Die Arbeitslosenrate stieg um 9,5 Prozent, AMS-Chef Kopf hatte die "erschreckenden Zahlen" schon vor Monaten prophezeit. Sozialminister Hundstorfer versucht zu beruhigen: Im EU-Vergleich sei Österreich ein "Musterland".
"Ende Jänner werden wir erschreckende Zahlen sehen", kündigte AMS-Chef Johannes Kopf schon im Herbst 2013 an. Und er sollte Recht behalten: Die österreichische Arbeitslosenrate ist im Jahresvergleich um 9,5 Prozent nach oben geklettert. Kopfs Prognose von 450.000 Arbeitslosen, die er erst vor wenigen Tagen im Interview mit der "Presse" bestätigte, stellte sich als sehr präzise heraus: 449.668 Personen waren auf der Suche nach einem Job, 79.831 davon befanden sich in einer Schulung - und gelten damit laut offizieller Definition nicht als arbeitslos.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum waren um 9,5 Prozent mehr Menschen ohne Arbeit- und im Vergleich zum Vormonat sind rund 20.000 Menschen mehr auf der Suche nach einem Job (Ende Dezember waren es 428.143).
"Im EU-Vergleich ist Österreich ein Musterland"
Insgesamt lag die Arbeitslosenquote bei 4,9 Prozent, vor genau einem Jahr waren es noch 4,7 Prozent. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 0,5 Prozent auf 3.420.000.
Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) versuchte am Montag zu beruhigen: "Da Ende Jänner der Höhepunkt der Saisonarbeitslosigkeit erreicht wird, hat die Zahl der Personen, die beim Arbeitsmarktservice entweder als arbeitslos registriert sind oder ein Schulungsangebot angenommen haben, mit 449.668 einen neuen Höchststand erreicht." Im EU-Vergleich sei Österreich noch immer ein "Musterland".
»Die Liberalisierung des Arbeitsmarktes für Personen aus Bulgarien und Rumänien hat bei der Zahl der registrierten Arbeitslosen keine wesentlichen Veränderungen bewirkt.«
Minister Rudolf Hundstorfer
Bis zum Sommer werde die Zahl der beim AMS betreuten Personen saisonbedingt um 120.000 zurückgehen, so Hundstorfer "Die Liberalisierung des Arbeitsmarktes für Personen aus Bulgarien und Rumänien seit Jahresbeginn 2014 hat bei der Zahl der registrierten Arbeitslosen keine wesentlichen Veränderungen bewirkt. Der Bestand der Personen ohne österreichischem Pass steigt zwar vor allem branchen- und saisonbedingt mit 15,3 Prozent etwas stärker als der Durchschnitt, in den Monaten vor der Öffnung lag die Entwicklung mit Werten von jeweils mehr als 18 Prozent jedoch noch deutlich höher", rechnete der Minister vor.
Lehrstellenlücke wird größer
Die Zahl der Lehrstellensuchenden hat im Jänner 2014 um 7,2 Prozent auf 5544 Jugendliche zugenommen, gleichzeitig sank die Zahl der offenen Lehrstellen um 15,5 Prozent. Insgesamt gab es bei der Jugendarbeitslosigkeit einen Anstieg um 3,5 Prozent. Schwierig war es auch für Ausländer. Hier suchen 91.000 einen Job, um 15,3 Prozent mehr als im Jänner 2013.
Steigend ist auch die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit. Sie stieg im Jahresvergleich um zwei Tage auf mittlerweile 95 Tage. Bei Männern und Frauen gibt es einen signifikanten Unterschied: Während die Männer-Arbeitslosigkeit um 7,8 Prozent zulegte, gab es bei den Frauen ein Plus von 12,1 Prozent. Dramatisch ist die Zunahme der Jobsuche bei Personen mit gesundheitlicher Vermittlungseinschränkung (plus 29,7 Prozent) sowie bei den Langzeitarbeitslosen (plus 39,5 Prozent). Hohe Zuwächse gab es auch bei der Generation 50 Plus mit 20,4 Prozent.
Tourismus besonders stark betroffen
Nach Branchen gab es den höchsten Zuwachs einmal mehr in den Gesundheitsberufen (plus 14,7 Prozent), gefolgt vom Handel (plus 13,1 Prozent) und dem Tourismus (plus 12,9 Prozent). Trotz der Hauptsaison gab es in Tirol den höchsten Anstieg bei den Arbeitslosenzahlen (plus 13,9 Prozent). Den geringsten Zuwachs verzeichnete das Burgenland mit 3,6 Prozent.
Im Gesamtjahr 2013 wurde die zweithöchste Arbeitslosenquote in der 2. Republik verzeichnet. Sie lag bei 7,6 Prozent, im Schnitt waren 360.723 Personen ohne Job. Außerdem befanden sich 66.864 Personen in Schulungen. Gleichzeitig gab es im vergangenen Jahr mit rund 3,3 Millionen unselbstständig aktiven Arbeitskräften erneut einen Beschäftigungsrekord. Zum Vergleich: In den 1950er-Jahren gab es in Österreich nur rund 2 Millionen unselbstständig Beschäftigte.
(APA)