Man wohnt „auf der Wieden“

Mit Immobilienunternehmer Max Huber unterwegs im vierten Bezirk. Zwischen Naschmarkt und Argentinierstraße, vorbei an Prachtbauten und Zinshäusern.

So richtig in der Stadt, an einer U-Bahn, an Radwegen, in Naschmarktnähe wohnen: Das war der Wunsch von Max Huber, als er vor sechs Jahren von Klosterneuburg in eine Wohnung in Wien ziehen wollte. Gelandet ist der Eigentümer des Realbüros Dr. Max Huber dann schließlich im vierten Bezirk, er lebt nun mit seiner Familie beim Brahmsplatz „auf der Wieden“, wie man es in Wien formuliert. Er schätzt daran die „Lage, Lage, Lage“, wie man es von einem Makler auch erwarten würde, sein Büro im Zentrum ist schnell erreichbar, genauso die Autobahn nach Graz, wo Huber herkommt und immer wieder hinfährt.

Prachtbauten, Zinshäuser

Auf der Wieden hat sich der Immobilienunternehmer schnell eingelebt, die zentrale Lage in der Stadt genießt er: Wenn das Wetter es erlaubt, nimmt er sein Klapprad, um ins Büro oder zu Terminen zu kommen. Aber nicht nur immobiliäre Hard Facts zählen, „der vierte Bezirk hat wirklich Charme, viele nette Ecken und Plätze“, meint er beim Schutzengelbrunnen am Rilkeplatz, auf dem Weg vom Naschmarkt Richtung Argentinierstraße.

Plätze und Brunnen, vom Karlsplatz – „der ist mittlerweile ein wirklich angenehmer Ort geworden“, so Huber – bis zum Mozartbrunnen, gibt es genug, Grünflächen sind in dem dicht besiedelten Bezirk eher rar, auf 1,8 Quadratkilometern wohnen immerhin über 30.000 Einwohner. Dafür gibt es viele tolle Gebäude, meint Huber. Etwa in der Argentinierstraße, in der zahlreiche Prachtbauten stehen, zum Beispiel das Palais Vrints zu Falkenstein, heute Sitz der griechischen Botschaft, oder das Palais Kranz, in dem seit Jahrzehnten die russische Handelsvertretung in Österreich residiert.

In der Gründerzeit entstanden auch viele „normale“ Wohnbauten, „es gibt einen sehr schönen Zinshausbestand hier“, sagt Huber. Nach dem ehemals größten Mietshaus Wiens, dem circa 1700 errichteten und nach und nach bis 1970 abgetragenen Freihaus, ist nun ein eigenes Grätzel benannt.

Freihaus und Viertel

Gelegen zwischen Naschmarkt und Wiedner Hauptstraße, versehen mit zahlreichen Lokalen (etwa Amacord, Cotè Sud), Mode- und Möbelshops (wie Pregenzer Fashion Store Vienna, Flo Vintage, Rauminhalt) werden im Freihausviertel Design-Schatzsuchen, Thai-Street-Feste und Einkaufstraßen-Festivals veranstaltet.

Huber schätzt genau diese gewachsene Infrastruktur, die bunte Mischung mit Lokalen, Läden, Restaurants. Seine Favoriten: der Naschmarkt an und für sich, das Café Anzengruber in der Schleifmühlgasse, die Santos-Bar an der Favoritenstraße. Und: „Was ich auch sehr mag, ist, dass sich hier kleine Geschäfte halten, die den großen Ketten trotzen.“

Was kostet die Wieden?

Laut dem Immobilien-Preisspiegel 2013 der Wirtschaftskammer muss man bei Eigentumswohnungen im Erstbezug im Durchschnitt mit 3100 Euro pro Quadratmeter bei mittlerem Wohnwert rechnen, bei sehr gutem (tolle Lage, hochwertige Ausstattung, repräsentative Architektur, großer Balkon) mit 4377 Euro. Bei gebrauchten Wohnungen liegen die Preise bei 2340 Euro beziehungsweise 3420 Euro. Zur Miete wohnt man auf der Wieden bei mittlerem Wohnwert und ab einer Größe von 60 Quadratmetern um 7,6 Euro pro Quadratmeter im Schnitt, für sehr guten Wohnwert muss man mit 11,8 Euro rechnen.

Der Bezirk ist damit ein wenig günstiger als Wien-Landstraße, etwas teurer als Margareten und in etwa vergleichbar mit Mariahilf und Neubau.

TERMINTIPP

Hörbuch Wieden. Kommenden Montag, am 28.Jänner, wird im Wien-Museum am Karlsplatz aus der Reihe „StadtFlanerien – akustisch“ das Hörbuch Wieden vorgestellt. Gestaltet hat die CD Journalist und Autor Karl Weidinger. Die Präsentation startet um 18.30Uhr, Journalist und Musikverleger Walter Gröbchen und Wolfgang Kos, Direktor des Wien-Museums, sprechen über die Wieden und Ernst Jandl, Eva Billisich und ihre „derrische Kapelln“ spielen neue Wienerlieder. www.aktionsradius.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2014)

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