Zentralafrika: Paris rechnet mit Soldaten aus Österreich

Französische Soldaten auf Patrouille in der Hauptstadt Bangui
Französische Soldaten auf Patrouille in der Hauptstadt BanguiREUTERS
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Frankreichs Botschafter hofft auf größere Beteiligung Österreichs, rechnet aber realistischerweise mit einer "sehr begrenzten" Entsendung von Truppen. Die Bundesregierung hat sich noch nicht entschieden.

Die österreichische Regierung hält sich bisher ja bedeckt über ein mögliches Engagement des Bundesheeres im Bürgerkriegsland Zentralafrikanische Republik. Frankreichs Botschafter in Wien weiß offenbar schon mehr und sagte am Donnerstag vor Journalisten in Wien, er rechne mit einem, allerdings "sehr begrenzten", Engagement Wiens.

Österreich könnte einen „sehr nützlichen“ Beitrag leisten, betonte Botschafter Stephane Gompertz und strich die Leistungen des Bundesheeres während der EUFOR-Mission im Tschad 2008/2009, wo Frankreich wie jetzt in Zentralafrika eine führende Rolle spielte, positiv hervor. Gleichzeitig meinte er, dass es in Zentralafrika „etwas sehr Begrenztes“ geben werde, wenngleich er weiterhin hoffe, dass sich Österreich in größerem Ausmaß beteiligen werde: „Wir brauchen mehr Truppen“.

Keine exponierte Beteiligung

Derzeit befinden sich 1600 französische Soldaten und eine rund 4000 Mann zählende afrikanische Truppe in der Zentralafrikanischen Republik, bis zu 800 Soldaten aus der EU sollen den Einsatz ab März verstärken. Ihre Tätigkeit wird sich anfänglich auf die Umgebung rund um die Hauptstadt Bangui beschränken.

Österreichs Verteidigungsminister Gerald Klug hatte am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz vor zwei Wochen angedeutet, dass Österreich tatsächlich einen kleinen Beitrag leisten könnte. Gleichzeitig ließ der Minister durchblicken, dass es wegen der prekären Sicherheitslage in dem Land wohl keine exponierte Beteiligung sein dürfte.

"Noch kein Völkermord"

In einem ersten Schritt wurden diese Woche bereits sechs österreichische Offiziere in das Hauptquartier der Mission in der griechischen Stadt Larissa verlegt. Das bestätigte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Michael Bauer der APA. Wie lange die Bundesheer-Soldaten dort verweilen werden, sei eine politische Entscheidung. Außen- und Verteidigungsministerium prüfen derzeit die militärische Machbarkeit und strategische Sinnhaftigkeit einer Beteiligung an der Zentralafrika-Mission.

In der Zentralafrikanischen Republik kämpfen muslimische Milizen (Seleka) gegen christlichen (Anti-Balaka). Die Auseinandersetzungen hätten aber „noch nicht“ die Ausmaße eines Völkermordes erreicht, sagte Botschafter Gompert. Er verwies zudem darauf, dass der seit einem Putsch der Seleka-Rebellen im März vergangenen Jahres eskalierende Konflikt kein rein religiöser sei. Die eigentlichen Ursachen lägen vielmehr in der schon immer vorherrschenden Armut, den fehlenden staatlichen Strukturen und der mangelnden Kompetenz früherer Politiker. 

(APA/Red.)

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