Die Baustellen des neuen Microsoft-Chefs

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An illustration picture shows Nokia logo through a broken glass(c) REUTERS (Dado Ruvic / Reuters)
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Handlungsbedarf hat der Software-Konzern vor allem im Smartphone- und Tablet-Bereich.

Kontinuität statt radikalem Bruch: Microsoft hat sich für eine interne Lösung entschieden, um den langjährigen Konzernchef Steve Ballmer zu ersetzen. Der indischstämmige Satya Nadella, seit 22 Jahren schon beim weltgrößten Software-Hersteller tätig und momentan Chef einer der wichtigsten Sparten, soll den Posten übernehmen. Aber ist er die richtige Wahl?

Microsoft muss aus Sicht vieler Investoren vor allem im Smartphone- und Tablet-Bereich die Kurve bekommen und endlich Erfolge vorweisen. Außerdem wird immer wieder gefordert, mehr Geld an die Aktionäre auszuschütten.

Nadella bei Smartphones unerfahren

Nadella sei die richtige Person, um Microsoft sicher in der Spur zu halten und die existierenden Stärken auszuspielen, sagt der Geschäftsführer der auf Technologiefirmen spezialisierten Investmentbank Rutberg & Co, Rajeev Chand. Im boomenden Segment mit Smartphones und Tablets, das vor allem von Apple und Samsung dominiert wird, fehle es Nadella aber an Erfahrung. Der Microsoft-Kassenschlager Windows dominiert zwar die alte Welt mit herkömmlichen Computern, hier läuft das Betriebssystem auf neun von zehn Geräten. Bei Smartphones sind es aber nur vier Prozent. Und bei Tablets wie dem iPad ist der Anteil sogar noch kleiner - Microsoft kam mit seiner Software einfach viel zu spät auf den Markt, ganz im Gegensatz zu Google, die mit Android omnipräsent sind.

"Ich würde ihm raten, sich den Bereich mit mobilen Geräten noch einmal genau anzuschauen", sagt Technologie-Analyst David Smith vom Marktforscher Gartner. Diese Meinung teilen viele Experten. "Microsoft muss auf jedem Gerät präsent sein", fordert Ted Schadler vom Analysehaus Forrester. Dafür müssten sie eigene Anwendungen entwickeln, sodass es dann beispielsweise auch Office-Programme fürs iPad gebe. Derzeit machten in diesem Bereich die Datendienst-Anbieter Dropbox oder Evernote vor, wie es funktionieren könne. "Es geht darum, überall zu sein." So müsse das Microsoft-Tablet - Surface genannt - attraktiver für Firmenkunden werden. Dafür gibt es aber trotz einiger Erfolgsmeldungen im Weihnachtsgeschäft noch keine wirklichen Anzeichen. Nadella müsse hier sofort die Strategie ändern, fordert Technologie-Experte Schadler.

Gekaufter Handy-Pionier schwächelt

Viele Analysten sehen die Zukunft Microsofts eher im Software- als im Hardware-Bereich. Trotzdem hatte der US-Konzern im vergangenen Sommer angekündigt, auch bei den Geräten stärker mitmischen zu wollen. Deswegen übernahmen die Amerikaner auch für 7,2 Mrd. Dollar (5,33 Mrd. Euro) den Handy-Pionier Nokia. Die Finnen haben aber gerade bei Smartphones den Anschluss verloren - und so sehen viele Aktionäre die Übernahme kritisch.

Der 1967 geborene Nadella ist bisher für das sogenannte Cloud Computing zuständig, die Auslagerung von Daten und Software-Programmen ins Internet. In der Öffentlichkeit und auch in Verhandlungen mit großen Aktionären ist er bisher kaum aufgetreten. 84 Mrd. Dollar liegen bei Microsoft in der Schatztruhe oder sind lediglich kurzfristig investiert. Hier dürften lautstarke Forderungen an ihn herangetragen werden, die Dividende weiter zu erhöhen und noch mehr Milliarden in Aktienrückkäufe zu stecken.

(APA/ Reuters)

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