Bis vor Kurzem haben die BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und andere Schwellenländer das weltweite Wirtschaftswachstum aufrechterhalten. 2012 steuerten die vier BRIC-Länder noch ein Viertel der weltweiten Wirtschaftsleistung bei. Doch mit dem rasanten Wachstum ist es vorbei. DiePresse.com zeigt einen Überblick über die Lage in den wichtigsten Schwellenländern.
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Das 200-Millionen-Einwohner-Land Brasilien galt während der Finanzkrise als sicherer Hafen: War es doch eines der Länder, deren Finanzmärkte überdurchschnittliche Erträge lieferten. Doch im Vorjahr zogen die Anleger 12,3 Mrd. Dollar aus Südamerikas bevölkerungsreichstem Land ab. Die Konsumparty in dem lange als aufstrebend geltenden Land ist vorerst vorüber, die Haushalte halten sich mit Ausgaben zurück. Schuld ist die hohe Inflation.
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Argentinien im Süden Südamerikas erlebt seit fünf Jahrzehnten eine Geschichte voller (Hyper-)Inflation, Abwertungen, Kapitalflucht und Bankenkrisen. Zum Jahreswechsel 2001/02 brachen Wirtschaft und Finanzwesen komplett zusammen, es gab Revolten, der Peso-Kurs kollabierte. Es folgten einige harte Jahre massiven Sparens, bis die Wirtschaft wieder einigermaßen saniert war und sogar kräftig wuchs. Zuletzt explodierten erneut Staatsausgaben, -schulden und Importe, die Inflation betrug binnen der letzten fünf Jahre kumuliert 270 Prozent.
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Im allgemeinen Sinkflug der Schwellenländer bildet auch Russland keine Ausnahme. Die Landeswährung Rubel ist 2013 schon um 7,12 Prozent gegenüber dem Dollar gefallen, im Jänner 2014 um weitere sechs Prozent.Schon 2013 wuchs das BIP nur noch mit 1,4 Prozent. Das ölpreisgetriebene Wachstumsmodell hat ausgedient, auch der Konsum geht aktuell zurück. Dem Rubel zu schaffen macht, dass Kapital massiv aus dem Land flieht. 2013 waren es 63 Mrd. Dollar Nettoabfluss.
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Indonesien wurde schon von der Asienkrise 1997/98 schwer gebeutelt. Die wirtschaftlichen Verwerfungen begünstigten damals allerdings auch den Sturz der Suharto-Diktatur. 2013 ist die indonesische Rupiah besonders stark gefallen: Ihr Wert gegenüber dem US-Dollar sank im vergangenen Jahr um satte 21 Prozent. Dies bedeutet, dass sich Importe signifikant verteuerten, mit negativen Auswirkungen auf Inflation und Handelsbilanz. Die Zentralbank hielt den Leitzins zu Jahresbeginn bei 7,5 Prozent.
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Indien ist bis heute ein uneingelöstes Versprechen. Die größte Demokratie der Welt gilt an einem Tag als die IT-Nation von morgen und am nächsten als hoffnungsloses Entwicklungsland. Indien leidet unter der höchsten Inflation in Asien: Sie liegt bei rund zehn Prozent. Allein in den vergangenen zwölf Monaten hat die indische Währung rund 14 Prozent ihres Wertes verloren, was importierte Waren verteuert. Laut Weltbank leben noch immer fast zwei Drittel der indischen Bevölkerung von weniger als zwei US-Dollar pro Tag.
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Nach mehrjährigem Boom wächst auch Südafrikas Wirtschaft langsamer, laut Prognose des IWF um 2,8 Prozent in diesem Jahr. Südafrikas Währung fiel Anfang der Woche auf ein Fünf-Jahres-Tief, hat im Vergleich zum Euro mehr als ein Fünftel verloren. Südafrika leidet unter steigender Verschuldung und Infrastrukturmängeln. Dazu kommen Spannungen zwischen Unternehmern und Gewerkschaften. Die Arbeiter wollen stärker vom Wachstum profitieren und fordern höhere Löhne.
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Mit einem Bruttoinlandsprodukt von fast 15 Billionen Dollar liegt die Volksrepublik China hinter den USA – noch. Dass China bald zur größten Wirtschaftsnation aufsteigen wird, gilt als gesichert: Das Land hat fast 1,4 Milliarden Bürger. Das sogenannte Reich der Mitte hat viele Gesichter. Die Wirtschaftskraft und das Potenzial sind enorm – aber auch die Angst vor einer Überhitzung. Wie es mit China weitergeht, entscheidet auch darüber, wie es mit der Weltwirtschaft weitergeht.
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Ernüchterung nach Jahren des Aufschwungs
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