ELGA: Ältere besonders kritisch

Datenschutz. Zur Überraschung der Krankenkassen sind es vor allem Senioren, die sich von der Elektronischen Gesundheitsakte abmelden.

Wien. Von der seit Jahresbeginn bestehenden Möglichkeit, sich von der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) abzumelden, haben bisher nach Angaben des Gesundheitsministeriums 7500 Versicherte Gebrauch gemacht. Zur Überraschung der Krankenkassen waren es zumeist ältere Personen, die nicht wollen, dass ihre Gesundheitsdaten vernetzt und jedem Arzt bei Bedarf (und nur mit E-Card) zugänglich gemacht werden.

Bei der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK), bei der sich insbesondere in den ersten zehn Jännertagen Dutzende Senioren über die Möglichkeiten einer Abmeldung informiert haben, führt man die Bedenken darauf zurück, dass ältere Patienten für gewöhnlich mehrere Ärzte aufsuchen – aber nicht wollen, dass ihr Hausarzt davon erfährt. Aus Sorge, dass dieser über das Einholen einer zweiten Meinung enttäuscht sein könnte. „Das ist jedenfalls die Vermutung unserer Ärzte“, sagt Karin Hofer, Sprecherin der SGKK.

Ein weiterer Grund könnte laut Jan Pazourek, Generaldirektor der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse, die Kampagne des Hausärzteverbands sein, der sich für eine Abmeldung von ELGA starkmacht. Denn Hausärzte hätten naturgemäß mehr ältere Patienten als jüngere.

Dass sich bisher verhältnismäßig wenig jüngere Versicherte abgemeldet haben, dürfte der Einschätzung der SGKK-Leitung zufolge zwei Gründe haben: Zum einen halte sich ihre Angst vor der Veröffentlichung ihrer Akte in Grenzen – schließlich seien die meisten von ihnen gesund. Und zum anderen verstünden junge Leute eher, dass ihre Daten ohnehin digital vorhanden seien und nur vernetzt würden. Die Gefahr, dass das System gehackt und die Akte öffentlich wird, sei nicht größer als früher.

„Keine besorgniserregenden Zahlen“

Beim Gesundheitsministerium zeigt man sich angesichts der 7500 Abmeldungen unbeeindruckt. Das sei im Hinblick auf die vielen Aufrufe, ELGA zu boykottieren, „keine besorgniserregende Zahl“. Zudem seien die Abmeldungen in den vergangenen Tagen wieder etwas zurückgegangen. Sprecherin Lisa Fuchs: „Selbst wenn es 100.000 Abmeldungen gäbe, würde das nur rund ein Prozent der Versicherten ausmachen.“ (kb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2014)

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