Streik bei KBA beendet - Zahl der Kündigungen reduziert

APA/HERBERT PFARRHOFER
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Im Gegenzug werden anstatt der ursprünglich geplanten 460 Stellen jetzt 385 Jobs abgebaut. Erste Kündigungen soll es ab Juli geben.

Der dreitägige Streik bei der KBA-Mödling, Tochter des deutschen Druckmaschinenherstellers Koenig & Bauer, ist beendet. Die Belegschaft gab Dienstagfrüh bei einer Betriebsversammlung grünes Licht für den am Vorabend ausverhandelten Pakt. Anstatt bis zu 460 sollen nun "nur 385 Mitarbeiter an den österreichischen Standorten Mödling und Ternitz abgebaut werden", bestätigte auch die Firmenzentrale.

Die Gewerkschaft spricht von einem "Kompromiss", sie sieht aber "keinen Grund zum Jubeln". Vor dem 1. Juli 2014 sollen keine Kündigungen ausgesprochen werden - mit Ausnahme jener 65 Mitarbeiter die wegen der schwachen Auslastung schon "kurzfristig freigesetzt" werden müssen, wie Koenig & Bauer am Dienstag in einer Aussendung erklärte.

Arbeitsstiftung

Laut KBA-Vorstand soll der wesentliche Teil der Personalabbaus im vierten Quartal 2014 und im ersten Halbjahr 2015 erfolgen. Im vergangenen Jahr mussten bereits 80 der rund 100 Leiharbeiter gehen. Für die 385 Mitarbeiter, die ihren Job verlieren, soll eine Arbeitsstiftung eingerichtet werden. Der Sozialplan, der nun im Detail ausverhandelt wird, soll für fünf Jahre gelten. Die Zweigstelle in Ternitz wird - wie ursprünglich angekündigt - geschlossen.

Die Verhandler einigten sich auch darauf, dass den Mitarbeitern "aus der Streikteilnahme kein Nachteil" erwächst, so das Unternehmen. KBA-Mödling stimmte sogar zu, die Löhne für die Dauer des Streik auszuzahlen. Die Vorstände hatten vergangene Woche noch mit Entlassung samt Verlust der Abfertigung gedroht, außerdem würden die Mitarbeitern mit ihrem gesamten Vermögen für die Streikschäden haften. Dieses "Informationsschreiben" hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der Konflikt so eskalierte.

Kompromiss

Der deutsche Konzern kämpft mit deutlichen Umsatzeinbrüchen und hatte deshalb im Dezember 2013 angekündigt, konzernweit 1.100 und bis 1.500 Stellen zu streichen. Die Österreich-Tochter hätte die Sanierung aus Gewerkschaftssicht unverhältnismäßig stark treffen sollen. Hierzulande hätten 400 bis 460 der rund 750 Mitarbeiter gehen sollen - nun sind es bis zu 75 Stellen weniger, die gestrichen werden. Das ist für den Sparkurs des Konzerns offenbar verkraftbar und für die Gewerkschaften und Betriebsräte kein kompletter Gesichtsverlust. Denn nach den gescheiterten Verhandlungen, die vergangenen Donnerstag in einem unbefristeten Streik mündeten, war der Erfolgsdruck entsprechend hoch. Unbefristete Streiks sind Österreich nämlich relativ selten.

(APA)

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