Soldaten auf vier Beinen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Seit 50 Jahren gibt es das Militärhundezentrum im Burgenland. 1800 Hunde wurden seither dort gezüchtet. Sie springen aus dem Flieger und spüren Waffen auf.

Kaisersteinbruch. Er kann robben. Bei Fuß gehen. Rechts, links, Mitte. Aber nicht alle Kommandos, die Blaze befolgt, sind auch im Einsatz relevant. „Winken!“, befiehlt Petra Schneidhofer ihrem belgischen Schäfer. Und schon wedelt er mit seiner Vorderpfote.

Denn ein bisschen Abwechslung brauchen die Tiere im Militärhundezentrum im burgenländischen Kaisersteinbruch schon. Schließlich soll es für sie in erster Linie Spaß sein. Auch wenn es eigentlich harte, oft auch gefährliche Arbeit ist: Sie werden zum Aufspüren von Sprengstoffen, Drogen, Waffen und Munition eingesetzt. Oder als Schutz- und Wachhunde. Bei Einsätzen mit dem Jagdkommando springen sie mit ihrem Besitzer auch schon einmal mit dem Fallschirm von einem Flugzeug ab.

Ihre Ausbildung hängt von der Rasse ab: Schäferhunde wie Blaze werden zum Schnüffeln ausgebildet. Den Rest übernehmen Rottweiler. „Das liegt aber nicht daran, dass ihr Geruchsinn schwächer ausgeprägt ist“, sagt Otto Koppitsch, Leiter des Militärhundezentrums. Sondern zum einen an ihrem Körperbau: Schäfer würden sich in schwierigen Geländen, zum Beispiel auf Trümmern, einfach besser bewegen können – weil sie gelenkiger, leichter sind. Außerdem ist das schwarze Fell der Rottweiler bei Hitze ein Nachteil. Zum anderen hänge es mit dem Wesen der Hunde zusammen: „Der Rottweiler ist der ideale Familienhund“, meint Koppitsch. „Er ist gelassen. Vielleicht manchmal auch etwas zu gelassen.“ Nur wenn es um die Verteidigung der eigenen Besitzer gehe, werde er wachsam. Darum sei er ein guter Wachhund.

Von Welpen bis „Pensionisten“

Österreichweit sind rund 180 Hunde im Einsatz. In Kaisersteinbruch kommen noch rund 60 dazu: Vom Jungtier bis zum „Pensionisten“ (auch Hunde haben ein Recht auf Ruhestand) leben diese auf dem rund acht Hektar großen Gebiet. Jedes Tier hat mindestens 16 Quadratmeter Auslauf zur Verfügung.

Die meisten Hunde sind sogar hier geboren: Seit 1966 werden Rottweiler – und zum Teil auch Schäfer – gezüchtet. 1800 Tiere wurden bereits aufgezogen. Das macht es zur größten Rottweilerzucht der Welt. Auf dem Gelände trifft man nicht nur Diensthunde, die Alarm schlagen, wenn sich ein Unbekannter nähert. Sondern auch auf tollpatschige Welpen, die ihr Spielzeug spazieren führen. In den ersten Monaten sollen sie eine Kindheit haben dürfen. Und das tun, was Hunde so machen: spielen, schlafen, essen.

Dann beginnen sie bereits, sich langsam auf ihren Job vorzubereiten. Das Spielzeug der Spürhunde wird extra so präpariert, dass es bereits den Geruch einer Munition enthält. So lernt der Welpe von klein auf, worauf er achten soll. Nach einem Jahr folgt dann auch für die Militärhunde eine Tauglichkeitsprüfung: Sie müssen körperlich fit sein, aber auch ihr Temperament muss passend sein.

Rund 40 Prozent Frauen im Dienst

Zusammen mit dem Hund wird auch immer der dazugehörige Soldat ausgebildet. In diesem Bereich ist es zu einem großen Teil übrigens eine Soldatin: Mit 40 Prozent Frauenanteil sind weibliche Uniformierte hier besonders gut vertreten. Die meisten haben ihre Leidenschaft auch zum Beruf gemacht: „Meine Eltern haben mir damals keinen Hund erlaubt“, erzählt Petra Schneidhofer. Später habe sie sich dann für das Arbeiten mit Tieren entschieden. „Das ist wie eine Beziehung, wir sind ein Team.“ Kein Wunder: Sie verbringt mit Blaze so gut wie 24 Stunden am Tag. Nach Dienstschluss kommt Blaze mit ihr nach Hause. Die Tiere sollen schließlich auch mit der zivilen Welt in Kontakt kommen.

Trotzdem hofft Schneidhofer auf einen Auslandseinsatz: 2008 war sie mit ihrem Drogenspürhund im Kosovo unterwegs. „Das ist gut für die Ausbildung.“ Denn Österreich sei eigentlich ein recht sauberes Land.

AUF EINEN BLICK

Mehr zum Thema Bundesheer: Seite 3Das Militärhundezentrum feiert in diesem Jahr sein 50. Jubiläum. Die Tiere werden als Spür- und Wachhunde ausgebildet. Vorwiegend sind es Rottweiler und Schäferhunde. Erstere werden seit 1966 eigens gezüchtet. Mit über 1800 gezüchteten und eingesetzten Hunden ist es die größte Rottweilerzucht der Welt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2014)

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