Ärztekammer: "Der, der glaubt, er stirbt, soll kommen"

Erwin Wodicka - BilderBox.com
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Ärztekammer-Vizepräsident Mayer relativiert seine Aussage, wonach man bei "ein bisschen Herzstechen um 23 Uhr" nicht gleich ins Spital gehen solle.

Als "bisschen eine unglückliche Formulierung" hat Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, am Dienstag seinen "Herzstechen"-Sager bezeichnet. Er hätte lieber von "Bagatellfällen" sprechen sollen. "Der, der glaubt, er stirbt, der soll zu uns kommen", meinte Mayer nun gegenüber der Austria Presseagentur. Zuvor hatte Mayer in einem Interview die Einschränkung von Ambulanzbesuchen gefordert und Patienten empfohlen, bei "ein bisschen Herzstechen um 23 Uhr" nicht gleich ins Spital zu gehen.

Für Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger habe Mayer das "wirklich leicht missverständlich formuliert", ihm aber am Telefon versichert, Zustände wie ein verrissenes Kreuz gemeint zu haben. Für den Kammerchef ist die Sache damit erledigt. Mit Brustschmerz sei nicht zu spaßen, sagt Wechselberger. Er könne ein Signalzeichen für einen Herzinfarkt oder eine Lungenembolie sein, und all das bedürfe einer sofortigen Behandlung.

Minister: Äußerungen "ein falscher Zugang"

Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) betonte beim Ministerrat, dass Menschen, die Hilfe brauchten, auch versorgt werden müssten. Mayers Äußerung sei "sicher ein falscher Zugang", so Stöger, der bezweifelte, dass diese Haltung direkt aus der Ärztekammer komme. Der Minister verwies auf die Gesundheitsreform, durch die die Patienten am "Best Point of Service" - ob Praxis oder Spital - versorgt werden sollen.

Mayer blieb gegenüber der Austria Presseagentur dabei, dass es ein Regulativ im Bereich der Selbstzuweisung brauche. Eine Möglichkeit wäre etwa, die Patienten - außer in Notfällen - nur noch mit Überweisung vom Allgemeinmediziner oder Facharzt in die Ambulanzen zu lassen. Welche Bagatellfälle er mit dem "Herzstechen" gemeint hat? Das könnten Nervenreizungen zwischen den Rippen sein, so Mayer, und auch "wenn man sich überfrisst, kann man Beschwerden im Brustkorb haben".

Kammer: Angebot außerhalb der Spitäler ausbauen

Kammer-Präsident Wechselberger plädiert jedenfalls dafür, das medizinische Angebot außerhalb der Spitäler auszubauen. Derzeit gebe es Defizite vor allem in der zeitlichen Verfügbarkeit der niedergelassenen Ärzte, aber auch beim von den Krankenkassen bezahlten Behandlungsangebot. Den Ambulanz-Zugang nur noch auf Zuweisung zu ermöglichen, kann er sich vorstellen.

Auch Hermann Leitner, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, plädiert für einen Ausbau des extramuralen Angebots. Ob die jüngste Gesundheitsreform genügend Impulse in diese Richtung gibt, bezweifelt er. Eine Finanzierung aus einer Hand und damit Anreize, die Patienten vom Spital in den niedergelassenen Bereich umzuleiten, gebe es weiterhin nicht. "Es ist leider ein Jammer."

(APA)

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