Schwellenländer: Roubini sieht keine zweite Eurokrise aufziehen

Ökonom Nouriel Roubini
Ökonom Nouriel RoubiniEPA
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Die Schwellenländer stecken in gewaltigen Problemen. Ökonom Roubini ist aber optimistisch, dass die Krise mittelfristig überwunden wird. Eine Gefahr für entwickelte Volkswirtschaften sieht er vor allem in Chinas Kreditblase.

Die Schwellenländer stecken derzeit in gewaltigen Problemen. Der Ökonom Nouriel Roubini ist dennoch überzeugt, dass sie sich in einer besseren Ausgangslage als viele kriselnden Euro-Staaten befinden: Aufgrund flexibler Wechselkurse und geringer Schuldenquoten seien ihre mittel- und langfristigen Aussichten gut, so Roubini in einem Kommentar für die Organisation "Project Syndicate". Der Ökonom glaubt, dass die aktuelle Krise der Schwellenländer nicht allzu lange anhalten wird.

Geprägt von politischer Unsicherheit

Die aktuellen Unruhen auf den Finanzmärkten der Schwellenländer seien durch viele unterschiedliche Ereignisse ausgelöst worden, schreibt Roubini: Er führt die Währungskrise in Argentinien, schwächere Wirtschafts-Daten aus China und anhaltende politische Unsicherheiten und Unruhen in der Türkei, der Ukraine und Thailand an. Doch die Symptome sollten nicht mit den Ursachen verwechselt werden, so Roubini weiter. Zahlreiche Schwellen-Märkte seien nämlich tatsächlich in Schwierigkeiten.

Zu den "Fragilen Fünf" zählt der Ökonom Indien, Indonesien, Brasilien, die Türkei und Südafrika. Sie seien durch Defizite im Staatshaushalt und bei der Leistungsbilanz, schwächelnde Wachstumsraten, zu hohe Inflationsraten und politische Unsicherheiten geprägt. Auch weitere fünf Länder seien anfällig: Argentinien, Venezuela, Ukraine, Ungarn und Thailand.

Kreditblase Chinas in der Kritik

China kritisiert Roubini wegen der Kreditblase. Regionalregierungen, staatliche Unternehmen und Immobilien-Firmen haben übermäßig Kredite aufgenommen, die jetzt die Bilanzen der chinesischen Banken und Schattenbanken belasten. Chinas Kreditblase gefährde auch die entwickelten Volkswirtschaften, so der Ökonom.

Zudem werde die Ankündigung der US-Notenbank, die  Ankäufe von Staatsanleihen zurückzufahren, zu steigenden Zinsen führen. In der Folge werde Kapital aus den Schwellenmärkten in die entwickelten Wirtschaften zurückfließen.

Flexible Wechselkurse als Stärke

Das Risiko einer echten Krise hält Nouriel Roubini dennoch für gering. Der Vorteil der Schwellenländer liege in flexiblen Wechselkursen und einer großen Kriegskasse an Fremdwährung-Reserven. Zudem seien die Schwellenländer kaum in Fremdwährungen verschuldet.

Auf längere Sicht gibt sich Roubini zuversichtlich im Hinblick auf die Schwellenländer: Urbanisierung, Industrialisierung, eine starke Demografie und das Entstehen einer stabileren Mittelklasse sprechen für eine positive Entwicklung. Doch vorerst werden diese Länder noch ein bis zwei Jahre durchtauchen müssen, bevor stabilere und markt-freundlichere Regierungen bessere Strategien umsetzen, so Roubini.

>> Kommentar in "Project Syndicate"

(red.)

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