Infinus: Geldwäsche mit Versicherungspolizzen?

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Der deutscher Betrugsfall, bei dem 25.000 Anleger um 400 Mio. Euro zittern, beschäftigt auch die Staatsanwaltschaft Wien. Mit der Finanzgruppe Infinus machte auch die Wiener Städtische und die Uniqa Geschäfte.

Der Skandal um die deutsche Finanzgruppe Infinus zieht weitere Kreise nach Österreich. Die Finanzgruppe hat nicht nur Geschäftspartner in Salzburg, sondern steht nun auch im Visier der Wiener Staatsanwaltschaft. Ein bereits in Deutschland in U-Haft sitzender Vorstand ist in Österreich mit Geldwäscheverdacht konfrontiert. Er soll laut dem "Handelsblatt" Anlegergelder illegal in Wiener-Städtische-Polizzen gesteckt haben.

Der Verdächtigte soll zwei Lebensversicherungen am 26. November 2012 abgeschlossen haben. Der Infinus-Manager soll monatlich 16.000 Euro in die Polizzen eingezahlt haben. Woher das Geld kam, ist unklar. Die Staatsanwaltschaft Wien geht nun der Frage nach, "ob gezielt Gelder verschoben worden sind, um deren möglicherweise illegale Herkunft zu verschleiern", so eine Behördensprecherin.

Kurz nach der Inhaftierung des Infinus-Managers am 22. November 2013 hat die Wiener Städtische Verdacht auf Geldwäsche ans Innenministerium gemeldet. Auch der Versicherungskonzern Uniqa hat dem Bericht zufolge Geschäfte mit Infinus gemacht.

Verdacht auf ein Schneeballsystem

Die Staatsanwaltschaft Wien hat auf grund der Ermittlungen in Deutschland ihre Arbeit aufgenommen. Es bestehe der "dringende Verdacht" eines Schneeballsystems. Das Geld neuer Anleger könnte also lediglich dazu verwendet worden sein, die Forderungen alter Anleger zu bedienen - anstatt es wie vorgeschrieben zu investieren.

Der Infinus-Manager soll zudem gemeinsam mit weiteren Beschuldigten mit Goldsparplänen die Bilanzen des Dresdner Finanzgruppe geschönt haben. Anleger, die massenhaft in hochverzinste Orderschuldverschreibungen, eine Form der Unternehmensanleihe, investierten, hätten deshalb kein objektives Bild von der Lage der Unternehmensgruppe machen können.

Die Goldsparpläne waren die erste Spur, die in dem mutmaßlichen Betrugsfall, bei dem 25.000 Anleger um rund 400 Mio. Euro zittern, nach Österreich führte. Die Goldsparpläne stammten nämlich von einem Anbieter aus Salzburg. Infinus soll damit eine Art Provisionskarussell aufgezogen haben.Infinus soll die Goldsparpläne nicht nur Anlegern, sondern auch dem Mutterkonzern Future Business (Fubus) verkauft haben. Im November filzte deshalb die Salzburger Staatsanwaltschaft - im Zuge eines Rechtshilfeersuchens der Dresdner Ermittler - auch die Räumlichkeiten des Goldanbieters. An dem Tag fanden an allen Deutschland-Standorten von Infinus Razzien statt, für sechs Personen klickten die Handschellen.

29 Beschuldigte

Inzwischen führt die Staatsanwaltschaft Wien in der Causa Infinus 29 Personen als Beschuldigte, so Sprecherin Nina Bussek. Österreichische Staatsbürger stehen nicht im Visier der Ermittler. Dem "Handelsblatt" zufolge richten sich die Ermittlungen unter anderem gegen einen Vorstand der Infinus-Tochter MAS Finanz AG und ein Vorstandsmitglied der Infinus nahestehenden EcoConsort AG. Auch hier geht es um Geldwäscheverdacht.

Im Geschäft mit der Wiener-Städtischen-Lebensversicherung trat der Infinus-Vorstand als "Vermittler in eigener Sache" auf. Er vermittelte gegen Provision. Seine Lebensversicherungen spülten 522.240 Euro in die Kasse der Infinus AG. Zudem floss der Fondsanteil der Polizze des Managers komplett in Fonds der Infinus-Gruppe. Der Beschuldigte wollte laut seinem Anwalt nicht Stellung nehmen. 

Die Wiener Städtische betonte am Dienstag, dass sie die Annahme von Infinus-Anträgen "sehr rasch" eingestellt habe. Es seien lediglich rund 90 Verträge mit einem Gesamtprämienvolumen von knapp fünf Mio. Euro "über einen sehr kurzen Zeitraum" angenommen worden.

Im Gegensatz zur Wiener Städtischen wußte die Uniqa über die Herkunft der Geld Bescheid. Der Umsatz aus den Verträgen mit den Inifnus-Gesellschaften summiert sich nach Angaben der Uniqa von 2006 bis heute auf 580 Mio. Euro. 

Beide Versicherungen betonen, die Geschäfte mit Infinus eingehend geprüft zu haben.

>> Artikel im "Handelsblatt"

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