S&P warnt vor einer Staatspleite. Raiffeisen und UniCredit-Bank Austria müssen ihre Verkaufspläne auf Eis legen.
Die blutige Krise in der Ukraine zwingt in Österreich Raiffeisen und Bank Austria, ihre Verkaufsüberlegungen für die Ukraine-Banken auf Eis zu legen. Das verlautete am Freitag aus informierten Branchenkreisen in Wien zur APA. Banken in der Ukraine seien derzeit jedenfalls unverkäuflich. Hält die Krise an, sind noch weitere teure Abschreibungen fällig.
Anleihen-Ausgabe abgeblasen
Die US-Ratingagentur Standard & Poor's stufte die Kreditwürdigkeit des Landes am Freitag erneut herab. Zur Stabilisierung der Ukraine sei mehr Geld aus der EU nötig, sagte der deutsche Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth (SPD). Das ukrainische Finanzministerium musste eine geplante Anleihe-Emission kurzfristig abblasen, nachdem es zum dritten Mal binnen Wochen ein Downgrading gab und Staatsanleihen nun auf "CCC" stehen, bei nochmals negativem Ausblick, also knapp vor einem Zahlungsausfall.
Aber schon davor hat die Wirtschaftskrise in dem Land den heimischen Bankern Sorgenfalten auf die Stirn getrieben. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, das schlechte wirtschaftliche Umfeld sei das größere Problem als die politische Gewalt.
Banken unverkäuflich
Die börsenotierte Raiffeisen Bank International (RBI) hatte ihre Verkaufsgespräche für die ukrainische Tochter Aval gerade erst begonnen, als erste Unruhen aufflammten. Ende des Jahres 2013 zählte Raiffeisen in der Ukraine rund 13.500 Mitarbeiter. Sie betreut dort rund 3 Millionen Kunden. Die Bank wurde bereits einem massiven Sparprogramm unterzogen.
Bei der UniCredit-Tochter Bank Austria ist es kein Geheimnis, dass sie ihre ukrainische Ukrsotsbank bei Gelegenheit liebend gern abstoßen würde, ein Startschuss für Verkaufsgespräche ist bisher aber nicht erfolgt. Er wird auch so bald nicht erwartet. Diese Bank wurde 2007 für damals fast 2 Mrd. Dollar (1,5 Mrd. Euro) gekauft. In den vergangenen Jahren musste der Firmenwert teuer abgeschrieben werden.
Mit einem blauen Auge davon gekommen ist die Erste Group: Sie hat ihre verlustreiche kleine Ukraine-Tochter vor einem Jahr verkauft.
Aus Italien hat die Intesa ebenfalls zum Rückzug aus der Ukraine geblasen. Im Jänner gab Intesa den Verkauf ihrer Ukraine-Operation an eine in Wien registrierte Gesellschaft des ukrainischen Oligarchen Dimitri Firtasch bekannt.
Österreichische Banken sind nach Medieninformationen mit einer Dreiviertelmilliarde in ukrainischen Staatsbonds engagiert. Wegen der Kämpfe schießen die Kosten für sogenannte Credit Default Swaps, mit denen sich Inhaber von ukrainischen Anleihen vor einem Staatsbankrott absichern, in die Höhe. Laut "Presse" hält die Bank Austria ukrainische Staatsanleihen im Volumen von 220 Mio. Euro. Bei der Raiffeisen Bank International sind es 534 Millionen.
(APA/AFP)