Der Notenbankgouverneur sieht die Lage heute deutlich besser als noch vor einem Jahr. Er rechnet mit einem Wachstum in der Eurozone von einem Prozent.
Die wirtschaftlichen Aussichten für Europa - auch für Ost-Mitteleuropa - sind nach Ansicht von Notenbankgouverneur Ewald Nowotny heute weit besser als vor einem Jahr. "Wir haben eine Erholung", sagte Nowotny am Dienstag bei der Euromoney-Konferenz in Wien.
Zwar sei die Wirtschaft der Eurozone 2013 noch um 0,4 Prozent geschrumpft, doch für heuer werde mit einem positiven Wachstum von rund einem Prozent gerechnet, und "es könnte Potenzial nach oben geben", sagte Nowotny. Nur in Zypern und Slowenien werde die Wirtschaft auch heuer schrumpfen, in allen anderen Ländern der Eurozone werde es ein Wachstum geben. Einige Länder wie Deutschland oder Österreich könnten auch zwei Prozent Wachstum erreichen. Er bleibe aber vorsichtig und gehe von etwas niedrigeren Erwartungen aus, meinte Nowotny.
Vorsichtige Zinspolitik
Zur Erholung habe auch die Geldpolitik beigetragen, sowohl im Hinblick auf die Zinspolitik als auch im Hinblick auf die Liquidität. Die EZB habe im Vergleich mit der US-Notenbank Fed und der Bank of England wesentlich vorsichtiger agiert, sagte Nowotny. Die EZB sei nach wie vor bereit, mit ihrer Zinspolitik unterstützend zu wirken, solange das mit dem Inflationsziel von unter zwei Prozent vereinbar sei. Für die Eurozone sehe man weder ein Inflations- noch ein Deflationsrisiko, so der Nationalbank-Chef, "weder kurz- noch mittelfristig".
Osteuropa noch unter Niveau von 2008
Die Länder Mittel- und Osteuropas seien heute in besserer Verfassung als noch vor ein paar Jahren, dennoch liege die Wirtschaftsleistung pro Kopf in den meisten Ländern noch immer unter dem Niveau von 2008, sagte Nowotny. Die Leistungsbilanzen und die Arbeitsstückkosten wieder ins Gleichgewicht zu bringen sei zwar schmerzhaft, aber es zeige Wirkung, erklärte Nowotny. Nicht nur Länder wie Österreich und Deutschland, sondern besonders auch Polen, Mazedonien, Russland und die Slowakei hätten ihre Wirtschaftsleistung gegenüber 2008 erhöht. Insgesamt hätten sich die Länder Mittel-, Ost- und Südosteuropas seit 2008 mehr verbessert als die Eurozone. Allerdings habe der Aufholprozess an Tempo verloren. Slowenien, das anfangs besonders rasch gegenüber Westeuropa aufgeholt habe, habe ab 2008 beim BIP pro Kopf im Vergleich zur Eurozone sogar verloren.