Besuch in Vordernberg
Besuch in Vordernberg: Von der Kuschel- bis zur Gummizelle

Kugelgarn-Boden, bunte Sessel, viel Glas und Holz: Die laut Polizei derzeit "weltweit modernste Schubhaftanstalt" im obersteirischen Vordernberg wurde im Jänner offiziell eröffnet. (Bild: Die Wohnbereiche sind offen, verlassen darf man sie nicht)
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Für 200 bis 220 "Angehaltene" ist die Anstalt ausgelegt und zwar solche, die sich illegal in Österreich aufhalten, weil etwa ihre Asylantrag abgelehnt wurde und sie für die freiwillige Rückführung vorbereitet werden.
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Betrieben wird der Komplex von 55 Exekutivbeamten in Kooperation mit 68 privaten Security von G4S. Dass auch Private eingebunden sind, hat im Vorfeld der Eröffnung für hitzige Diskussionen gesorgt.
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"Die Polizei hat das Sagen", stellte Anstaltsleiter Oberst Herwig Rath bereits im Dezember bei einem Lokalaugenschein klar. Die Mitarbeiter der privaten Sicherheitsfirma G4S gelten per Erlass als sogenannte Verwaltungshelfer.
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Die Exekutivbeamten überwachen, während die mit knapp 260 Stunden extra geschulten Security-Mitarbeiter die Insassen betreuen, zum Beispiel beim Sport oder den Wegen in die Bibliothek (Bild), den Gebetsraum oder den Gymnastikraum.
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Komme es zu Zwischenfällen, greifen die Polizisten ein und bringen beispielsweise Randalierer von den relativ offen gehaltenen Wohnungsgruppen in Sicherheitsräume (Bild) ...
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... oder gar in die grün gehaltene, völlig leere "Gummizelle". Wer sich nicht benimmt oder gegen die Abschiebung protestiert, wird in ein Polizeianhaltezentrum überstellt, wo auch kriminelle "Abzuschiebende" einsitzen.
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Bei der Eröffnung am vergangenen Mittwoch hat auch eine Gruppe Demonstranten mit Trillerpfeifen und Transparenten Stellung bezogen. Die Gruppe wollte auf die "Unmenschlichkeit des Systems Schubhaft" aufmerksam machen und plakatierte "Schubhaft in Vordernberg, Scheiße schön verpackt".
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Zudem warfen sie einen bisher nicht näher definierten pyrotechnischen Gegenstand in die Sicherheitsschleuse, der dort explodierte. Verletzt wurde niemand.
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Am Einfahrtstor war neben roten Farbflecken zu lesen "G4S = Mörder".
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Laut Innenministerium befinden sich derzeit rund 100 Personen in Österreich in Schubhaft, eine komplette Auslastung sei deshalb aktuell nicht zu erwarten. (Im Bild: Der Besucherbereich)
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Zwei bis sechs Wochen sollen sich die angehaltenen Personen im Schnitt in Vordernberg aufhalten.
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Die in Vordernberg untergebrachten Personen genießen diverse Vorzüge, beispielsweise den sogenannten Einzelbesuchsraum, kurz "Kuschelzelle", wo sich nicht verheiratete Pärchen treffen dürfen. Die Vorhänge werden zugezogen, Bett gibt es aber keines, nur zwei grüne Stühle. (Im Bild: Der Außenbereich)
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Link zur Reportage aus Vordernberg: "Schubhaft als Geldquelle"
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