Versuchsstation des parlamentarischen Weltuntergangs

Was die Europaabgeordneten von Österreich lernen können? Die Große Koalition zu lieben.

Von Karl Kraus stammt das Bonmot, Österreich sei eine Versuchsstation des Weltuntergangs. Aus dem Kontext der Donaumonarchie herausgelöst, treffen die vor gut einhundert Jahren geäußerten Worte des großen Wiener Satirikers wunderbar auf die bevorstehende Europawahl zu: Bevor man in Brüssel und diversen EU-Hauptstädten ob des sich abzeichnenden Triumphs der populistischen Internationale in Untergangsstimmung verfällt, lohnt es sich, einen Blick nach Wien zu werfen. Wir hätten da nämlich drei tröstliche Lehren parat.

Erstens: Der Aggregatzustand des Populismus ist inhärent instabil – aus Blau wird Orange, aus Orange wird Gelb-Schwarz (Rekos), und so wird es munter weitergehen. Zweitens: Die populistischen Farbtöne lassen sich mehr schlecht als recht kombinieren, meistens passen sie so zueinander wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Und drittens: Wenn die Ränder ausfransen, muss die Mitte zwangsläufig zusammenrücken – und die Große Koalition wird zum Gebot der Stunde. Durch den europapolitischen Wirbelsturm kommt man schließlich besser mit einem Partner, an dem man sich festhalten kann.

E-Mails an: michael.laczynski@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2014)

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