Zweites Standbein mit 27: Eine bulgarische Vinothek

Marin Zumbulev, Bulgarien, Vinothek
Marin Zumbulev, Bulgarien, Vinothek(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der junge Werber Marin Zumbulev wollte „etwas Eigenes machen“ und hat eine bulgarische Vinothek in Wien Margareten eröffnet.

Normalerweise kommt dieser Wunsch etwas später, meist so um die 40, 50 herum, wenn man schon mehrere Jahrzehnte gearbeitet hat. Marin Zumbulev hat nur drei Jahre Arbeit gebraucht, um zu sagen: „Ich wollte etwas Eigenes machen.“ Nicht, dass ihm sein Job als Kundenbetreuer bei einer großen Werbeagentur nicht gefällt, im Gegenteil: „Das macht großen Spaß und ist genau das Richtige.“ Aber es durfte eben ein bisschen mehr sein, etwas Eigenes, bei dem man „den Erfolg gleich sehen kann und der nur mir zugutekommt“.

Also hat der 27-Jährige eine Vinothek eröffnet, eine kleine und eine – zumindest hierzulande – spezielle. Eine nämlich, in der ausschließlich bulgarischer Wein verkauft wird. „Einen Bezug zu Bulgarien hab ich ja“, sagt Zumbulev, der als Vierjähriger mit seinen Eltern von Bulgarien nach Wien gekommen ist. Und für Wein hat er sich „schon immer interessiert. Natürlich, ich bin keine 50 und habe keine jahrelange Erfahrung, aber das Interesse für Wein hat in den letzten Jahren stark zugenommen, auch in meinem Umfeld“.

Zuerst Greißler, dann Vinothek

Und da Zumbulev auch in Margareten wohnt und zufällig ein Lokal in der Schönbrunner Straße frei wurde, hat er den kleinen Verkaufsraum übernommen und daraus das Vinoto gemacht. Wie der Zufall so will, hat auch das Lokal einen Bezug zu Bulgarien. Immerhin war hier zuvor ein bulgarisches Lebensmittelgeschäft einquartiert. „Ich hatte nichts damit zu tun, aber das sind Bekannte von meinen Eltern. Wir sind zufällig draufgekommen, dass das frei wird.“

Seit Anfang November verkauft Zumbulev in dem hübschen Geschäft, in dem sich der Werbehintergrund des Inhabers nicht leugnen lässt, Weine aus Bulgarien. Derzeit hat er 36 Weine von sieben Weingütern im Sortiment. Beim Großteil handelt es sich, wie generell in Bulgarien, um Rotweine. „Bulgarien ist ein Rotweinland. Aber sie haben auch gute Weißweine, die sind viel kräftiger als hier. Da ist es in Österreich schwieriger, weil die Erwartungshaltung doch eine andere ist“, sagt Zumbulev und gerät ins Schwärmen über das Weinland Bulgarien. Es gäbe viel Potenzial, und es tut sich derzeit auch einiges. „Bulgarien hat den gleichen Breitengrad wie Bordeaux oder die Toskana.“ Auch der französische Star-Önologe Michel Rolland befasse sich derzeit, nachdem er Frankreich sozusagen abgearbeitet hat, besonders gern mit Bulgarien.

Neben dem bekannten Weingut Castra Rubra, das im Westen des Landes liegt, hat Zumbulev auch einige kleine Winzer im Programm. Im April hat er das Sortiment zusammengestellt, indem er sich quer durchs Land durchgekostet hat. Das hat er auch weiterhin vor. „Ich bin zwei, drei Mal im Jahr sowieso dort und besuche meine Oma.“ Das Sortiment wird laufend angepasst, an der Größenordnung soll sich aber vorerst nicht viel ändern.

Seinem Vater wäre wohl am liebsten, dass er die Weine nicht austauscht. Immerhin hat er, als Grafiker, seinen Sohn bei der Gestaltung des Geschäftes unterstützt. Das auffälligste Element – eine große Schiefertafel, auf der nicht nur die verschiedenen Weinflaschen befestigt, sondern auch händisch mit Kreide die Namen und Preise aufgezeichnet wurden – ist ebenfalls sein Werk. „Das war schon eine Arbeit, am zweiten Tag hat er geflucht, vor allem, weil ich dann noch das Sortiment ändern wollte. Aber die Tafel kommt super an“, sagt Zumbulev, der auch – in Kooperation mit einem Sommelier – Verkostungen plant.

Neben den auch hierzulande bekannten Sorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon oder Syrah hat er auch Weine im Programm, die es nur in Bulgarien gibt, wie Melnik, Mavrud und Rubin. Biowein gibt es derzeit nur einen. „Das ist schon Thema in Bulgarien, aber das kommt erst, viele machen es noch nicht.“ Derzeit sei man eher darauf bedacht, das Weinland zu pushen und die Qualität auch weiter anzukurbeln. Zumbulev will das nun für die Wiener machen.

Zum Projekt

Vinoto heißt die neue Vinothek, die sich ausschließlich auf bulgarische Weine spezialisiert hat (Schönbrunner Straße 55, 1050 Wien, Mi bis Fr 16 bis 19 Uhr, Sa 14 bis 18 Uhr). Der junge Werber Marin Zumbulev hat das kleine Geschäft Anfang November eröffnet. Er hat derzeit 36 Weine von sieben Weingütern im Sortiment, vorrangig Rotweine. Darunter auch die ausschließlich in Bulgarien wachsenden Sorten Melnik, Malbec und Rubin. Zumbulev (27) ist in Bulgarien geboren und kam als Vierjähriger mit seinen Eltern nach Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2014)

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