Nach der Granatenexplosion in Wien-Ottakring durchleuchten die Ermittler das Firmengeflecht der Opfer. Die Herkunft der Granate ist geklärt.
Die Handgranatenexplosion, bei der am Samstag in Wien zwei Menschen ums Leben gekommen sind, gibt der Polizei weiterhin Rätsel auf. Die Ermittler konzentrieren sich vor allem darauf, das komplizierte Firmengeflecht des 45-jährigen Oberösterreichers zu durchleuchten. Zwei offene Fragen wurden aber geklärt: Die Granate dürfte aus Ex-Jugoslawien stammen, die im Auto gefundenen Kanister sind nicht relevant.
Wie berichtet, ging die Handgranate in der Nacht auf vergangenen Samstag in einem BMW X5 in Wien-Ottakring hoch. In dem Auto wurden zwei Tote gefunden. Einer der beiden, ein 45-jähriger Gemeinderat aus Mondsee in Oberösterreich, wurde jedoch bereits vor der Explosion erschossen. Das ergab die Obduktion. Das zweite Opfer, ein 57-jähriger Deutscher, starb durch die Explosion der Granate starb. Nach letzten Erkenntnissen war zumindest ein Täter am Werk, bei dem Vorfall dürfte es sich also nicht um Mord (am Oberösterreicher) und anschließenden Selbstmord (des Deutschen) handeln. Der bei der Tat verwendete Revolver wurde bisher nicht gefunden.
Hoffnung auf Zeugen
Die Tatortarbeit im Fall gestaltet sich laut Ermittler Gerhard Haimeder vom Landeskriminalamt Wien weiterhin schwierig. "Wir sind noch ganz am Beginn." Neben der umfassenden Spurensicherung am BMW wurde die Wirtschaftsgruppe hinzugezogen, um die Firmengeflechte der beiden Opfer unter die Lupe zu nehmen. "Wer tötet zwei Männer mit Schusswaffe und Handgranate? Das ist ja nicht alltäglich", so Haimeder.
Hinzugezogen wurden auch die Landeskriminalämter Salzburg und Oberösterreich, um das Umfeld des Mondseer SPÖ-Politikers und des Deutschen zu untersuchen. "Wir rekonstruieren die letzten Stunden, warum die beiden nach Wien gekommen sind", sagte der Ermittler. Die Kriminalisten sind auch mit den Kollegen aus Deutschland in Kontakt. Das deutsche Opfer stammte aus dem Bundesland Thüringen.
Zudem hofften die Ermittler auf Zeugen. "Gerade sitzt eine Dame bei uns im Büro (zur Aussage, Anm.), die den Knall gehört hat", sagte Haimeder. Augenzeugen gebe es bisher keine.
Leichter Zugang zu Handgranaten-Schwarzmarkt
Die Handgranate stammte aus dem ehemaligen Jugoslawien. Sie hat im Mantel an die 3000 kleine Stahlkugeln, die bei der Explosion zerstreut werden. Der Deutsche hatte kaum eine Chance, die Explosion in unmittelbarer Nähe zu überleben. Handgranaten sind auf dem freien Markt nicht käuflich und können nur am Schwarzmarkt erworben werden. Das muss aber laut Polizeisprecher Thomas Keiblinger nicht bedeuten, dass der Täter einen militärischen Hintergrund hat oder der Mafia zuzuordnen ist, da in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien auch "ganz normale" Privatpersonen leicht Zugang zum Schwarzmarkt haben.
Die zahlreichen Kanister, die in dem BMW gefunden wurden, dürften nichts mit der Tat zu haben, sie wurden vergangenen Freitag gekauft.
(APA)