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Der durchtrainierte Körper als Hochleistungsmaschine

FRANCE CYCLING TOUR DE FRANCE 2013
EPA
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Kurzfristig kann der Mensch eine Leistung von bis zu 5000 Watt erbringen. Aber auch mit Dauerleistungen von 450 Watt – wie bei Radfahrern – können trainierte Körper so hohe Leistungen wie Ochsen erbringen.

Wien. Der Körper eines Spitzensportlers ist eine Hochleistungsmaschine. Während ein untrainierter Mensch mit seinen Armen eine Leistung von rund zehn Watt und mit seinen Beinen rund 100 Watt erbringen kann, wurden bei Radprofis Werte um die 450 Watt ermittelt – und zwar als Dauerleistung über einige Stunden hinweg. Das ist mehr, als z.B. ein Ochs (300 Watt) erbringen kann, aber weniger als ein Pferd: Per definitionem nannte man früher eine Leistung von 736 Watt eine „Pferdestärke“ (PS). Kurzfristig – für wenige Sekunden – können Sprinter oder Gewichtheber sogar Leistungen von bis zu 5000 Watt erbringen.

Solche Extreme können freilich nur erzielt werden, wenn sowohl der Körper als auch der Stoffwechsel der Sportler sehr gut angepasst, sprich: trainiert, sind. Gut bekannt ist das bei Radfahrern: Ein Profi kann pro Minute fünf bis sechs Liter Sauerstoff aufnehmen und pro Stunde bis zu 1000 Kilokalorien (kCal) Nahrung verbrennen; bei einem Hobbyradler (der höchstens eine Leistung von 250 Watt in die Pedale bekommt) liegen die entsprechenden Werte bei drei Liter Sauerstoff je Minute und 360 kCal Energie pro Stunde.

Der Energieverbrauch für eine schwere Bergetappe z.B. bei der Tour de France wird mit rund 8000 kCal angegeben. Ein Wert, auf den auch Gewichtheber an einem Trainingstag kommen. Selbst von Formel-1-Fahrern werden Zahlen zum Energieverbrauch kolportiert: Die Rede ist da von 450 kCal je Rennstunde. Zum Vergleich: Bei leichter körperlicher Bewegung verbraucht ein Mensch abhängig von Geschlecht, Größe und Alter zwischen 1800 und 3100 kCal pro Tag.

Beim Skifahren ist die Angabe solcher Zahlen schwieriger. Streng physikalisch gesehen wird z.B. bei einer Abfahrt (oder beim Langlaufen in der Ebene) kaum Arbeit verrichtet. Diese wird laut Physiklehrbuch nur dann verzeichnet, wenn eine Masse in die Höhe gehoben wird – und das übernimmt beim normalen Skifahren ja der Lift. Dennoch ist auch beim Skilauf ein hoher Energieeinsatz nötig: einerseits um Reibungskräfte etwa zwischen Ski und Schnee zu überwinden, und andererseits, um Trägheitskräfte zu kompensieren – etwa bei einem Richtungswechsel.

Im Körper wird Energie aufgewendet, um bestimmte Proteine (Aktin- und Myosin-Filamente) gegeneinander zu verschieben. Diese physiologischen Prozesse haben keinen allzu hohen Wirkungsgrad: Schätzungen zufolge werden nur zehn bis 25 Prozent der eingesetzten Energie in mechanische Arbeit umgesetzt; der überwiegende Rest wird als Abwärme frei (was auf der Skipiste natürlich höchst willkommen ist).

Skifahren ist – anders als z.B. Radfahren oder Laufen – keine Dauerbelastung, sondern beruht auf dem ständigen Wechsel zwischen Be- und Entlastung. Während des Fahrens wird in den einschlägigen Tabellen ein Energieverbrauch von 400 bis 600 kCal pro Stunde angegeben.

Durch die Auswertung der Bewegungsmuster von Skitagespässen wird ein realer Skitag eines Hobbyfahrers (fünf bis sechs Stunden Skifahren, in denen 8000 Höhenmeter und 45 Pistenkilometer zurückgelegt werden) mit einem Energieverbrauch von 3600 kCal angegeben. Bei Spitzensportlern dürften die Werte nicht dramatisch größer ausfallen, da die Höchstleistungen ja nur wenige Minuten lang erbracht werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2014)