Eine Bühne für den Schwendermarkt

Der triste Markt an der äußeren Mariahilfer Straße soll umgestaltet werden. Die Ideen reichen von offener Bühne bis zu Grasflächen für neue Gastrobetriebe. In den nächsten Monaten soll ein Konzept entstehen.

Wien. Im Beisl mit den Faschingsgirlanden und den Spitzenstores im Fenster hängen schon am Vormittag Bierdunst und Zigarettenrauch in der Luft, der Gemüsestand ist leer, nur in die kleine Fleischerei und zum Bäcker kommt Kundschaft. Klassischen Marktbetrieb aber, den gibt es am Schwendermarkt an der äußeren Mariahilfer Straße schon lange nicht mehr. Und auch mit dem Markttreiben, dem städtischen Flair der Marktcafés, wie sie in ganz Wien sprießen, hat der lang gezogene leere Betonplatz mit den Graffiti nichts gemein.

Sukzessive sind in den vergangenen Jahren Standler und Lokale abgesiedelt. „Das ist kein Markt mehr, das braucht man nicht schönreden“, lautet der Befund von Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal (SPÖ). Aber das Areal soll umgestaltet, der Markt revitalisiert werden. Die Ideen reichen von einem Bauernmarkt bis zu Grünflächen mit einer Bühne, die Künstlern, Vereinen oder Kulturinitiativen zur Verfügung steht. Ein entsprechender Antrag der ÖVP wurde kürzlich in der Bezirksvertretung von allen Parteien angenommen. „Die einzige Chance für den Platz“, sagt Georg Hanschitz, der Obmann der Bezirks-ÖVP im Fünfzehnten, „ist eine Vollbegrünung.“ So soll eine attraktive Fläche für neue Gastrobetriebe und Geschäfte und die erwähnte Bühne zur Verfügung stehen. Dazu sollen die leer stehenden Geschäftslokale auf dem Markt und in Nachbargebäuden revitalisiert werden, auch ein offener Bücherschrank oder Fahrradstellplätze seien angedacht.

„Hipster“ als Impuls

Ein Impuls, so sagt er, sei mit den „Hipstern, die jetzt in die Reindorfgasse ziehen“, ohnehin schon da (siehe Artikel oben). Für leer stehende Geschäftsflächen will Hanschitz mit der Gebietsbetreuung ein Nachnutzungskonzept erstellen lassen, schließlich seien etliche Pächter – von Versicherern bis Kebab-Standlern – zuletzt gescheitert, „die Laufkundschaft ist hier derzeit gleich null“. In der Gebietsbetreuung sieht man das Areal aber auch derzeit nicht ganz so trist. Der Markt sei stark frequentiert und habe als öffentlicher Raum einen hohen Stellenwert im Grätzel. Bloß mangle es an Aufenthaltsqualität und adäquater Ausstattung, das Potenzial als Grätzel-Treffpunkt könne derzeit nicht ausgeschöpft werden, heißt es. Im Bezirk will man sich konkret noch nicht zu den Plänen äußern, man wolle das Ergebnis einer Sitzung der Wirtschaftskommission zum Thema abwarten.

Liegen die Ideen der Bezirkspolitiker auf dem Tisch, soll in den kommenden Monaten gemeinsam mit der Gebietsbetreuung ein Konzept entstehen. Im schnellsten Fall könnte ein Umbau 2015 beginnen. Wie viel der kosten könnte, das ist aber noch offen. Klar sei jedenfalls, dass der Bezirk diese Kosten nicht allein tragen könne. Hanschitz hofft auf rasches Handeln, damit der aktuelle Aufwind im Viertel genutzt wird. Auch die Gebietsbetreuer sammeln derzeit Ideen und versuchen, die Initiativen zu vernetzen.

Die Initiatoren des „Workspace Ver:schwender“ zum Beispiel, eines offenen Arbeitsraums für Künstler und Kreative, der seit 2013 auch temporär genutzt und bespielt werden kann. Oder die Initiative „Samstag in der Stadt“, die das Areal seit 2010 zum Beispiel für einen Nachbarschaftsgarten nutzt oder für einen „Flohmarkt der wiedergefundenen Dinge“. Denn erfolgreich aufgewertet werden könne der Schwendermarkt nur in Kooperation mit den bisherigen Akteuren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Gschwandner: Supermarkt statt Kultur?

Die Stadt Wien hat kein Geld für ein Kulturzentrum.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.