Bei Protesten wurden rund 100 Menschen festgenommen, darunter auch Oppositionsführer Alexej Nawalny. Derweil wurden sieben Oppositionelle zu mehrjährigen Hafstrafen verurteilt.
Bei Protesten in Moskau hat die Polizei am Montag mehr als 100 Menschen festgenommen, darunter auch der prominente Oppositionsführer Alexej Nawalny und zwei ehemalige Mitglieder der Aktionsgruppe Pussy Riot, Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina. Tolokonnikowas Ehemann Pjotr Wersilow veröffentlichte über den Kurznachrichtendienst Twitter am Montag ein Foto, das die beiden Aktivistinnen in einem Gefängnisbus der Polizei zeigt.
Es handelte sich um eine Kundgebung gegen Justizwillkür. Das Internet-Portal kasparov.ru berichtete von 700 Teilnehmern an der nicht genehmigten Kundgebung, die Polizei sprach von 200.
Das Gericht brummte wenig später sieben männlichen Oppositionellen Haftstrafen von zweineinhalb bis vier Jahren auf. Die einzige weibliche Angeklagte erhielt eine Bewährungsstrafe. Die Verurteilten sollen am 6. Mai 2012 - dem Vorabend der dritten Amtseinführung von Präsident Wladimir Putin - an gewaltsamen Ausschreitungen in Moskau beteiligt gewesen sein. Menschenrechtler kritisieren den Prozess als politisch motiviert, Augenzeugen hatten angegeben, die Gewalt bei der Kundgebung sei von der Polizei ausgegangen.
Nawalnys Strafe zur Bewährung ausgesetzt
Ein großes Polizeiaufgebot sicherte seit dem Morgen die Gegend um das Gerichtsgebäude. Bereits am Freitag hatte Richterin Natalia Nikischina die Angeklagten schuldig gesprochen. Schon zu diesem Zeitpunkt waren mehr als 200 Menschen bei Protesten gegen die Entscheidung festgenommen worden.
Für Nawalny ist die Festnahme besonders heikel. Er wurde im Sommer 2013 in einem von Beobachtern als politisch motivierten Prozess wegen Unterschlagung zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt, die Strafe ist allerdings zur Bewährung ausgesetzt. Nawalny ist Russlands bekanntester Anti-Korruptions-Aktivist, er hat in der Vergangenheit zahlreiche Fälle in den Reihen der Kreml-Partei "Einiges Russland" aufgedeckt und ist den Mächtigen daher ein Dorn im Auge.
Ein weiterer Prozess läuft gegen den prominenten Oppositionspolitiker Sergej Udalzow von der außerparlamentarischen Linken Front und seinen Mitarbeiter Leonid Raswosschajew. Auch sie hatten Vorwürfe zurückgewiesen, gewaltsame Proteste gegen Putin organisiert zu haben. Ihnen drohen jeweils bis zu zehn Jahre Haft.
(APA/Reuters/Red.)
