Syrien: Flucht aus dem Bürgerkrieg in die Zwangsheirat

Weibliche Flüchtlinge sind eine besonders gefährdete Gruppe
Weibliche Flüchtlinge sind eine besonders gefährdete GruppeREUTERS
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Minderjährig, weiblich, entwurzelt: Reiche Golfaraber machen sich schamlos die Notlage junger Syrerinnen zu Nutze, die in die Nachbarstaaten geflüchtet sind und beuten sie sexuell aus.

Sie haben ohnehin schon genug gelitten: Jene Millionen Menschen, die vor dem syrischen Bürgerkrieg in die Nachbarländer Türkei, Jordanien und Libanon geflohen sind. Oft hausen sie dort unter ärmlichsten Bedingungen, die Aufnahmeländer sind dem Ansturm längst nicht mehr gewachsen.

Doch offenbar ist ihr Leidensweg damit noch nicht zu Ende: Wie der "Spiegel" berichtete, werden immer mehr aus Syrien geflohene Frauen zum Opfer von Sextourismus und Zwangsheirat. Es sind offenbar vor allem ältere Männer aus den reichen arabischen Golfstaaten: "60 Jahre alt und so dick, dass sie zu Hause keine Frau mehr abbekommen", zitiert die Zeitschrift einen Händler in der jordanischen Grenzstadt Ramtha, der zwar an sich (Schmuggel)Waren verkauft, immer öfter aber dezidiert nach Frauen gefragt wird.

Diese sind oft schon deshalb völlig schutzlos, weil Familien durch Bürgerkrieg und Flucht auseinandergerissen wurden, die Männer entweder - auf welcher Seite auch immer - kämpfen oder in den Gefechten bereits getötet wurden (der Bürgerkrieg forderte bisher mindestens 130.000 Todesopfer).

Nach wenigen Wochen wieder verlassen

Doch auch bei der sexuellen Ausbeutung der Flüchtlinge gibt es noch Abstufungen: Da sind etwa jene Golfaraber, die - unter dem ehumphemistischen Titel der "Schutz-Ehe" junge Syrerinnen heiraten, die oft noch minderjährig sind. Die Frauen, völlig entwurzelt und mittellos, sehen sich oft gezwungen, das Angebot anzunehmen, weil sie keinen anderen Ausweg aus ihrer Lage sehen.

Andere werden entweder direkt in die Prostitution getrieben - oder nach wenigen Wochen von ihren vermeintlich so großherzigen Ehemännern wieder verlassen. Das ist dann besonders leicht möglich, wenn die Ehe nicht vor einem islamischen Gericht geschlossen wurde, denn nur in diesem Fall wird sie anerkannt. Jordanische Rechtsgelehrte weigern sich etwa, Frauen unter 14 Jahren zu verheiraten.

Aber auch wenn die Ehe offiziell anerkannt wird: Der reiche "Gönner" kann nach ein paar Wochen Sextourismus einfach ein Flugzeug in die Heimat besteigen und die Frau ohne Geld und Visum zurücklassen. So sieht dann also der "Schutz" aus, der ihnen versprochen wurde.

>>> Zum Bericht des "Spiegel"

(hd)

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