Freund Pressesprecher für Außenminister Willibald Pahr, der zwar parteilos, aber von der SPÖ nominiert war. Ein Jahr später ging er nach New York, um dort fünf Jahre den Presse- und Informationsdienst der Republik Österreich mit zu betreuen. Die ORF-Karriere begann erst danach. Freund, der in jungen Jahren Artikel für "Kärntner Tageszeitung" und "profil" verfasst hatte, übte sich rasch am Bildschirm ein. Bereits in den 80er-Jahren war er als ZiB2-Moderator tätig, später unter anderem Beitragsgestalter beim Auslandsreport, in den 90er-Jahren dann Korrespondent in Washington. Daneben arbeitete er für den "CNN World Report" und publizierte unter anderem in"Die Zeit" und "Weltwoche".(Bild: Freund bei "Wir sind Kaiser", ORF) APA/ORF Als es schon ruhig um den gern auch streitbaren Freund zu werden schien und er sich mit kleineren Rollen in Radio und Fernsehen (unter anderem als Moderator von "Wien Heute") zufriedengeben musste, gelang 2011 ein überraschendes Comeback in der Prime Time. Freund wurde zum ZiB-Moderator, zunächst an der Seite von Hannelore Veit, später neben Nadja Bernhard. APA/ORF Der Pensionierung entging Freund trotzdem nicht, auch wenn er noch so dagegen anredete. Zwei Monate Gnadenfrist gewährte ihm Generaldirektor Alexander Wrabetz diesen Herbst noch. Doch zum Jahreswechsel war der rührselige Abschied für den Anchor perfekt. Ironischerweise platzte die Vorab-Meldung des "Kurier" über Freunds Wechsel in die Politik Montagnachmittag just in die Verabschiedungsfeier für Freund und andere pensionierte Mitarbeiter des ORF. APA Dass die SPÖ den 62-Jährigen nun in die Spitzenpolitik zieht, überrascht nur auf den ersten Blick. Denn erstens gilt Freund nicht als uneitel und zweitens hat es gerade bei EU-Wahlen schon eine gewisse Tradition, dass politische Parteien auf Quereinsteiger setzen. Das erfolgreichste Beispiel ist Ursula Stenzel, wie Freund ehemals ZiB-Anchor, und nach ihrer ORF-Karriere Spitzenkandidatin der ÖVP bei der EU-Wahl 1996, bei der die Volkspartei vor der SPÖ Platz eins erobern konnte. Zu tun hätte Freund wohl auch genug, wenn er sich die EU-Kandidatur nicht angetan hätte. Zuletzt hatte der verheiratete Vater von zwei Kindern einen fiktiven Roman über Jörg Haiders Tod ("Der Tod des Landeshauptmanns") verfasst. Buchautor ist er ohnehin schon seit langem, mit Schwerpunkt USA, was Titel wie "Mein Amerika" oder "Präsident Obama - der lange Weg ins Weisse Haus" belegen. Gern schaut Eugen Freund auch gen Himmel. Ihm gehört die Sternwarte in St. Kanzian, die sein Großvater vor 50 Jahren errichtet hatte. (c) Presse Digital "Nicht vom ORF abgeworben" Gegenüber "Heute.at" sagte Freund, dass ihn SP-Chef Werner Faymann erst am 6. Jänner, also nach dem Abschied vom ORF, erstmals kontaktiert habe. Er habe also "keinerlei schlechtes Gewissen". Im Gegensatz zu seinen früheren ORF-Kollegen wie Josef Broukal und Ursula Stenzel sei er nicht "vom ORF abgeworben" worden.
Die FPÖ sieht in Freunds Nominierung den Dank für parteipolitische Dienste im "Rotfunk" ORF. Der Journalist wollte das gegenüber der ZiB nicht kommentieren: "Auf die Ebene der Innenpolitik möchte ich mich nicht begeben."
