Wirtschaftsuniversität: „Das ist kein Reklamegag“

Christoph Badelt
Christoph Badelt (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Rektor Christoph Badelt will „Wirtschaft neu denken“. Das sorgt auch für Kritik: Die WU biedere sich linkem Gedankengut an – oder springe auf einen Trend auf. Badelt kontert: „Kleingeist.“

Die Presse: Das neue WU-Motto „Rethink Economy“ – also „Wirtschaft neu denken“ – hat nicht nur positive Reaktionen ausgelöst. Sind Sie überrascht?

Christoph Badelt: Wann immer prägnante Äußerungen von der WU kommen, langen bei mir Beschwerden ein: Was da Fürchterliches bei uns gelehrt werde, ob ich das nicht abstellen könne. Das wäre aber das Allerschlimmste. Wissenschaftsfreiheit ist eine Säule unserer Demokratie. Es wäre wichtig, dass alle Seiten des politischen Spektrums hier etwas toleranter würden.

Die Kritik kommt aktuell vor allem aus einer Richtung: Die Wirtschaftsuni rücke nach links.

Zunächst einmal: Die WU hat zwar das Image, politisch eher auf der konservativ-liberalen Seite zu stehen – real war das Spektrum aber immer schon breit. Und die Angst vor einem Abschied von den Kernprinzipien effizienten Wirtschaftens ist nicht nur unberechtigt. Sie zeigt auch einen gewissen Kleingeist und amüsiert mich: Ich glaube nicht, dass das liberale Weltbild und seine Theorien so schwach sind, dass sie eine kritische Auseinandersetzung nicht aushalten.

Was wollen Sie nun mit „Rethink Economy“?

Für mich heißt es vor allem eines: Wir bedenken bei einem akuten gesellschaftspolitischen Problem alternative Lösungsmöglichkeiten. Insofern ist es nichts anderes als eine modernere Formulierung für ein Prinzip, das an Unis ohnehin immer schon gegolten hat.

Und warum muss man das jetzt plötzlich betonen?

Ich habe es aus Anlass des neuen Campus getan. Er sollte mit dem Versprechen verbunden sein – oder besser gesagt: mit der Erneuerung des Versprechens –, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, Verantwortung zu zeigen.

Wenn man sich ansieht, was wirtschaftlich in den vergangenen Jahren schiefgelaufen ist: Muss man sich als Wirtschaftsuniversität einen Vorwurf machen?

International denken die Wirtschaftsuniversitäten darüber nach, welchen Anteil sie hier haben. Die Wirtschaftsuniversität Wien macht das auch und hat daher vor gut einem Jahr auch einen Nachhaltigkeitsschwerpunkt eingerichtet.

Man könnte sagen: Schön – aber das ist eben auch in. Hätte man das nicht früher tun müssen?

Ein Stück weit könnte man sagen, dass wir spät dran waren. Auch, wenn Nachhaltigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien unter anderem Namen auch schon früher Thema war. Und es ist zwar einerseits eine Modeströmung, andererseits ist es aber eine Schlüsselfrage in der Wirtschaftspolitik.

Sie hängen sich also nicht bloß dieses Mäntelchen um.

Wenn Sie sich im Bachelor Lehrveranstaltungen über zukunftsfähiges Wirtschaften ansehen, sehen Sie: Das ist kein Reklamegag, sondern Realität. Die Thematik soll auch über die Wahlfächer, die wir zuletzt wieder erweitert haben, in das Studium einfließen. Und genauso in die Kernfächer. Und auch in der Forschung haben wir hier einiges zu bieten. (beba)

ZUR PERSON

Christoph Badelt (62) ist Rektor der Wirtschaftsuni in Wien. Von 2005 bis Ende 2009 war Badelt Vorsitzender der Universitätenkonferenz. [ Clemens Fabry ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2014)

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