Zu viel Farbe auf Beton
Wiens Plage mit Graffiti
Die Zahl der Graffiti sorgt seit gut einem Jahr für Ärger in Wien. Auslöser für den Anstieg dürfte ein Schweizer Sprayer sein.

Sie kamen in der Nacht, und im Nachhinein wird niemand etwas Verdächtiges gesehen haben. Klar, ein paar Menschen sind vorbeigegangen, aber Spraydosen in der Hand? Nein. Da hätte man ja etwas gesagt. Aber der Schaden ist unübersehbar.
(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Ein krakeliger Schriftzug in Schwarz prangt auf der weißen Hauswand. Kein Kunstwerk, ein Name, eine Markierung, ein „Tag“. So als wollte jemand sagen: Das hier ist mein Revier.
(c) Clemens Fabry

Wien hat ein Problem mit Graffiti-Sprayern. Besonders in den jungen, angesagten Bezirken, dort, wo Kunst und Kreativität besonders geliebt werden, reiht sich Geschmiere an Geschmiere.
(c) Clemens Fabry

Wer im siebten Bezirk rund um die Burggasse wandert, wird kaum eine Hausmauer finden, die davon ausgenommen ist. „Ehre“ und „Scheiß EM“, steht auf Wänden und Türen geschrieben.
(c) Clemens Fabry

Ein Anarchiezeichen ist anderorts zu sehen, ein englisches „You“, ein „Must“, ein „Prost“ – alles lieblos hingesprayt.
(c) Clemens Fabry

Dementsprechend verärgert sind viele Bewohner des Siebten. Allen voran die Unternehmer.
(c) Clemens Fabry

Einig ist man sich bei den Unternehmern, dass die Zahl der Graffiti in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Auch die, die mit der Graffiti-Szene gut vernetzt sind, sprechen von einer Zunahme. Allerdings nicht nur im Siebten, sondern in ganz Wien. Zuletzt soll es etwa im achten und im 16. Bezirk mehr Vorfälle gegeben haben.
(c) Clemens Fabry

Als Grund und Auslöser wird dabei immer wieder ein Name genannt. Puber. Ein Sprayer – angeblich aus der Schweiz – der vor allem im vergangenen Jahr fast im zwänglerischen Ausmaß Türen, Fenster, Hausmauern mit seinem Namen besprüht hat. Das hätte auch andere angestachelt, sagt ein Mann, der die Szene gut kennt.
(c) Clemens Fabry

Viel ist nicht über den Schweizer Sprayer bekannt. Dafür stößt man schnell auf genervtes und unwohles Stöhnen, wenn man etwas über ihn wissen will. Niemand will sich öffentlich zu dem Sprayer äußern. Denn der Schweizer gilt als nachtragend und gewaltbereit.
(c) Clemens Fabry

Die Polizei geht schon längst davon aus, dass der Schweizer mittlerweile Nachahmer hat – so oft würde der Schriftzug vorkommen.
(c) Clemens Fabry

Endlich wieder Gangster. Der junge Schweizer hat schon längst die Szene gespalten. Während die einen sauer sind, weil er eine ganze Szene in Verruf bringt, freuen sich andere, „dass endlich wieder das Gangster-Feeling beim Sprayen gefördert wird“, sagt einer, der nicht genannt werden will.
(c) Clemens Fabry

Vielen sei die Hipster-Art-Szene mit ihren großen künstlerischen Bildern, die großflächig von Wiens Wänden strahlen, ein Dorn im Auge.
(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Doch das hat Folgen. Galt die Wiener Graffiti-Szene früher als entspannt, ist die Stimmung nun am Tiefpunkt. Mittlerweile gebe es öfter Streit und mehr Schlägereien am Donaukanal – der Hochburg von Wiens Sprayer-Gemeinde –, wird in der Szene erzählt. Die Polizei wiederum würde dadurch mehr Sprayer festnehmen. Und freilich oft genug die erwischen, die gar nichts gemacht haben.
(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Was also tun, wenn diese Wandmalereien übermalt werden? Im siebten Bezirk – wo man zwar Kunstwerke hat, aber auch mit den Schmierereien kämpft – hat man mittlerweile eine Möglichkeit gefunden, sich zu schützen.Mehr dazu im Artikel "Zu viel Farbe auf Beton: Wie Graffiti die Stadt prägen" (Link)
(c) Clemens Fabry