Frühpension: Hackler haben Saison

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Vor der heurigen Verschärfung wurde 2013 die Hacklerregelung noch stark genützt. Dafür sinkt die Zahl der Invaliditätspensionen. Das Antrittsalter steigt im Schnitt auf 58,5 Jahre.

Wien. Das neue Pensionsmonitoring der Regierung kommt erst Mitte dieses Jahres erstmals zum Einsatz. Dieses wird freilich kaum andere Erkenntnisse liefern als die neuen Daten des Hauptverbandes der Sozialversicherungen, die der „Presse“ für 2013 vorliegen und im Durchschnitt für das Vorjahr einen leichten Anstieg des Pensionsantrittsalters um rund sechs Wochen auf 58,5 Jahre ausweisen. Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Statistik? Was sind die Gründe?

Pensionsantritt etwas später: Im Vergleich zu 2012 ist das Pensionsantrittsalter der Österreicher in der gesetzlichen Pensionsversicherung (ASVG-Versicherte, Selbstständige, Bauern) im Schnitt von 58,4 auf 58,5 Jahre (siehe auch Grafik) gestiegen. Das ist zwar der späteste Zeitpunkt des Antritts in diesem Jahrtausend, macht das Kraut bei der Finanzierung allerdings noch nicht fett: Rund 100 bis 120 Millionen Euro bringt der etwas spätere Ruhestand. Mit 58,5 Jahren ist Österreich erst auf dem Niveau der Jahre 1981 und 1982.

Seltener krankheitsbedingt in Pension: Ein Hauptgrund für den Trend zur späteren Pensionierung sind erste Maßnahmen der Regierung und des Sozialministeriums, die langsam zu wirken beginnen. Das betrifft speziell die Invaliditätspensionen. Deren Zahl ist um rund zwölf Prozent gesunken. Neue Aktivitäten wie das 2012 voll angelaufene „Fit2work“-Programm für längere Beschäftigung älterer Menschen und die Gesundheitsstraße, bei der Pensionsversicherung und Arbeitsmarktservice verstärkt zusammenarbeiten, beginnen erste Früchte zu tragen. Auffallend ist, dass auch die Zahl der Anträge um neun Prozent gesunken ist. Das Antrittsalter bei Invaliditätspensionen lag insgesamt bei 52,1 Jahren, bei den Frauen wegen der vielen psychischen Erkrankungen bei 49,7Jahren. Seit heuer wurde die Invaliditätspension für Personen unter 50 Jahren abgeschafft und durch ein Reha-Geld ersetzt. Das hat für die heurige Statistik Auswirkungen, weil Betroffene nicht mehr in die Pensionsstatistik fallen.

Ansturm auf Hacklerpension: Der Andrang auf diese Frühpension war im Vorjahr allerdings noch ungebrochen. Rund 25.000 Personen nützten die Hacklerpension, eine begünstigte Form der Frühpension nach langer Versicherungsdauer, zum vorzeitigen Gang in den Ruhestand. Das war ein Zuwachs von knapp 14 Prozent.

Andrang vor Verschärfung: Das hat einen Hauptgrund. Mit Jahresbeginn wurden die Voraussetzungen für die Hacklerpension deutlich verschärft. So wurde das Zugangsalter schlagartig von 60 auf 62 Jahre erhöht. Im Schnitt wurde freilich die Hacklerregelung schon zuletzt erst mit rund 61,5 Jahren in Anspruch genommen. Auch diese Maßnahme wird das Durchschnittsalter beim Pensionsantritt heuer nach oben bringen.

Schwerarbeiterpensionen werden häufiger: Prozentuell der größte Zuwachs wurde bei den Schwerarbeiterpensionen verzeichnet. Im Gegensatz zur Hacklerpension, bei der die lange Versicherungsdauer ausschlaggebend ist, ist diese Form der Frühpension tatsächlich für Menschen in Schwerarbeiterbranchen (Liste nach Kalorienverbrauch) vorgesehen.

Rekordmarke: Mit insgesamt knapp 2,3 Millionen Pensionen, die Ende 2013 bezogen wurden, wurde ein neuer Höchststand erreicht.

Pensionshöhe: Ende des vergangenen Jahres machte eine Alterspension im Schnitt 1132 Euro brutto im Monat aus. Die Hacklerpension lag bei 1891 Euro. Das liegt vor allem an den notwendigen langen Beitrags- und Versicherungszeiten von bisher zumindest 40 Jahren (Frauen im ASVG, Beamte) bzw. 45 Jahren (Männer im ASVG).

Reaktionen: Die Seniorenvertreter Karl Blecha (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP) sehen beim späteren Pensionsantritt eine Fortsetzung des positiven Trends. Die Wirtschaftskammer dämpfte hingegen die Euphorie: Das Pensionsantrittsalter sei um 0,1 Jahre gestiegen, die Lebenserwartung jedoch rascher – um 0,2 bis 0,3 Jahre.

Die Presse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2014)

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