Der Wahlbetrug beim Autofahrerklub ADAC sorgt in Deutschland für Wirbel.
Berlin. Der Skandal um gefälschte Abstimmungsergebnisse bei der aktuellen Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen durch den deutschen Autofahrerklub bzw. dessen Mitglieder sorgt für Riesenwirbel: Autobauer wie VW, Ford und Daimler forderten den ADAC am Montag zu umfassender Aufklärung auf und zeigten sich enttäuscht. Über Konsequenzen werde nachgedacht. Ein VW-Sprecher sagte, es stelle sich die Frage, welchen Wert eine Auszeichnung habe, die mit solchen Begleitumständen behaftet sei.
Der ADAC hatte am Wochenende eingeräumt, dass bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen die Zahl der absolut von ADAC-Mitgliedern abgegebenen Stimmen geschönt worden sei. Details wurden nicht genannt, es wird aber gemunkelt, dass der zuständige ADAC-Kommunikationschef und Chefredakteur der Mitgliederzeitung „Motorwelt“, Michael Ramstetter, die Zahlen in etwa verzehnfacht habe. Die Rangfolge der Ergebnisse sei aber nicht beeinflusst worden, wird beteuert. Den ersten Preis heimste, so wie in den Vorjahren, wieder der VW Golf ein. Ramstetter hat am Wochenende alle Funktionen niedergelegt.
Der Fall nährt laut Experten Zweifel auch an anderen Ehrungen in der Automobilindustrie. „Alle Preise müssen auf den Prüfstand“, forderte Helmut Becker, Leiter des Münchner Instituts für Wirtschaftsanalyse. Er glaubt, dass bei Tests von Modellen verschiedener Hersteller manipuliert werde.
Seehofer „nicht überrascht“
Sprecher mehrerer Ministerien forderten ebenfalls Aufklärung seitens des ADAC. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte indes, er sei von den Manipulationen „nicht überrascht“, denn er habe sich auch über andere Zahlen in der Vergangenheit gewundert.
Seitens der österreichischen Autofahrerklubs ÖAMTC und Arbö hieß es, bei ihnen gehe es bei vergleichbaren Wertungen und Preisvergaben korrekt und transparent zu. (DPA/APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2014)