Burschenschafter wollen „Aussöhnung mit Gegnern"

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Korporierte wollen in Wien ein "Fest der Freiheit" feiern. Politologe Hofer ortet darin "natürlich" eine Provokation und warnt vor einem Schaden für die FPÖ.

Die „Forschungsgesellschaft Revolutionsjahr 1848" plant im Mai ein „Fest der Freiheit" in der Wiener Innenstadt. Dem Verein deutschnationaler Burschenschaften steht Gerhard Schlüsselberger vor, ein Mitglied der als rechtsextrem geltenden Burschenschaft „Olympia". Es gehe bei der Veranstaltung um Meinungsfreiheit und Menschenrechte, sagte der Organisator am Montag im Ö1-„Mittagsjournal".

Zudem wolle sich Schlüsselberger, der auch Mitglied der FPÖ ist, dabei mit den Gegnern des Akademikerballs aussöhnen. „Es ist an der Zeit, einfach einmal zu versuchen, aufeinander zuzugehen und sich die Hand zu reichen und zu sagen: Es gibt Gemeinsamkeiten, nämlich das Bekenntnis zu diesen Errungenschaften und insofern kann das doch ein Anlass sein, um die Wogen zu glätten."

Kritik an seiner Mitgliedschaft in der Burschenschaft „Olympia" wies er zurück. Diese organisiere das Fest schließlich nicht. Außerdem stimme es auch nicht, dass in Wien ein Aufmarsch stattfinden soll, vielmehr „wird es einen Spaziergang geben durch gewissen Teile der Innenstadt, wo man auch historische Orte, die in der Revolution wichtig waren und die ja ein Träger sind, dieser erkämpften Rechte, besucht".

Auch der freiheitliche EU-Kandidat Andreas Mölzer versteht die Aufregung nicht. Eine friedliche Veranstaltung einer Burschenschaft würde von den Menschen nicht als Extremismus verstanden werden, „sondern als normale Veranstaltung", meinte er gegenüber Ö1. „Sollten irgendwelche Verrückten da dagegen demonstrieren und wieder gewalttätig sein, bitte dann wissen ja die Menschen auch ganz genau, wer da die Schuld daran hat." Jedenfalls nicht die FPÖ, so Mölzer. Der Organisator sei ein Verein „und wir sind die letzten, die Vereinen vorschreiben, was sie zu machen haben".

Hofer: „Provokation zum Schaden der FPÖ"

Politologe Thomas Hofer sieht die für Mai geplante Veranstaltung weniger gelassen. Er ortet darin „zum Teil natürlich eine Provokation", zum andern Teil sei es der Versuch „der Umdeutung" der Geschehnisse von 1848. Die Reaktion „der anderen Seite" werde sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.

Der FPÖ dürfte das „Fest der Freiheit" jedenfalls schaden, meint Hofer: „Das kann nur beschädigend wirken." Vor allem mit Blick auf den EU-Wahlkampf habe sie eine neuerliche Eskalation „notwendig wie einen Kropf". Denn die FPÖ wolle ihren Spitzenkandidaten „Kanzler-like" dastehen lassen - ein Versuch, der durch eine Extremismusdebatte torpediert würde.

>> Bericht des Ö1-„Mittagsjournals"

>> Interview mit Thomas Hofer

(Red.)

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