Baturinas Paläste wanken

Österreich - Tirol - Kitzbühel
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Russlands reichste Frau hat viele Baustellen. Auch in Österreich kracht es. Angeblich will sie ihr Hotelgeschäft loswerden.

Wien. Fest wie ein Felsen steht das Grand Tirolia in Kitzbühel. Eine schönere Lage gibt es nicht, so der Werbetext: viel Erholung und Ruhe. Was der Gast freilich nicht merkt, ist das Krachen im Gebälk von Besitzerin Jelena Baturina und dem Management, das drei weitere Hotels der russischen Milliardärin führt. Seit Kurzem geht es richtig zur Sache. Am Montag feuerte Baturina die vom Österreicher Michael Regner geführte Managementholding Martinez. Sie, auch in Baturinas Besitz, beantragte nun Insolvenz. Regner habe ineffizient gearbeitet, sagte Baturinas Sprecher, Gennadi Terebkov, zur „Presse“: Man bezweifle Ausgaben und Geschäftsgebarung. Regner dementiert und will wegen übler Nachrede klagen.

Fakt ist, dass Baturinas Hotelgeschäft, dessen Betrieb weiterläuft, hinter den Erwartungen zurückblieb. Zwar sagt Terebkov, dass bis auf das Grand Tirolia alle drei anderen Profit bringen. Laut Regner aber schreibt auch das Hotel in Tschechien operative Verluste. Zum New Peterhof in St. Petersburg fehlen Zahlen. Nur das Hotel in Dublin sei höchst erfolgreich, wiewohl die Renovierung das Ergebnis belaste. In Kitzbühel, wo 80Mio. Euro investiert wurden, werden nach wie vor Millionenverluste geschrieben. Seit Ende 2013 schieße Baturina kein Geld mehr ins Hotelgeschäft zu, so Regner.

Wen die Schuld am Desaster trifft, werden vielleicht die Gerichte klären. „Die Art der Geschäftsführung kann man hinterfragen“, erklärt indes ein Hotelentwickler. „Aber auch Baturinas Investition an sich.“ In der Tat stieg Baturina, Frau von Moskaus Ex-Bürgermeister Juri Luschkow, vor Jahren mit Pomp in einen Sektor im Ausland ein, den sie nicht kannte. „Die Investitionen in Kitzbühel kann sie nie hereinspielen. Hotels werden heute leider als Paläste der Reichen gebaut – eher als Hobby.“

Das wirkliche Geschäft machte Baturina in Russland. Erst als ihr Mann 2010 geschasst wurde, musste die nun 50-Jährige, die laut „Forbes“ 1,1 Mrd. Dollar besitzt, dort alles verkaufen. Hatte sie zuvor alle Gerichtsverfahren gewonnen, verlor sie danach alle. Aktuell prozessiert sie in Moskau und London um hunderte Millionen Euro.

„Erst als sie bemerkte, dass das Geld aus Moskau nicht mehr fließt, war sie verblüfft, dass die Geschäfte im Westen kein Geld bringen“, sagt eine gut informierte Quelle aus Tiroler Politikkreisen. „Nun überlegt sie wohl, was zu tun ist. Zu verkaufen wäre sinnvoller.“ Glaubt man Regner, hat sie das auch vor. Die Käufe in Österreich und Tschechien seien ein Fehler gewesen: „Ja, sie will die Hotels verkaufen.“ Nichts dergleichen, dementiert Terebkov: „Wir werden das Geschäft fortsetzen. Und bald neue Immobilienprojekte in Österreich und Deutschland lancieren.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2014)

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