ADAC-Chef: Manipulationsskandal "trifft uns ins Mark"

ADAC managing director Obermair frowns during a news conference at headquarter in Munich
ADAC managing director Obermair frowns during a news conference at headquarter in MunichREUTERS
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Der Österreicher Karl Obermair leitet seit 2012 den mächtigen deutschen Autofahrerclub. Die Manipulation der Leserwahl zum Lieblingsauto wird zu seiner wohl größten Bewährungsprobe.

Fürs Erste war's das wohl mit dem Vertrauen in den deutschen Autofahrerclub ADAC. Als am Wochenende bekannt wurde , dass die Leserwahl zum Lieblingsauto der Deutschen massiv manipuliert wurde, war die Aufregung groß. Auch dass der im Zentrum der Vorwürfe stehende ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter sofort alle Funktionen niederlegte, dürfte den Imageschaden vorerst nicht kitten. Der Manipulationsskandal entfachte im Internet, auch im DiePresse.com-Forum, eine Debatte über die Seriosität der Berichte und Tests der Autofahrerclubs. "Die Magazine leben von Werbung und Sponsoring, noch Fragen?", schreibt ein User. Ein anderer fragt sich: "Wurde da auch bei den Reifentests, Reiseberichten und ... geschummelt?"

ADAC-Chef Karl Obermair, gebürtiger Oberösterreicher,  steht nun vor der heiklen Aufgabe, die Wogen wieder zu glätten. Obermair leitet seit 2012 die mächtige Lobbyingorganisation. Nachdem er beim österreichischen ÖAMTC Karriere machte, wechselte er 2003 zum "großen Bruder" nach München und machte dort vor allem durch neue Modelle zur Mitgliederwerbung auf sich aufmerksam. Nach dem Ausscheiden seines Vorgängers übernahm Obermair den Vorsitz der Geschäftsführung.

Obermair verspricht rasche Aufklärung

Am Montag stellte sich Obermair den Medienvertretern und übte massive Kritik am zurückgetretenen Kommunikationschef Ramstetter. Bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen habe er die Zahlen "in einer unglaublich dreisten Art und Weise" nach oben verändert. Geschäftsführung und Präsidium seien bis zum Geständnis des Chefredakteurs der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt" von dessen Unschuld ausgegangen.

"Dieser Vorgang tut uns leid, er trifft den ADAC ins Mark, weil wir als eine der vertrauenswürdigsten und seriösesten Organisationen galten", sagte Obermair. "Dieser Ruf ist jetzt angeschlagen."

Der ADAC-Chef versprach eine umfassende und möglichst rasche Aufklärung, organisatorische und strukturelle Veränderungen sind geplant. Stets wird von einem Einzelfall gesprochen. Andere Zahlen - etwa bei Verbrauchertests - sind laut Obermair korrekt. Auch die österreichische Schwester ÖAMTC (die Zusammenarbeit mit dem ADAC bleibt unverändert aufrecht) und der ARBÖ beteuern, dass bei ihnen alles mit rechten Dingen zugehe.

"Millionen Autofahrer hinter die Fichte geführt"

Der Allgemeine Deutsche Automobilclub ist eine mächtige Organisation in der Heimat von Weltmarken wie Volkswagen, Mercedes und BMW. Wenn der ADAC sein Urteil fällt, zittern Politiker und Konzerne.

Da der ADAC sich als unabhängig und gemeinnützig darstelle, habe er einen enormen Einfluss auf Kauf- und Mietverhalten, meint auch die neue Vorsitzende des Verbraucherschutz-Ausschusses, Renate Künast. "Der ADAC hat Millionen Autofahrer hinter die Fichte geführt", kritisierte die Grünen-Politikerin am Montag. Sie fordert umgehend eine vollständige Aufklärung.

Auf einen Blick

Laut dem jüngsten Geschäftsbericht im Jahr 2012 nahm der ADAC eine Milliarde Euro an Mitgliedsbeiträgen ein. Eine weitere Milliarde nahmen die Tochtergesellschaften ein, vor allem die Versicherungen, Finanzdienstleistungen und Autovermietung wuchsen kräftig. Eine weitere halbe Milliarde steuerten die Regionalgesellschaften zum ADAC-Umsatz bei.

Nach Abzug der Kosten etwa für die Pannenhilfe erwirtschaftete der ADAC 167 Millionen Euro Gewinn. Das Anlagevermögen erreichte zuletzt 1,94 Milliarden Euro, das Eigenkapital gut eine Milliarde Euro.

(Red./APA)

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