Nach Manipulationsskandal: VW stampft ADAC-Werbung ein

Martin Winterkorn von VW nahm den ADAC-Preis für das
Martin Winterkorn von VW nahm den ADAC-Preis für das "Lieblingsauto der Deutschen" entgegenImago
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Gefallener "Gelber Engel": Der Testsieger der manipulierten Leserwahl zum Lieblingsauto denkt darüber nach, den Preis zurückzugeben.

Noch vor wenigen Tagen nahm Volkswagen-Chef Martin Winterkorn stolz die Trophäe entgegen, jetzt ist alles anders: Nach Bekanntwerden der massiven Manipulation bei der Leserwahl zum Lieblingsauto distanziert sich VW vom ADAC-Preis "Gelber Engel". Ein Sprecher des Volkswagen-Konzerns sagte verschiedenen Medien, der Autobauer wolle anders als bisher üblich "nicht mit dem Gelben Engel für den VW-Golf werben". Entsprechende Anzeigenpläne wurden zurückgezogen. Es könnte sogar sein, dass VW den Preis zurückgibt, berichtet die "Süddeutsche".

Der ADAC hatte am Wochenende eingeräumt, dass bei der Leserwahl zum "Lieblingsauto" der Deutschen die Zahl der abgegebenen Stimmen stark manipuliert worden sei. Die Rangfolge der Ergebnisse sei nicht beeinflusst worden, betonte der ADAC auf seiner Internetseite. Mit dem Preis war der VW Golf ausgezeichnet worden.

Kommunikationschef Michael Ramstetter hatte die Manipulation zugegeben und daraufhin sämtliche Funktionen und Aufgaben im ADAC niedergelegt. Unterdessen hat sich bereits die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und prüft, ob Straftatbestände berührt sein könnten.

Experten: Alle Preise und Tests prüfen

Der Fall nährt nach Meinung von Experten auch Zweifel an anderen Auszeichnungen in der Automobilindustrie. "Alle Preise in dieser Branche müssen kritisch auf den Prüfstand", forderte Helmut Becker. Der Leiter des Münchner Instituts für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation vermutet, dass auch bei Tests von Automodellen verschiedener Hersteller nicht immer alles mit rechten Dingen zugeht. "Ich sehe die Gefahr, dass auch Vergleichstests getürkt worden sind", sagte der Wissenschaftler zu Reuters.

Überall, wo Organisationen ihre Quellen und Ergebnisse nicht offenlegten, seien Zweifel angebracht. Crashtests, mit denen durch simulierte Unfälle mögliche Schwachstellen von Autos festgestellt werden sollen, seien davon ausgenommen. Diesen könne man auch weiterhin trauen, da die Messergebnisse veröffentlicht würden.

(APA/dpa/Reuters)

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