Doping: Dürr zeigt sich bei Einvernahme kooperativ

Johannes Dürr
Johannes DürrAPA/BARBARA GINDL
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Langläufer Johannes Dürr wurde vom Bundeskriminalamt auch bezüglich Hintermännern befragt. Sein EPO-Missbrauch begann im Juni 2013.

Im Dopingfall des Skilangläufers Johannes Dürr ist auch das Bundeskriminalamt (BK) aktiv geworden. Nach dem positiven Test und seinem Geständnis wurde der 26-Jährige nach der Rückkehr aus Sotschi am Sonntagnachmittag in Salzburg vom BK einvernommen. "Er ist kooperativ, die Ermittlungen bezüglich Hintermännern sind im Gang", teilte BK-Presssprecher Mario Hejl.

Tätig wurde das BK auch nach Hinweisen durch die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA). "Wir sind in Kontakt mit den Behörden und geben unsere Informationen weiter", erklärte NADA-Sprecher David Müller.

FIS lobt deutliche ÖSV-Reaktion

Indes hat der Internationale Skiverband (FIS) die konsequente Haltung des ÖSV und den sofortigen Ausschluss des gedopten Langläufers Johannes Dürr aus dem österreichischen Verband begrüßt. "Wir haben gesehen, dass der ÖSV sehr deutlich reagiert hat. Dass es keine Toleranz gibt, ist die richtige Reaktion", erklärte Generalsekretärin Sarah Lewis am Montag in Sotschi.

Die FIS wird vorerst in der Causa aber nicht aktiv werden. "Es war ein IOC-Test und dort wird jetzt auch der ganze Prozess bis hin zum Result-Management vorgenommen", erklärte die FIS-Spitzenfunktionärin.

Die nationalen Ermittlungen werden durch die neue "Integrity in Sport"-Unit des BK durchgeführt, die sich u.a. auch um Wettbetrug und Manipulationen kümmert. Demnach besteht bei Dürr der Verdacht auf einen Verstoß gegen Paragraph 147 (Sportbetrug) sowie des unerlaubten Besitzes größerer Mengen, des Handels und der Weitergabe von verbotenen Substanzen. Details durfte Hejl wegen des laufenden Verfahrens nicht nennen.

EPO-Missbrauch seit Juni 2013

Dürr hatte in Sotschi die Verwendung von EPO zugegeben. Er soll das leistungssteigernde, künstlich hergestellte Hormon seit Juni 2013 verwendet haben, zuletzt während eines Trainingsaufenthalts in der Heimat zwischen seinen zwei geplanten Olympia-Einsätzen. Er war im Skiathlon am 9.2. Achter geworden. Am späten Samstagabend, einen Tag nach der Rückkehr nach Krasnaja Poljana und wenige Stunden vor dem 50-km-Rennen, wurde das positive Testergebnis publik.

Das BK wird nach Abschluss der Untersuchungen einen Bericht an die Staatsanwaltschaft weitergeben. Diese entscheidet dann über eine mögliche Anklage.

Im ÖSV hat der Niederösterreicher Dürr jedenfalls keine Zukunft mehr. Er wird, wie von Präsident Peter Schröcksnadel in Sotschi angekündigt, aus dem Verband ausgeschlossen. Am Montag schien er nicht mehr in der auf der Website veröffentlichten Kaderliste auf. Dürrs eigene Homepage wurde "auf Grund der aktuellen Ereignisse" offline gestellt.

Langläufer hoffen auf Verbleib im ÖSV

Die Langlaufsparte hofft natürlich auf einen Verbleib im ÖSV. Schröcksnadel hatte am Sonntag in Sotschi angekündigt, er werde auf der Präsidentenkonferenz vorschlagen, den Langlauf aus dem ÖSV auszugliedern. "Wir wollen nicht immer die Krot der anderen fressen", hatte der ÖSV-Chef im ORF-TV gesagt.

Langlauf-Koordinator Dietmar Miklautsch hofft hingegen, dass dies nicht so heiß gegessen wird wie gekocht. "Ich verstehe, dass sich der Präsident ärgert. Wir werden das nach der Saison besprechen und ich hoffe nicht, dass es dazu kommt. Die anderen können ja nichts dafür", betonte Miklautsch.

Für das IOC ist der Fall Dürr offenbar noch nicht abgeschlossen. Nach den anderen Dopingfällen in Sotschi hatte das IOC nach einer Anhörung des/der Betroffenen jeweils eine Erklärung mit Sanktionen veröffentlicht. Man halte sich an die strikte Regelung, erst dann Stellung zu nehmen, wenn ein Verfahren abgeschlossen und eine Entscheidung getroffen sei, teilte Sandrine Tonge vom IOC mit.

(APA)

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