Lawrow: "Lage in der Ukraine gerät außer Kontrolle"

Auf Seiten der Kiewer Regierung: Russlands Außenminister Sergej Lawrow
Auf Seiten der Kiewer Regierung: Russlands Außenminister Sergej LawrowAPA/EPA/MAXIM SHIPENKOV
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Russlands Außenminister bezeichnet Einmischung europäischer Staaten als "widerlich". In Kiew gab es wieder Zusammenstöße gewaltbereiter Demonstranten mit der Polizei.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich alarmiert über die Eskalation der Lage in der Ukraine: Diese drohe "außer Kontrolle" zu geraten, sagte Lawrow am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Die russische Regierung steht fest hinter dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, der mit Massenprotesten konfrontiert ist, seit er im Dezember die Annäherung an die EU auf Eis legte.

Lawrow warf dem Westen erneut Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Ukraine vor: Man würde es vorziehen, wenn europäische Politiker davon Abstand nähmen, "ohne Einladung zum Maidan-Platz in Kiew kommen und an Anti-Regierungs-Protesten teilnehmen, in einem Land, zu dem sie diplomatische Beziehungen haben". Dies sei widerlich.

Brandsätze auf Polizisten geworfen

Die Proteste haben sich in den vergangenen Tagen radikalisiert. Auch in der Nacht auf Dienstag sind gewaltbereite pro-westliche Demonstranten erneut gegen die Sicherheitskräfte vorgegangen. Hunderte Menschen warfen Brandsätze und Steine auf die Polizisten. Die Milizionäre versuchten ihrerseits, die Stellungen der Oppositionellen nahe dem Dynamo-Stadion im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt zu räumen.

Der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko rief die große Masse der friedlichen Demonstranten auf, sich nicht provozieren lassen. Die Führung um den pro-russischen Präsidenten Viktor Janukowitsch wolle mit Schlägertrupps die Situation destabilisieren und Chaos errichten, sagte ehemalige Ex-Boxweltmeister.

Klitschko: Bald gibt es Tote

Die Opposition, die für einen friedlichen Protest stehe, habe "die Bewegung nicht mehr unter Kontrolle", schrieb Klitschko in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung vom Dienstag. Schuld daran sei die Regierung. Präsident Viktor Janukowitsch höre nicht auf die Forderung der Demonstranten nach Neuwahlen, schrieb Klitschko. Er wolle stattdessen friedliche Proteste verbieten und sehe nun das Ergebnis, hieß es in dem Beitrag. Bei den schweren Zusammenstößen der vergangenen Tage wurden mehr als 200 Menschen verletzt. Es würde ihn "nicht wundern", schrieb Klitschko, "wenn es bald Tote zu beklagen gibt"

(APA/DPA/AFP/Red.)

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