Ex-Telekom-Manager vor Gericht

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Ab Dienstag wird eine neue Untreue-Anklage abgehandelt. Es geht einmal mehr um viel Geld. 585.600 Euro sollen in der Tasche des ehemaligen Marketingchefs der Telekom-Festnetzsparte, Stefan Tweraser, gelandet sein.

Wien. Die Staatsanwaltschaft Wien nummeriert sie der Übersichtlichkeit halber einfach durch – die nach und nach abzuhandelnden Strafverfahren, mit denen die Korruptionsaffäre um millionenschwere Geldflüsse aus der Telekom Austria zu Politikern und Parteien aufgearbeitet wird. Drei Verfahren wurden schon (teilweise nicht rechtskräftig) erledigt, und ein viertes – um den Verkauf einer Telekom-Immobilie am Schillerplatz – wird am 4.März fortgesetzt.

Schon am Dienstag startet ein weiteres Verfahren (es heißt irreführend „Telekom II“, weil es schon früher angefallen ist). Es geht einmal mehr um viel Geld. 585.600 Euro sollen in der Tasche des ehemaligen Marketingchefs der Telekom-Festnetzsparte, Stefan Tweraser, gelandet sein. Ihm und weiteren drei Angeklagten, darunter dem Geschäftsführer der Werbeagentur Euro-RSCG, Gustav Eder-Neuhauser, wird Untreue zulasten der Telekom vorgeworfen.

Tweraser hat aber – und das unterscheidet ihn von den meisten Beschuldigten – den Schaden von mehr als einer halben Million Euro inzwischen zur Gänze an die Telekom zurückgezahlt, wie Konzernsprecher Peter Schiefer der „Presse“ bestätigt.

Richter Michael Tolstiuk wird die Wiedergutmachung, die einem Geständnis gleichkommt, beim Prozess durchaus berücksichtigen. Inwieweit das die Strafe – maximal mögliches Haftausmaß: zehn Jahre– reduzieren könnte, soll sich am Freitag zeigen, wenn die Urteilsverkündung stattfindet.

„Konzept“ für die Fußball-Euro

Die Causa geht auf das Jahr 2007 zurück und spiegelt ein häufig geübtes System wider: Geld aus der Telekom floss nicht direkt, sondern oft über zwischengeschaltete Werbefirmen, die oftmals einer Partei nahestanden. Wie „Die Presse“ exklusiv (4.Oktober 2011) berichtete, verrechnete die Euro-RSCG, die jahrelang die Werbeagentur der Telekom war, im Juli 2007 dem Konzern exakt 585.600 Euro. Offiziell ging es um die Erstellung einer „strategischen Konzeption des Sponsoringauftritts der Telekom Austria im Rahmen der Euro 2008“. Die Telekom war tatsächlich einer der Großsponsoren des Fußballevents. Allerdings gab es für diese Rechnung keine nachvollziehbare Leistung, weshalb die Anklage nun von einer Scheinrechnung spricht.

Von Google beurlaubt

Der Geldfluss wurde übrigens von Ex-Telekom-Manager Gernot Schieszler, der in der gesamten Telekom-Causa als Kronzeuge fungiert, und Tweraser genehmigt. In Twerasers Firma Gekko Consulting GmbH, die er laut Firmenbuch nach wie vor besitzt, soll das Geld letztlich gelandet sein.

Die Euro-RSCG gibt es indes nicht mehr. Sie wurde in Havas Worlwide umbenannt, Eder-Neuhauser ist nicht mehr Geschäftsführer. Für ihn und Tweraser gilt freilich die Unschuldsvermutung.

Tweraser wiederum kostete das in Wien laufende Strafverfahren seine Karriere: Von der Telekom wechselte er zu Google Deutschland, wo er es bis zum Verkaufsdirektor gebracht hatte. Nach einer Beurlaubung verließ er vor einem Jahr den Konzern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2014)

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