Fall Edathy: "Da läuft etwas gegen dich"

File photo of Edathy standing next to a locker with investigation documents in Berlin
File photo of Edathy standing next to a locker with investigation documents in Berlin(c) REUTERS (THOMAS PETER)
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Der Ex-SPD-Abgeordnete hatte einen Informanten, meint ein ehemaliger deutscher Minister. Edathy, der verdächtigt wird, Kinderpornografie bestellt zu haben, meldete seinen Laptop als gestohlen.

Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy, der unter Verdacht steht, Kinderpornografie bestellt zu haben, hat nach Angaben des ehemaligen niedersächsischen Innenministers Heiner Bartling einen Tipp-Geber zu den Verdächtigungen gegen sich gehabt. Bartling sagte am Montag im NDR, Edathy selbst habe ihm darüber berichtet.

Der Informant habe demnach sinngemäß erklärt: "Da läuft etwas gegen dich, was zu einem Ermittlungsverfahren führen kann." Konkreter sei der Hinweisgeber nicht geworden, sagte der SPD-Politiker Bartling. Edathy habe ihm gegenüber auch "nicht spezifiziert", wer der Informant gewesen sei, sagte Bartling. Er habe aber den Eindruck aus dem Gespräch mit Edathy in der vergangenen Woche gewonnen, dass es sich nicht um einen Hinweisgeber aus dem politischen Bereich gehandelt habe.

"Riesiger Personenkreis" wusste von Ermittlungen

Dass die streng vertraulichen Informationen an Edathy herangetragen worden seien, sei angesichts des "riesigen Personenkreises" kaum verwunderlich, der über den Verdacht gegen Edathy bescheid gewusst habe. Neben dem Bundeskriminalamt sollen auch die 16 Landeskriminalämter und lokale Polizeistellen informiert gewesen sein.

Vergangene Woche hat Edathy seinen dienstlichen Laptop beim Bundestag als gestohlen gemeldet. Der Sprecher des deutschen Bundestages, Ernst Hebeker, bestätigte am Montagabend einen entsprechenden Bericht des "Stern". Die Meldung über den Diebstahl sei am 12. Februar per Fax bei der Bundestagsverwaltung eingegangen, sagte Hebeker der dpa.

Ob diese Information an die Staatsanwaltschaft Hannover weitergeleitet worden sei, könne er nicht sagen. Am 7. Februar hatte Edathy sein Mandat niedergelegt, die Staatsanwaltschaft durchsuchte am 10. Februar im Zuge von Kinderpornografie-Ermittlungen Wohnung und Büros des SPD-Politikers.

Friedrich trat zurück

Am Freitag war Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich zurückgetreten, weil er als damaliger Innenminister SPD-Chef Sigmar Gabriel im vergangenen Jahr informiert hatte, dass Edathys Name im Zuge internationaler Ermittlungen aufgetaucht sei.

Im Zentrum der Kritik seitens der Union steht SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann, weil dieser die Information durch Friedrich bekanntgemacht hatte.

Verdacht auf Besitz von Kinderpornografie

Edathy soll Filme und Bilder unbekleideter junger Burschen bei einem kanadischen Porno-Versand bestellt haben. Strittig ist aber, ob das Material auch strafrechtlich relevant ist. Edathy bestreitet illegales Handeln.

(APA/dpa/Reuters)

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