Strache: "Stadtregierung nahm Exzesse in Kauf"

Die FPÖ sieht die Wiener Stadtregierung nach den Ausschreitungen rund um den WKR-Ball in der Hofburg rücktrittsreif.
Die FPÖ sieht die Wiener Stadtregierung nach den Ausschreitungen rund um den WKR-Ball in der Hofburg rücktrittsreif.(c) imago/Eibner (imago stock&people)
  • Drucken

Nach Angaben der Polizei ist es bei den Protesten gegen den Akademikerball zu Sachschäden im Ausmaß von mehr als einer Million Euro gekommen.

Am Tag nach den teils gewalttätigen Protesten gegen den Akademikerball in der Wiener Hofburg hagelt es gegenseitige Vorwürfe. Für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist die Stadtregierung rücktrittsreif, wie er in einer Aussendung erklärte. Sie habe "die linksextremen Gewaltdemonstranten unterstützt" und nehme die Exzesse "billigend in Kauf".

Beim traditionellen Neujahrstreffen der FPÖ in Vösendorf legte Strache nach. Rote und grüne Politiker hätten damit "ein Klima des Hasses und der Gewalt" geschaffen. "Die rot-grüne Stadtregierung ist eigentlich rücktrittsreif", rief Strache. Denn während die FPÖ einen friedlichen Ball veranstalte, erlebe man "Krawallmacher". "Dass ist eine Schande für Wien", so der Parteichef, der das "heilige Demonstrationsrecht" missbraucht sah.


"Die Herrschaften der linksextremen Szene haben gezeigt, dass sie die Demokratie missachten", sagte Strache. Die FPÖ bekenne sich hingegen zur Demokratie und trete "gegen Extremismus und gegen jede Form von Gewalt" ein. Eine scharfe Attacke ritt der FP-Chef gegen die Berichterstattung des ORF zu den Kundgebungen, die er als nicht objektiv einstufte: "Manchmal schämt man sich, dass man diese GIS-Zwangsgebühren bezahlen muss."

Strache kritisierte unter anderem, dass die von der Stadt Wien mit sowie vom Bund geförderte "Garage X Theater Petersplatz" im Internet als Lokal für die "NOWKR"-Aftershowparty beworben worden sei. Außerdem habe SP-Stadtrat Mailath-Pokorny mit seinen Aussagen "dem linksextremen Gewaltmob auch noch politisches Rüstzeug mit auf dem Weg" gegeben. Mailath-Pokorny hatte den Ball als "Vernetzungstreffen für Rechtsextreme" bezeichnet.

Aktivisten sprechen von dutzenden Verletzten

Das Bündnis "NoWKR", das zum Protest gegen den Ball aufgerufen hatte, übte indes Kritik an der Polizei. Deren Vorgehen sei "von exzessiver Gewaltausübung geprägt" gewesen. Es gebe dutzende verletzte Aktivisten. Die Polizei hatte zuvor von 17 verletzten Aktivisten und fünf verletzten Exekutivbeamten gesprochen.

Um Differenzierung bemüht zeigte sich Alexander Pollak von "SOS Mitmensch". "Ich bin froh, dass wir in einer Zeit leben, in der es sehr viele Menschen als Provokation und Schande empfinden, wenn eine von Rechtsextremen zur Vernetzung benutzte Ballveranstaltung in den Räumen der Republik stattfindet, aber niemand hat das Recht, diesen Umstand für Randale zu missbrauchen", erklärte er in einer Aussendung. "Das, was sich rund um den Stephansplatz abgespielt hat, ist scharf zu verurteilen." Gleichzeitig warf er auch der Polizei einen "eskalativen Schuss nach hinten" vor.

VP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bedankte sich bei der Polizei. Diese habe die schwierige Ausgabe "bravourös bewältigt - trotz aller Anfeindungen."

Der grüne Abgeordnete Harald Walser sagte: "Es ist erfreulich, dass Tausende gegen den rechten Mummenschanz friedlich auf die Straße gegangen sind und für ein nazifreies Österreich demonstriert haben." Die Provokationsstrategie der FPÖ sei "leider" aufgegangen und hätte zu vereinzelten offensichtlich erwünschten Gewaltaktionen geführt. Das Verhalten der Polizeiführung hält der Grüne für unverantwortlich. "Beamte wurden unnötigerweise in vermeidbare Situtationen geführt."

Mehr als eine Million Sachschaden

Laut Polizei ist es bei den Protesten zu Sachschäden im Ausmaß von mehr als einer Million Euro gekommen. Rund 2000 Exekutivbeamte waren im Einsatz. Elf Polizeiautos wurden zerstört, bei der Polizeiinspektion Am Hof wurden alle Scheiben eingeschlagen. Glas ging auch bei vielen Innenstadt-Firmen, Banken oder auch den Büros der OPEC zu Bruch. Zudem seien bei vielen Privatautos Scheiben eingeschlagen oder Spiegel abgerissen worden, teilte die Polizei mit.

(Red./APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Politik

"Zur Zeit" bezeichnet Protest gegen FPÖ-Ball als "Kristallnacht"

Das Magazin des freiheitlichen EU-Abgeordneten Mölzer warnt in seiner aktuellen Ausgabe außerdem vor "Zigeunern".
Politik

Burschenschafter wollen „Aussöhnung mit Gegnern"

Korporierte wollen in Wien ein "Fest der Freiheit" feiern. Politologe Hofer ortet darin "natürlich" eine Provokation und warnt vor einem Schaden für die FPÖ.
Wien, Innenstadt, Ruhe
Wien

Wien: Wie viel Ruhe braucht die Stadt?

Wem gehört die Innenstadt? Lärmenden Demonstranten, feiernden Jugendlichen oder ruhebedürftigen Bewohnern? Wie die Innenstadt beruhigt werden soll. Und woran das scheitert.
WIEN: DEMONSTRATION GEGEN DEN AKADEMIKERBALL DER FP�
Politik

Akademikerball: WK Wien wünscht sich Ausweichrouten

Die Konzentration von Demonstrationen auf den Ring schade den Unternehmen, warnt die Wirtschaftskammer Wien.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.