Schönherr: Erstmals seit 63 Jahren wird eine Frau Partnerin

Ursula Rath
Ursula Rath
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Die Wiener Philharmoniker sind nicht immer ein Vorbild. Ursula Rath ist die erste Anwältin in der obersten Führungsebene der Kanzlei Schönherr.

Wie lange hat es bei den Wiener Philharmonikern gedauert, bis die erste Frau spielen durfte?“, fragt Christoph Lindinger, Managing Partner von Schönherr Rechtsanwälte. 155 Jahre hat es gedauert, eigentlich sogar länger. 1997 hat sich das Orchester aber durchgerungen, mit seiner langen Tradition zu brechen, nur männliche Musiker zu Probespielen einzuladen. Seit damals dürfen nun auch Frauen ihr Können vor der exklusiven Männerriege unter Beweis stellen. Heute, 16 Jahre später, gehören immerhin sieben Musikerinnen zum Orchester, das insgesamt 128 Mitglieder zählt.

Dass Schönherr nur 63 Jahre gebraucht hat, um eine Frau zu einer Equity-Partnerin zu machen, diese Bemerkung verkneift sich Lindinger wohlweislich.
Immerhin, der erste Schritt ist getan und die Sozietät darf sich nun zu den Großkanzleien zählen, bei denen in der obersten Führungsebene wenigstens eine Anwältin zu finden ist. Betrachtet man nämlich die Besetzung in diesen Reihen, hat man das Gefühl, es mit einem dualen System zu tun zu haben. Entweder es gibt keine Frau unter den Equity-Partnern oder eine. Eine erfreuliche Ausnahme bilden DLA Piper mit gleich vier und CHSH Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati mit zwei Frauen in der ersten Liga. Wolf Theiss, Eisenberger Herzog, CMS Reich-Rohrwig Hainz und Preslmayr & Partner haben jeweils eine Substanzpartnerin vorzuweisen. Bei Binder Grösswang, Dorda Brugger Jordis, Freshfields Wien, Fellner Wratzfeld und Partner und  Karasek Wietrzyk ist die Frauenquote bei den Substanzpartnern derzeit Null. „Leider, man hätte es ja sehr gerne anders“, so der Grundtenor in den letztgenannten Kanzleien.

Weniger düster ist das Bild noch bei Rechtsanwaltsanwärtern. 47,46 Prozent der Österreichischen Konzipienten waren zum 31. 12. 2013 Frauen. Die weiblichen Reihen lichten sich aber schon am Weg zur Anwaltsprüfung deutlich: Von 5805 Anwälten sind nur mehr 1143 Frauen.

Woran das liegt? „In einem freien Beruf hat man wenig soziale Absicherung, was für Frauen oft ein größeres Thema ist als für Männer“, sagt Eric Steger, Managing Partner von Wolf Theiss. Zusätzlich hätten viele Bedenken, ihrer Mutterrolle nicht so gerecht werden zu können, wie sie sich das wünschen. Genau diesen Sorgen versuche man in seiner Kanzlei schon seit längerem gezielt entgegenzuwirken. Derzeit sind Wolf Theiss-weit 29 Frauen in Karenz. Jeder einzelnen von ihnen wolle man vermitteln, dass es genug Flexibilität im Unternehmen gibt, um Beruf und Mutterschaft zu vereinen. "Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis mehr von ihnen die gläserne Decke durchstoßen haben."

Ursula Rath ist es bei Schönherr jedenfalls gelungen. Auch als sich vor drei Jahren Nachwuchs ankündigte, war für sie klar, dass es trotz Baby möglich sein würde, Privatleben und Karriere unter einen Hut zu bringen. „Ich habe den Partnern gesagt, wie ich mir die Zeit rund um die Geburt und  danach wünsche und auf meine Bedürfnisse ist man eingegangen.“ Überhaupt sei es wichtig, klare Vorstellungen zu haben und sich jedes Ziel zuzutrauen, sagt sie. Ihren Erfolg hat sie sicherlich ihrer selbstbewussten Haltung und ihrem Fleiß zu verdanken. Genauso wichtig ist es auch gewesen, in einem Rechtsgebiet stark zu sein, wo es Schönherr bisher an ausreichender Kompetenz fehlte. Kapialmarktrecht zählte bisher nicht zu den Stärken der Kanzlei. Mit Rath und ihrem Team kann sich das aber bald ändern.

E-Mails an: judith.hecht@diepresse.com

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