Wirtschaft: Der Prototyp des Internet-Märchens

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In nur zehn Jahren wurde Facebook von einer Uni-Spielerei zu einem globalen Milliardenkonzern. Doch wo wird das Unternehmen in zehn Jahren stehen?

Wien. Wenn in Hollywood die Lebensgeschichte eines Menschen verfilmt wird, dann kann dieser – sofern überhaupt noch auf dieser Erde wandelnd – meist auf Jahrzehnte einer spannenden Karriere in Kunst, Politik oder Wirtschaft zurückblicken. Nicht so bei dem Film „The Social Network“, der im Jahr 2010 in den Kinos lief. Protagonist dieses Films war ein damals gerade einmal 26-Jähriger: Mark Zuckerberg. Und seine Geschichte war zu diesem Zeitpunkt auch erst sechs Jahre alt.

Es ist der Prototyp des Internet-Märchens. Mit 19 gründete Zuckerberg am 4. Februar 2004 zusammen mit Kommilitonen auf dem Campus der US-Elite-Uni Harvard Facebook. Der Dienst, mit dem ursprünglich nur Harvard-Studenten sich online austauschen sollten, wird nur Monate später bereits weltweit genutzt. Mit 23 macht Facebook Zuckerberg schließlich zum jüngsten Milliardär der Welt. Mit 26 landet sein Gesicht als „Man of the Year“ auf dem Cover des „Time“-Magazine. Und mit 28 bringt er das Unternehmen in einem 16-Milliarden-Dollar Börsengang auf den New Yorker Aktienmarkt. Und macht aus dem Unternehmen damit endgültig einen ernst zu nehmenden Teil der Wirtschaftsordnung.

Auch wirtschaftlich ein Erfolg

Die Fakten der Facebook-Story sind weitgehend bekannt. Und auch wenn es kurz nach dem Börsengang gar nicht so ausgesehen hat: Es ist auch eine Erfolgsgeschichte. Knapp acht Milliarden Dollar Umsatz erzielte Facebook im Vorjahr mit seinen 1,2 Milliarden Nutzern. Anders als in den Jahren zuvor konnte das Unternehmen auch auf Smartphones die Werbeumsätze deutlich steigern – genau genommen nahm Facebook im letzten Quartal des Vorjahres sogar bereits mehr auf mobilen Endgeräten ein als auf herkömmlichen PCs. Unter dem Strich verblieben Facebook somit 1,5 Milliarden Dollar. Ein Umstand der auch die Aktionäre in Verzückung versetzte: Die Aktie schoss in der Vorwoche förmlich nach oben und notiert mit über 60 Dollar inzwischen bereits um 50 Prozent über dem Ausgabekurs beim Börsengang im Mai 2012.

Junge laufen Facebook davon

Doch es ist zunehmend weniger die Frage, wie es Facebook in nur zehn Jahren so weit geschafft hat, als die Frage, wo Facebook in zehn Jahren stehen wird, die Aktionäre, Analysten und Branchenbeobachter interessiert. So sorgte erst kürzlich eine Studie für große Aufregung, laut der in den vergangenen drei Jahren 6,4 Millionen 13- bis 24-jährige US-Amerikaner das soziale Netzwerk wieder verlassen haben. Und vor allem der dafür genannte Grund dürfte in der Facebook-Zentrale für Verunsicherung gesorgt haben: Das Netzwerk überaltere, schon jetzt seien dreimal mehr über 55-Jährige auf Facebook als Teenager. Diese würden auf andere Angebote – etwa WhatsApp – ausweichen.

Bei Facebook setzt man daher zunehmend auf Diversifizierung des Angebots. Zusätzlich zu dem klassischen Kernangebot bringt die Firma mehr selbstständige Anwendungen auf den Markt. Neben dem Facebook Messenger (mit dem der Konzern WhatsApp angreift) etwa seit Kurzem Facebook Paper – eine App, bei der die Nutzer den Nachrichtenstrom im Internet für sich personalisieren können. Mittelfristig soll jede Facebook-Anwendung auch einzeln verfügbar sein, um auch jene Kunden anzusprechen, die kein Interesse am Gesamtpaket haben.

Darüber hinaus arbeitet Facebook aber auch noch am Thema „intelligente Suche“. Die Vision: Per Spracheingabe kann aus allen Facebook-Eintragungen oder -Bewertungen etwa das für den persönlichen Geschmack des Nutzers beste Restaurant im Umkreis gefunden werden. Zuletzt investierte der Konzern daher bereits Geld in den Kauf von Start-ups, die sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigen. Und kam damit nicht zuletzt einem anderen Internetriesen in die Quere: Google.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2014)

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