Karstadt-Eigentümer Berggruen: "Ich war zu weich"

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Ein normaler Investor hätte Filialen geschlossen und Mitarbeiter entlassen. Die richtige Formel für die Sanierung der Kaufhäuser habe man noch nicht gefunden.

Auch mehr als drei Jahre nach dem Einstieg von Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen ist die deutsche Warenhauskette weiter in Schwierigkeiten. Im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" räumte er jetzt massive Probleme beim Konzernumbau ein.

"Die Häuser, die wir saniert haben, funktionieren nicht besser als die Häuser, die wir nicht saniert haben", sagte der Karstadt-Eigner. "Wir haben viel am Sortiment geändert und an der Werbung. Aber wir haben noch nicht die richtige Formel gefunden", so Berggruen.

Berggruen gesteht erstmals Fehler bei der Übernahme des Warenhauskonzerns vor knapp vier Jahren. Er sei nicht klar genug gewesen und als Geschäftsmann zu weich, sagte er. Er habe der Moral zu hohe Priorität eingeräumt, er wollte keine Filialen schließen und keine Mitarbeiter verlieren. Ein normaler Investor hätte sich ganz anders als er benommen, viel härter, er hätte einen Teil der Läden geschlossen oder verkauft. Oder ein solcher hhätte sich dei Frage gestellt: "Braucht man so viele Mitarbeiter?"

Karstadt wirbt um Unterstützung

Kurz vor Beginn der Kollektivvertragsgespräche bei der Warenhauskette Karstadt warb der Eigentümer auch um Unterstützung bei den Gewerkschaften. "Eigentlich müssten wir bei Karstadt sagen: Der Feind sitzt nicht drinnen, sondern da draußen - die Konkurrenz, das Internet", sagte Berggruen der Zeitung. Stattdessen gebe es interne Konflikte. "Mitten im Turnaround hilft das nicht." Damit der Warenhauskonzern eine Chance habe zu überleben, müssten alle im Unternehmen mithelfen.

Karstadt hatte im Frühjahr vergangenen Jahres eine sogenannte "Tarifpause" angekündigt und damit für Unmut gesorgt. In dem noch laufenden Tarifstreit will die Gewerkschaft neben einer Rückkehr von Karstadt in die Tarifbindung auch eine Beschäftigungs- und Standortsicherung durchsetzen. Die Gespräche sollen am Mittwoch und Donnerstag in Hannover fortgesetzt werden. In den bevorstehenden Verhandlungen werde die Gewerkschaft ver.di an ihren Forderungen festhalten, sagte eine Sprecherin am Montag der dpa. Aus Sicht der Gewerkschaft habe der Umbau der Filialen zu lange gedauert, so die ver.di-Sprecherin. Es sei zu spät investiert worden.

Verkauf nicht ausgeschlossen

Berggruen hatte den insolventen Karstadt-Konzern im Juni 2010 für einen Euro übernommen. Im Herbst 2013 hatte er dann 75 Prozent der Anteile an den Premium- und Sport-Warenhäusern an den österreichischen Immobilienunternehmer Rene Benko und dessen Unternehmen Signa verkauft. Nur die dritte Sparte des Unternehmens mit den 83 klassischen Karstadt-Warenhäusern gehört Berggruen noch allein. Ob er Benko diese noch verkaufen wolle, ließ er offen. Auf die entsprechende Frage sagte er der "SZ": "Wesentlich ist doch: Karstadt muss den Turnaround schaffen." Die Konstellation sei am Ende nicht wichtig.

Unterdessen schreitet die Aufspaltung der Warenhauskette voran. Die einzelnen Sparten der Premium-, Sport- und Warenhäuser sollen nach dem Willen der Besitzer jetzt auch getrennte Betriebsräte erhalten. Die drei Karstadt-Sparten waren bereits 2011 rechtlich getrennt worden.

>> Artikel in der "Süddeutschen Zeitung"

(APA/dpa)


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