Karstadt-Sanierung hängt am seidenen Faden

KARSTADT, Sanierung
(c) EPA (FEDERICO GAMBARINI)
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Interne Querelen und eine Sanierung, die nicht greifen will, machen der deutschen Kaufhauskette zu schaffen.

Berlin. Die angeschlagene deutsche Kaufhauskette Karstadt gerät immer mehr unter Druck. Die Sanierung läuft nicht plangemäß.

Ende Jänner verkündete Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen, dass alle 83 Karstadt-Filialen auf dem Prüfstand stünden. Es gehe darum, im Lauf der kommenden drei Monate festzustellen, welche Häuser „trotz gemeinsamer Bemühungen nicht zu drehen“ seien. Schließungen seien nicht ausgeschlossen. Jetzt sieht sich Berggruen auch intern immer stärkerem Gegenwind ausgesetzt. Nachdem er im Mai vergangenen Jahres angekündigt hatte, dass sich Karstadt bis 2015 von der Tariflohnbindung lösen werde, um Lohnsteigerungen zu verhindern, hagelte es Proteste der Gewerkschaft Verdi. In einigen Tagen werden die Gespräche über einen neuen Tarifvertrag wieder aufgenommen.

„Der Feind ist das Internet“

Mitten in der Restrukturierung des angeschlagenen Warenhauses sei das nicht gerade hilfreich, sagte Berggruen in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ am Montag: „Der Feind sitzt nicht drinnen, sondern da draußen – die Konkurrenz, das Internet. Stattdessen haben wir einen internen Konflikt.“ Berggruen räumte erstmals eigene Fehler ein: „Ich war nicht klar genug und als Geschäftsmann zu weich. Ein normaler Investor hätte einen Teil der Läden gleich geschlossen oder verkauft.“ Der einst als Retter der insolventen Warenhauskette gefeierte Milliardär Berggruen hat Karstadt 2010 für einen symbolischen Euro übernommen. Mittlerweile kontrolliert er nur noch das kriselnde Kerngeschäft mit den verbliebenen 83 Warenhäusern.

Die Mehrheit an den Luxushäusern um das legendäre Berliner Kaufhaus des Westens (KaDeWe) und an den Sportgeschäften hält seit vorigem Jahr der österreichische Investor Rene Benko.

Angst vor Zerschlagung

In Branchenkreisen kursieren Gerüchte, dass Berggruen sich auch noch von den Warenhäusern trennen könnte. Gerüchte, dass Benko an einer Komplettübernahme von Karstadt interessiert sei, wollte ein Sprecher am Montag nicht kommentieren.

Arbeitnehmervertreter hatten nach der Benko-Übernahme befürchtet, dass es zu einer Zerschlagung des Karstadt-Konzerns kommen könnte. Intern sind die Sparten Premium-, Sport- und Warenhäuser schon seit 2011 getrennt. Am Sonntag wurde bekannt, dass diese nun auch separate Betriebsräte erhalten sollen. (apa/es)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2014)


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