Es ist ein innenpolitischer Paukenschlag: Der ehemalige ZiB1-Moderator Eugen Freund (62) soll Spitzenkandidat der SPÖ bei der Europa-Wahl werden.Er ist nicht der erste ORF-Journalist, der die Seiten wechselt. Ein Überblick. (c) APA (Herbert Pfarrhofer) Den Anfang machte 1979 Fernsehdirektor Helmut Zilk, der seine Sendung "Stadtgespräche" gegen die Stadpolitik eintauschte und für die Wiener SPÖ Kulturstadtrat wurde. (c) ORF (-) Nach dem Posten des Unterrichtsministers fand Zilk seinen politischen Traumjob und war bis 1994 zehn Jahre lang Wiener Bürgermeister. (c) APA (Robert Jäger) Während Zilks Wechsel vom Journalismus in die Politik langfristig und erfolgreich war, hatte ein anderer ORF- Journalist in der SPÖ weniger Glück: Der Fernsehmann Franz Kreuzer wurde 1985 von Fred Sinowatz als Umweltminister berufen. Er scheiterte am Management der Tschernobyl-Krise - und wechselte 1986 wieder in den Journalismus zurück. (c) ORF (ORF) Bei der EU-Wahl 1996 kandidierte der ORF-Journalist Hans Kronberger für die FPÖ. 2004 klappte seine Wiederwahl jedoch nicht. Kronberger war zwar Spitzenkandidat, doch der Listendritte Andreas Mölzer - der ebenfalls als Journalist tätig ist - führte erfolgreich einen Vorzugsstimmenwahlkampf gegen Kronberger. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Ebenso wie Kronberger aus der "Argumente"-Redaktion des ORF kam auch Hans-Jörg Schimanek. 1993 wechselte er für die FPÖ vom ORF auf einen Landesrats-Sitz in Niederösterreich, 2005 trat er erfolglos als BZÖ-Spitzenkandidat bei den Wiener Landtagswahlen an, derzeit ist er Bezirksrat in Wien-Floridsdorf. (c) APA (SCHNARR Ulrich) "Willkommen Österreich"-Moderatorin Theresia Zierler kandidierte 1999 für die Freiheitlichen. Zierler stieg bis zur steirischen Spitzenkandidatin auf - und dann wieder zur einfachen Abgeordneten ab. Sie kehrte der Politik schließlich den Rücken und arbeitet heute als Medienberaterin. (c) Die Presse (Harald Hofmeister) In der Kärntner Kommunalpolitik etablierte sich der einstige Jugoslawien-Berichterstatter und Bonn-Korrespondent des ORF, Gerhard Seifried (im Bild links). Von 1998 bis 2011 war er Bürgermeister der SPÖ in der Bezirkshauptstadt Wolfsberg. (c) Die Presse (Clemens Fabry) 2002 kandidierte der "Zeit im Bild"-Moderator Josef Broukal bei der Nationalratswahl für die SPÖ. (c) ORF (Peter Kurz) Aus dem Traum, Wissenschaftsminister zu werden, wurde nichts. Stattdessen war Broukal kurzzeitig stellvertretender Klubobmann sowie Wissenschaftssprecher der SPÖ. Er war Abgeordneter des Nationalrats, ehe er 2008 aus diesem ausschied. (c) Roland Schlager Die ehemalige ORF-Journalistin Karin Resetarits zog unter Führung des ehemaligen "Spiegel"-Journalisten Hans-Peter Martin 2004 mit einer eigenen Liste ins EU-Parlament ein. (c) Thomas Ramstorfer Martin (in der Mitte) und Resetarits überwarfen sich allerdings bald. Resetarits wechselte zur Liberalen Fraktion im EU-Parlament und überlegte kurzzeitig eine Kandidatur für das LIF bei den Nationalratswahlen. Nach wie vor ist sie liberale Abgeordnete im Europäischen Parlament. (c) Michaela Bruckberger Auf eine bisher stabil verlaufende politische Karriere kann die frühere "Zeit im Bild"-Moderatorin Ursula Stenzel verweisen. (c) Robert JAEGER Sie zog 1996 für die ÖVP als Spitzenkandidatin in die Europa-Wahl - und war bis 2005 ÖVP-Delegationsleiterin im Europäischen Parlament. Bei der Wiener Gemeinderatswahl 2005 wurde sie zur Bezirksvorsteherin des Ersten Bezirks gewählt. (c) APA (HERBERT OCZERET) In den Nationalrat schaffte es auch die ehemalige österreichische Eiskunstläuferin und Fernsehmoderatorin Ingrid Wendl. Von 2002 bis 2006 saß sie für die ÖVP als Abgeordnete im Hohen Haus. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Seit 2006 ist auch Gertrude Aubauer, einstige Moderatorin der Sendung "Hohes Haus", für die ÖVP im Parlament. (c) Die Presse (Michaela Bruckberger) 2005 holte sich die ÖVP für die Wien-Wahl einen weiteren prominenten Journalisten an Bord: Franz-Ferdinand Wolf. (c) FABRY Clemens Wolf, ehemaliger Chefredakteur des "Kurier" und bis 2005 Moderator der ORF-Diskussionssendung "offen gesagt", zog für die ÖVP in den Gemeinderat ein. (c) ORF (Erwin Schuh) Einen kurzen Ausflug in die Politik machte in den 1980er-Jahren für die ÖVP übrigens auch der damalige "profil"-Journalist und spätere "News"-Herausgeber Alfred Worm. Er war einer der "bunten Vögel" von Erhard Busek im Wiener Gemeinderat. (c) APA (Helmut Fohringer) Der "parteifreie" Journalist und "Lucona"-Aufdecker Hans Pretterebner hatte nach einem Jahr Parlament als FOÖ-Quereinsteiger genug und schied 1995 aus der Politik. (c) Michaela Bruckberger Auch der Ex-"Willkommen-Österreich"-Moderator Reinhard Jesionek verhalf 2002 dem Liberalen Forum nicht wieder ins Parlament. (c) Die Presse (Clemens Fabry) Eine der kürzesten Karrieren als Polit-Einsteiger hat der ORF-Wirtschaftsjournalist Walter Sonnleitner hinter sich. Das Wiener BZÖ holte ihn 2010 als Spitzenkandidat. Doch auch der Promi-Bonus konnte nichts ausrichten, der Einzug in den Gemeinderat wurde klar verfehlt. (c) APA (Ali Schafler) Eine kurze Polit-Karriere hatte zuletzt auch Ex-ORF-Generaldirektorin Monika Lindner. Sie wurde als Listenzweite für das Team Stronach für die Nationalratswahl präsentiert - um nach einem Zerwürfnis wenige Tage später der Partei den Rücken zu kehren. Ihr Mandat nahm sie als "wilde Abgeordnete" dennoch an, nach einiger öffentlichen Empörung legte sie dieses aber noch im November 2013 zurück. (c) APA (Roland Schlager) Wenn ORFler die Seite wechseln >> ORF-TV-Thek: Bericht in der ZiB2
>> Interview mit "Heute.at"
(Red.)
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